Dienstag, 3. März 2015

KREBSVORSORGE - CHANCE ODER RISIKO?



Krebs - eine Diagnose, vor der sich jeder fürchtet. Millionen von Menschen lassen sich deshalb jedes Jahr den Darm spiegeln, die Haut untersuchen oder die Brüste röntgen. Doch die internationale Wissenschaft betrachtet die Vorsorgeuntersuchungen mit wachsender Skepsis.

Tests halten nicht immer, was sie versprechen
Krebsfrüherkennung ist wichtig und richtig, vor allem wenn es eine erbliche Vorbelastung in der Familie gibt. Doch einige Früherkennungstests halten nicht immer, was sie versprechen. Zum Beispiel werde der Nutzen beim Brustkrebs-Screening, einer Röntgenuntersuchung der Brust, häufig überschätzt. Laut dem Harding-Zentrum für Risikokompetenz sterbe von 1000 Frauen die zur Mammografie gingen, etwa eine weniger an Brustkrebs als von 1000, Frauen ohne Mammografie. In der Öffentlichkeit würden sich aber Zahlen finden lassen, die von "dreißig Prozent" weniger Todesfällen sprechen würden.

2009 haben auch die US-Gesundheitsbehörden ihre Mammografie-Empfehlungen geändert. Frauen unter 50 Jahren sollten sich keiner regelmäßigen Brustkrebsvorsorge mehr unterziehen. Es gäbe zu viele Fehlalarme und zu wenige gerettete Frauen. In dieser Altersklasse überwiegen die Nachteile die Vorteile.

Solche Tatsachen haben eine öffentliche Diskussion ausgelöst, die vor allem eins bewirkt: die Verunsicherung der Patienten. Immer mehr Menschen stellen sich die Frage, ob sie noch zur Vorsorge gehen sollen oder nicht.

Unnötige Diagnosen und Therapien?
In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts begann der Siegeszug der Krebsvorsorge. "Krebsvorsorge kann Leben retten" - so das Motto vieler Vorsorgekampagnen. Sie suggerieren: Wer nicht mitmacht, spielt mit seinem Leben. Wer regelmäßig zur Vorsorge geht, der hofft, sich schützen zu können. Doch vierzig Jahre später bezweifeln viele Experten den Nutzen der Reihenuntersuchung gesunder Menschen.

Einige Experten und Ärzte diagnostizieren sogar einen deutlichen Schaden - etwa durch unnötige Diagnosen und Therapien. "Insgesamt ist es so, dass diese Untersuchungen immer mehr Menschen schaden, als dass sie nutzen.", bilanziert Prof. Ingrid Mühlhauser von Institut für Gesundheitswissenschaften der Universität Hamburg. Sie hält den Nutzen von Darmspiegelungen für überbewertet und die Gefahren, die solch ein Eingriff mit sich bringt, für unterschätzt.

Risiko einer Überdiagnose?
Auch andere Experten sehen das Risiko einer Überdiagnose durch die Früherkennung, ohne diese medizinische Maßnahme jedoch grundsätzlich in Frage zu stellen. Für den Patienten werfen diese Erkenntnisse eine Reihe von Fragen auf. Welchen Sinn kann die Krebsvorsorge also haben?

Die Dokumentation von Kathrin Pitterling beleuchtet die aktuelle Debatte und hinterfragt Expertenmeinungen. Dabei werden Früherkennungsuntersuchungen für Prostatakrebs, Brust-, Darm-, und Gebärmutterhalskrebs vorgestellt.

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