Montag, 28. Oktober 2013

ERDÖL BROT UND KORRUPTION



Im Jahr 1996 gestattete die UNO dem vom Krieg zerstörten Irak, eine begrenzte Menge Öl zu verkaufen, um die seit 1990 unter dem Embargo leidende Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen.

Im Jahr 2004 beschrieb dann eine irakische Tageszeitung, dass im Rahmen dieser Geschäfte für zahlreiche Personen und Unternehmen Schmiergelder geflossen seien.

Der Dokumentarfilm von Rémy Burkel und Denis Poncet geht diesen Vorwürfen nach.

Im Rahmen des 1996 von der UNO aufgelegten Hilfsprogramms "Öl für Lebensmittel" durfte der Irak eine begrenzte Menge Erdöl unter UN-Kontrolle ausführen und vom Erlös Nahrungsmittel und Medikamente für die seit 1990 unter dem Embargo leidende Bevölkerung kaufen. Dabei flossen in knapp sieben Jahren etwa 100 Milliarden Dollar. 

Doch im Januar 2004 deckte eine irakische Tageszeitung einen Skandal auf. Sie veröffentlichte eine Liste von Personen und Unternehmen, die Schmiergelder aus den Mitteln des Hilfsprogramms erhalten haben sollen. Die daraufhin diskret von der UNO eingesetzte und nach ihrem Vorsitzenden Paul Volcker benannte Untersuchungskommission legte im Jahr 2005 einen aufschlussreichen Bericht vor, der circa 2.500 beschuldigte Einzelpersonen und Unternehmen aus 30 Ländern nannte. Dennoch gab es kaum Ermittlungsverfahren oder gar Prozesse. Die Filmemacher Rémy Burkel und Denis Poncet haben versucht, die einzelnen Etappen des Skandals nachzuvollziehen. In Dubai, Amman, Paris, Berlin, New York und Genf trafen sie zahlreiche direkt und indirekt Beteiligte dieses beispiellosen Ölbetrugs. Dazu zählen Botschafter, ehemalige Geheimdienstler, Journalisten, UNO-Beamte, Vermittler, Anwälte, Geschäftemacher, Politiker und irakische Ärzte. 

Der Film verdeutlicht, wie das Hilfsprogramm einer so mächtigen internationalen Institution wie der UNO laut Presseaussagen zur größten Korruptionsaffäre der Neuzeit werden und dennoch überall schnell wieder in Vergessenheit geraten konnte. 

Freitag, 25. Oktober 2013

DER FALL CHODORKOWSKI



Der reichste Mann Russlands macht sich den russischen Präsidenten zum Feind und wird zu 8 Jahren Lagergefängnis in Sibirien verurteilt. Bei einem Treffen im Kreml 2003 spricht der Unternehmer Mikhail Khodorkovsky Vladimir Putin im Fernsehen offen auf Korruptionsfälle in der russischen Politik an. Die Diskussion war im Vorfeld abgesprochen, doch der charismatische Oligarch tritt etwas zu entschlossen, etwas zu selbstsicher auf und brüskiert Putin. Trotz aller Warnungen und mit der Gewissheit, dass seine öffentlichen Vorwürfe Konsequenzen haben werden, kehrt der Multimilliardär nach Russland zurück -- und wird verhaftet. Warum blieb Mikhail Khodorkovsky nicht im Ausland? Wieso kehrte er nach Russland zurück, nachdem er den Zorn des mächtigsten Politikers seines Landes auf sich gezogen hatte und seine linke Hand im Unternehmen Yukos bereits inhaftiert war?

Anhand von 180 Stunden Interviews, die er zu 111 Minuten verdichtet, rekonstruiert Cyril Tuschi den Werdegang Chodorkowskis. Der 1963 geborene Chemiker mit jüdischen Wurzeln kann aufgrund seiner Herkunft keine wissenschaftliche Laufbahn anstreben. 1989 gründet er die erste russische Privatbank. Gorbatschow und Jelzin protegieren ihn. 1995 folgt der Kauf der Ölfirma Yukos. 2002 gilt Chodorkowski bereits als reichster Russe unter 40 Jahren. Anfangs wird er auch von Putin unterstützt, doch als bei Chodorkowski ein Sinneswandel einsetzt und er beginnt, die Korruption in Russland anzuprangern, wird er systematisch eingeschüchert. Das endet damit, dass eine russische Spezialeinheit bei einer Zwischenlandung in Nowosibirsk den Privatjet des erfolgreichen Geschäftsmanns stürmt und Chodorkowski verhaftet.

Dienstag, 22. Oktober 2013

AKTE SIEMENS - DIE GESCHÄFTEMACHEREI EINES WELTKONZERNS



Im März 2005 steht ein ehemaliger Siemens-Manager vor der Konzernzentrale und protestiert gegen Korruption und Bestechung. Er erzählt dem Vorstand von zweifelhaften Geschäftsmethoden des Weltkonzerns. Kurz darauf bekommt er von Siemens einen Vertrag zur Unterschrift, in dem er sich zum Stillschweigen verpflichtet.

Ein Jahr später wird öffentlich, dass das Unternehmen in einen der größten Bestechungs- und Korruptionsskandale verwickelt ist, die es in Deutschland je gegeben hat. Die Ermittler entdecken schwarze Kassen und Bestechungssummen in Milliardenhöhe. Von all dem hätten sie nichts gewusst, beteuern die damaligen Vorstandschefs.

Akte Siemens: die Dokumentation erzählt von bislang unbekannten konspirativen Geschäften mit Geheimdienstlern in Moskau, deckt heimliche Kartelle auf, etwa bei der Lieferung von Kraftwerksanlagen, und berichtet von anderen dubiosen Geschäftspraktiken, die den Weltkonzern in Verruf gebracht haben.

Freitag, 18. Oktober 2013

LACHSFIEBER



Der norwegische Unternehmer John Fredriksen ist Eigentümer von "Marine Harvest", eines Milliardenkonzerns, der sein Geld vor allem mit der kommerziellen Lachszucht in sogenannten "Lachsfarmen" verdient. 

Weil die Auflagen bezüglich Tierschutz und Umweltschutz in Norwegen zu streng sind, hat "Marine Harvest" den Schwerpunkt seiner Tätigkeit nach Chile verlagert, wo er, beinahe ungehindert durch irgendwelche gesetzlichen Auflagen, die Lachszucht betreiben kann, ohne irgendeine Rücksicht auf Mensch, Tier oder Umwelt nehmen zu müssen. Skrupel scheinen John Frederiksen oder seine Mitarbeiter dabei nicht zu kennen, nicht einmal, wenn es um unzählige Menschenleben geht.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

WIE WIRD DIE STADT SATT? - DER KAMPF UM DIE NAHRUNGSMÄRKTE DER ZUKUNFT



Der Kampf um die Nahrungsmärkte der Zukunft

Der Agrarwissenschaftler Peter Smeets hat eine Vision: Der Großteil unserer Lebensmittelerzeugung, Gemüseproduktion und Viehhaltung soll in großen industriellen Zonen rund um die Stadt stattfinden. Sein Stichwort heißt Effizienz - ob bei Schweinezucht, Schlachtung, Milchviehbetrieben oder überdimensionalen Gewächshäusern. Denn seine Überzeugung lautet: "Den meisten Menschen ist es egal, woher ihr Essen kommt, solange es gut und billig ist. Sie interessieren sich erst dann für die Produktion, wenn etwas schief läuft." 

Das sehen die Urban Gardeners in Berlin ganz anders. In einer Diskussionsrunde inmitten der Kistenbeete und Sonnenblumen auf dem ehemaligen Tempelhofer Flughafengelände und in den Prinzessinnengärten im Szenekiez Kreuzberg erfährt man, worum es den Kleingärtnern geht: um den Kontakt mit der Natur, soziales Miteinander, gemeinsames Nachdenken und um eine alternative Versorgung. 

Roman Gaus aus Basel geht einen Schritt weiter - er möchte "Urban Farming" nach dem IKEA-Modell weltweit verbreiten. Mit seiner Pilotanlage auf einem Industriehallendach in Basel produziert der Stadtbauer Fisch und Gemüse und beliefert bereits fünf Restaurants "mit dem frischsten Fisch in der Stadt." 

Solche Versuche kann Peter Smeets nur belächeln, "für einen Nischenmarkt könnte das funktionieren, aber wenn man über die Welternährung spricht, lässt sich das nur in einem globalen Netzwerk lösen". So fährt Peter Smeets nach Indien, ein Land, in dem die von ihm erdachten "Agroparks" Wirklichkeit werden könnten. Denn hier ist Platz für den Bau riesiger industrieller Ernährungsparks, und der Bedarf, die Landwirtschaft weiter zu industrialisieren, ist groß. 

Smeets Gegenspieler ist Felix zu Löwenstein. Der Autor des Buches "Food Crash - Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr" klagt an, dass wir kein Produktionsproblem haben, sondern ein Verteilungsproblem. Vielen Menschen auf dem Land fehle Zugang zu Wasser, zu Finanzierung und Bildung. Als Ökolandwirt beobachtet er mit großer Besorgnis die zunehmende Ausblutung ganzer Landstriche in Europa und in den Entwicklungsländern. Was soll aus diesen sich leerenden Landschaften werden? Ohne einen Mentalitätswandel vor allem in den Industrienationen sieht Löwenstein die Welt in eine globale Ernährungskrise ungekannten Ausmaßes stolpern. Bleibt nichts anderes übrig, als das Konsumverhalten der Menschen zu akzeptieren und ihren ständig steigenden Bedarf so effizient wie möglich zu befriedigen? Oder führt uns dieser Weg zwangsläufig in eine Sackgasse?

Mittwoch, 2. Oktober 2013

WENIGER IST MEHR: DIE GRENZEN DES WACHSTUMS UND DAS BESSERE LEBEN



DIE GRENZEN DES WACHSTUMS UND DAS BESSERE LEBEN In einem Selbstversuch will die Journalistin Karin de Miguel Wessendorf herausfinden, wie zukunftsfähig ihr eigener Lebensstil ist. In Deutschland, Frankreich, Spanien und England geht sie der Jahrhundertfrage nach: Wie können wir trotz begrenzter Ressourcen einen Lebensstandard aufrechterhalten?

Kann es Wohlstand ohne Wirtschaftswachstum geben? Der Dokumentarfilm sucht nach Lebens- und Wirtschaftsmodellen, die den Weg in die Postwachstumsgesellschaft weisen. Die Filmemacherin Karin de Miguel Wessendorf unternimmt einen Selbstversuch und fragt: "Was muss ich ändern, damit mein Lebensstil zukunftsfähig ist? Und worauf kann ich verzichten ohne Verlust an Lebensqualität?" Auf ihrer Reise durch Europa besucht sie Menschen, Initiativen und Unternehmen, die erkannt haben, dass Wirtschaftswachstum nicht das Maß aller Dinge sein kann. 

Bisher lautet das Credo von Wirtschaft und Politik "kein Wohlstand ohne Wachstum". Ein stetiges Wirtschaftswachstum gilt als Garantie für Arbeitsplätze und für die Lebensqualität der Bevölkerung. Wer an dem Wachstumsdogma zweifelt, wird als realitätsfremd belächelt. Doch Wirtschaftskrise und Klimawandel haben diesen Glauben erschüttert. Bevölkerungsexplosion, Energiekrise und Umweltbelastung sind Probleme, die sich nicht länger verdrängen lassen. Immer mehr Menschen gelangen zu der Überzeugung: Grenzenloses Wachstum ist in einer Welt begrenzter Ressourcen nicht möglich. Trotz Steigerung des Bruttoinlandsproduktes ist die persönliche Lebenszufriedenheit in den Industrieländern seit den 70er Jahren nicht mehr gewachsen. Kann es also sein, dass die Konsumgesellschaft das Versprechen vom Glück nicht hält? Was braucht man wirklich, um ein gutes Leben zu führen? 

Der demografische Wandel, die begrenzten Ressourcen des Planeten und die aktuellen Wirtschaftskrisen sorgen derzeit ohnehin für eine Wachstumsbremse. Höchste Zeit, umzudenken und den Ausstieg aus dem zerstörerischen Wachstum selbst zu steuern. Eine Bewegung ist entstanden, die nach Alternativen sucht. Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler und Aktivisten arbeiten in Theorie und Praxis am Aufbau einer "Postwachstumsgesellschaft" - einer Gesellschaft, in der ein besseres Leben für Mensch und Umwelt auf lange Sicht möglich sein soll. 

Auf ihrer Reise stellt Karin de Miguel Wessendorf fest, dass die Suche nach einem nachhaltigen Lebensstil nicht unbedingt Verzicht bedeuten muss, in vielen Fällen ist es sogar ein Gewinn an Lebensqualität.