Dienstag, 30. September 2014

DIE YES MEN REGELN DIE WELT



Andy Bichlbaum und Mike Bonanno sind zwei besonders einfallsreiche globalisierungskritische Politaktivisten. Sie geben sich mit unglaublicher Chuzpe als Vertreter offizieller Organisationen, internationaler Konzerne und Regierungen aus und lassen sich zu Statements und Reden in Fernsehsendungen oder auf internationalen Konferenzen einladen. Stets seriös in Anzug mit Krawatte gekleidet, wollen sie durch bewusst satirische und schockierende Reden über die Auswüchse der globalisierten Wirtschaft ihr Publikum - Konzernmanager, Lobbyisten und Regierungsvertreter - aufrütteln.

Trotz ihrer abstrusen Theorien und Powerpoint-Präsentationen, die offensichtlich die Grenzen der Ethik überschreiten, gehen ihnen ihre Opfer oftmals auf den Leim. Im Namen von Marktgesetzen und ökonomischen Grundsätzen werden offenbar die verrücktesten und unmenschlichsten Ideen akzeptiert. Fast könnte man die Wirtschaftskrise 2008 als Glücksfall bezeichnen - immerhin führte sie jene ad absurdum, die gestern noch das wirtschaftliche Denkmonopol hatten. Allein schon das macht die Yes Men heute zu Propheten.

http://theyesmen.org/

Montag, 29. September 2014

BANKSY - EXIT THROUGH THE GIFT SHOP




Durch Zufall wird Hobbyfilmer Thierry auf den geheimnisvollen Graffitikünstler Banksy aufmerksam und plant eine Reportage über den legendären Sprayer, der eigentlich seine Identität im Verborgenen hält. Doch Banksy dreht den Spieß um: Er richtet die Kamera auf Thierry und begleitet den durchgeknallten Franzosen auf dessen Weg zum erfolgreichen Kunstschöpfer Mr. Brainwash.

Entstanden ist eine kurzweilige und ironische Doku mit kritischen Seitenhieben auf Medien und Kommerz. Fazit: Erfrischendes und unterhaltsames Experimentalwerk über Street-Art“.

PROFIT UM JEDEN PREIS - DIE BP STORY



Bereits ein Jahr nach der Explosion der Ölbohrplattform "Deepwater Horizon", bei der 640 Millionen Liter Öl in den Golf von Mexiko liefen, erklärte sich BP als Sieger: Das meiste Öl sei verschwunden. Die Gefahr sei gebannt. Doch sieht die Realität bedeutend anders aus.

Zwei Jahrzehnte spürte der Journalist Greg Palast dem Ölkonzern BP nach und fand bei seinen Nachforschungen heraus, dass die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko nicht die einzige ist, für die BP die Verantwortung trägt. Weltweit ist BP an Umweltvergehen beteiligt.
In der Arktis Alaskas ließ BP über 750 000 Liter Öl auslaufen. Der Grund dafür ist, dass BP den Zustand der Pipelines seit acht Jahren nicht mehr überprüft hatte. Das lag nach den Worten eines klagenden Anwalts daran, dass „BPs Programm zur Kosteneinsparung schreckliche Folgen hatte". Laut einem Programmierer von Testausrüstungen für Ölfirmen können sich die Kosten auf bis zu 1 Million Dollar pro Meile Rohr belaufen. Durch BPs Versäumnis, die Rohre zu überprüfen, hat die Firma vielleicht Millionensummen eingespart, gleichzeitig jedoch die Zerstörung der letzten unberührten Wildnis verursacht.

Schon vor Jahren leitete Greg Palast eine Untersuchung über die Exxon-Valdez-Katastrophe von 1989. Er enthüllte, dass trotz des Namens "Exxon" auf dem Tanker eine Firma namens "Alyeska" für das Eindämmen der Ölpest verantwortlich war, deren Mehrheitsaktionär BP ist. Die Firma reagierte jedoch so langsam, dass das Öl über 2000 km der Küste Alaskas zerstörte. Auch 22 Jahre nach der Ölpest ist das Öl noch an den Stränden zu finden.

In Aserbaidschan entdeckt Palast, dass es 17 Monate vor der Explosion der BP-Ölbohrplattform im Golf von Mexiko eine verdächtig ähnliche Explosion auf einer BP-Plattform im Kaspischen Meer gab. BP hat diese Explosion nie bestätigt, gab jedoch zu, dass es zur Freisetzung von Gasen kam. Die Firma hat ihren internen Bericht über diesen Vorfall, der womöglich zum bis dahin umfangreichsten Austritt von Öl aus einer Offshore-Ölbohrplattform führte, nie veröffentlicht. Und als größter ausländischer Investor des Landes und mithilfe von Bestechungsgeldern hat BP im Polizeistaat Aserbaidschan nichts zu befürchten.

Sonntag, 28. September 2014

MIT VOLLGAS IN DIE HUNGERKRISE



Die weltweiten Getreidevorräte reichen gerade einmal für 37 Tage, obwohl die Versorgung nach offiziellen Vorgaben 60 Tage lang gewährleistet sein muss. Warum ist das so? Der Anstieg der Rohstoffpreise, die Verknappung landwirtschaftlicher Nutzflächen, der Einsatz pflanzlicher Grundstoffe zur Herstellung von Biotreibstoff, und auch die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten aufstrebender Volkswirtschaften wie Indien und China haben die Welt in eine tiefe Nahrungsmittelkrise gestürzt, die offenbar außer Kontrolle zu geraten droht.

Die Filmemacher haben in Europa nachgeforscht und Meinungen von Experten der Welternährungsorganisation FAO zum aktuellen Ungleichgewicht der Märkte eingeholt. Sie haben sich in den ländlichen Regionen Argentiniens und der USA umgesehen, den beiden größten Produzenten von Biotreibstoff und Befürwortern genmanipulierter Pflanzen. Und sie sind nach China gereist, um nachzufragen, wie die dortige Regierung die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung sichern will. Denn Chinas Bedarf an Getreide entspricht schon heute der gesamten Weltproduktion. Peking betreibt ein Wettrennen gegen die Zeit, mit dem Ziel, immer schneller immer mehr Nahrungsmittel zu produzieren. Ein Spiel mit hohem Einsatz, bei dem es um die Zukunft und das Gleichgewicht des gesamten Planeten geht.

Donnerstag, 25. September 2014

DER INSZENIERTE HUNGER



Der inszenierte Hunger ist eine Dokumentation von Jihan El-Tahir über Getreidehilfslieferungen aus Europa und USA nach Zambia. Inhalt: "Seit mehr als zwanzig Jahren wird Getreide nicht (nur) dort hingebracht, um Bedürftigen zu helfen, sondern um die Produktionsüberschüsse der hoch subventionierten Bauern in den USA, Kanada und Westeuropa abzubauen. In den USA z.B. darf mit den Finanzhilfen für die Hungerbekämpfung nur US-amerikanisches Getreide gekauft und dann per Schiff dort hin gebracht werden. Für das gleiche Geld könnte man vor Ort auch doppelt so viel Getreide kaufen, weil die Preise niedriger sind und die langen Transportwege wegfallen würden. Dazu kommt, dass US-amerikanisches Getreide größtenteils genverändert und teilweise patentiert ist, aber wehe die Hilfslieferungen werden abgelehnt.

Die Dokumentation wurde auf ARTE ausgestrahlt und erhielt den Medienpreis Entwicklungspolitik.

Mittwoch, 24. September 2014

FLOW - WASSER IST LEBEN



Mehr als 30% der Menschheit leidet unter den Folgen der Wasserknappheit, jedes Jahr sterben mehr als 2 Millionen Menschen aufgrund schlechten oder fehlenden Wassers. Großkonzerne privatisieren die Süßwasservorräte der Erde, und sauberes Wasser könnte zu einem der wertvollsten Güter aller Zeiten werden. Wie der Mensch auch in Zukunft weiterhin von der Natur leben kann, ist die Frage in einer Zeit, in der so viele Menschen wie nie zuvor täglich um sauberes Wasser kämpfen müssen.

Eine großartige Dokumentation zum Thema Nummer eins des aktuellen Jahrhunderts: Der Zugang zu sauberem Wasser. Regisseurin Irena Salina beleuchtet die Problematik, interviewt Verantwortliche beider Seiten und führt den Zuschauer mit allen Pro- und Contraargumenten an diese noch offene Frage heran. Der Film wurde 2008 auf dem Sundance-Festival für den Großen Preis der Jury nominiert.

Wer hierzulande den Wasserhahn aufdreht, macht sich meist keine Vorstellung davon, welchen Luxus er eigentlich gerade erlebt. Denn in unserem gemäßigten Klima mit den vergleichsweise strengen Gesetzen ist es relativ einfach, sauberes Wasser für zig Millionen bereitzustellen. Doch der Schein trügt: Eine ganze Menge der über 100.000 bekannten industriellen Chemikalien, die auch in unserem Trinkwasser vorkommen, werden sogar schon beim Duschen in den Körper aufgenommen. Über den Abwasserkreislauf und das Grundwasser gelangt das Wasser - und mit ihm die gelösten Chemikalien - letztendlich wieder in die Nahrungskette und verteilt sich damit in die Körper aller Menschen, Tiere und Pflanzen.

Dass plötzlich in der Seine nur noch weibliche Fische schwimmen, Inuit-Mütter selbst im höchsten Norden des Planeten Industriechemikalien mit der Muttermilch abgeben und die Konzentration von Erkrankungen aller Art in der Nähe von großformatiger Düngung in Industrieländern wie Entwicklungsländern gleichermaßen zunehmen, ist aller Wahrscheinlichkeit dem vom Menschen verschmutzten Wasserkreislauf zuzuschreiben. Es tobt ein Kampf um die Trinkwasserversorgung der Menschheit: Für die einen ist sauberes Trinkwasser ein Produkt, das der Kunde sich leisten können muss, für die Mehrheit ist Trinkwasser jedoch ein Menschenrecht, das im Bedürftigkeitsfall auch kostenlos zur Verfügung zu stehen hat.

Neben Kostendeckung und Gewinnmaximierung, die die Hauptargumente für die Unternehmen und ihre Anteilseigner darstellen, treten noch andere Problematiken zu Tage: Wasserverarbeitende Unternehmen zahlen meist gar nichts für das Wasser, das sie der Umwelt, also der Allgemeinheit, entnehmen, um es aufzubereiten, abzufüllen und zu verkaufen. Auch sind manche Konzerne mittlerweile so groß geworden, dass die abgepumpte Wassermenge deutlich sichtbare Auswirkungen auf die Umwelt hat: Es ist nicht mehr genug für alle da, Flüsse verwandeln sich in Sümpfe, der Grundwasserspiegel sinkt ab, oder mit ihm auch gleich die ganze Landschaft.

Die Filmemacherin Irena Salina dokumentiert mit eindrucksvollen Interviews und bewegenden Bildern einen Kampf der Ideologien. Einen Kampf, der bis auf wenige Ausnahmen nahezu deckungsgleich ist mit den Unterschieden zwischen arm und reich. Die Frage, ob Wasser ein Produkt oder ein Gut ist, lässt sich am ehesten mit dem Sonnenlicht vergleichen: Das Sonnenlicht ist ein Teil unserer Welt und gehört selbstverständlich niemandem und allen zugleich. Niemand würde auf die Idee kommen, die Welt abzuschatten und Licht nur denen zu verkaufen, die es bezahlen können.

Ob es sich mit Wasser ähnlich verhält, wird die Zukunft zeigen: Kann jemand sich das Recht nehmen, den Stoff, mit dem ein Großteil der Erdoberfläche bedeckt ist, und aus dem die Menschen zu 70% bestehen, einzusammeln und den Leuten, denen man es sprichwörtlich abgesaugt hat, zurückzuverkaufen? Dies ist nicht nur die Botschaft von Irena Salinas beeindruckender Dokumentation, sondern auch brennendes Thema nahezu sämtlicher Umweltorganisationen, ethischer Think Tanks und natürlich all derer, die kein sauberes Wasser haben. Eine beeindruckende kurzweilige Dokumentation, die zum Nachdenken, Diskutieren und vor allem zum Aktiv-Werden anregt.

Dienstag, 23. September 2014

TATORT REGENWALD - UNDERCOVER GEGEN DIE HOLZMAFIA



Immer mehr Wälder gerade seltener Holzarten fallen illegalen Rodungen zum Opfer, und mit den Wäldern verlieren auch seltene Tiere ihren Lebensraum. Die Dokumentation begleitet den Umweltaktivisten Alexander von Bismarck.

Der Masoala Nationalpark auf der ostafrikanischen Insel Madagaskar ist die Heimat ganz außergewöhnlicher Arten, die sonst nirgends auf der Welt vorkommen. Doch deren Überleben ist durch massives, illegales Abholzen der Wälder bedroht. Besonders betroffen sind Palisander, Eben- und Rosenholz. Ein Großteil des Holzes gelangt nach China oder in die Europäische Union und wird dort zu Musikinstrumenten verarbeitet.

Skrupellose Holzfäller agieren überall auf der Welt. Die zu erwirtschaftenden Gewinne sind äußerst lukrativ. Und so verwundert es nicht, dass der illegale Holzhandel inzwischen als eine der größten Einnahmequellen der Mafia weltweit gilt. Doch es drohen nicht nur seltene Holzarten für immer zu verschwinden. Illegales Holz ist häufig auch "blutiges Holz". Die Rodung bedroht seltene Tiere, die den illegalen Holzfällern zum Opfer fallen, in dem diese ihnen den natürlichen Lebensraum nehmen.

Umweltschützern gelingt es nicht oft, die Verantwortlichen für den fortschreitenden Raubbau am Regenwald in flagranti zu ertappen. Doch verdeckte Ermittler einer kleinen Naturschutzgruppe sind jetzt den Holzräubern auf der Spur. Als Umweltspion hat Alexander von Bismarck dem internationalen Holzschmuggel den Kampf angesagt. Mit versteckten Kameras sichert er Beweise, trifft unter falscher Identität Holzfäller und Mafiabosse und kämpft so gegen die skrupellose Plünderung der Regenwälder. Seine Aktionen decken die gesamte Lieferkette auf, enttarnen Importeure wie Händler. Und er hat Erfolg. Durch seine Aufnahmen konnte er die Verantwortlichen in den USA überzeugen, dass es Gesetze gegen die Einfuhr bestimmter Holzarten geben muss. Nun setzt er sich dafür ein, dass die Mittäter in Amerika und Europa auch bestraft werden.

Montag, 22. September 2014

TOXIC CITY - DEUTSCHER GIFTSCHROTT FÜR GHANA



Toxic City wird der Stadtteil Agbogbloshie der Hauptstadt Ghanas genannt. Dort schlachten kleine Kinder Elektroschrott aus. Tausende Tonnen Elektroschrott – auch aus Deutschland – gelangen jährlich per Schiff nach Ghana.

Europäische Reeder verschiffen alte PCs und Geräte nach Afrika, wo die Fracht illegal entsorgt wird. Schwermetalle verseuchen Mensch und Umwelt. Die giftigen Schwermetalle verseuchen die Menschen, die Böden, die Flüsse und die Fische – und die Händler verdienen dabei ein Vermögen. Ein Großteil des Elektroschrotts kommt aus Deutschland.

Als Second-Hand-Ware deklariert kommt der Sondermüll nach Accra. Dass die alten Bildschirme Blei und krebserregendes Kadmium enthalten und aus den Kühltruhen giftige Flüssigkeiten tropfen, interessiert niemanden. Die Pfützen schimmern in Regenbogenfarben. Im Fluss Densu, der schwarz und zäh mitten durch die Halde führt, schwimmen keine Fische mehr.

Mittwoch, 17. September 2014

DAS COOLNESS-DIKTAT



Weltweit verkauft die Firma Apple Computer und Telefone. Das tun andere Firmen auch, aber keine hat dieses spezielle Image, neben dem praktischen Nutzen auch ein bestimmtes Lebensgefühl mitzuliefern. Wie ist es dem kürzlich verstorbenen Steve Jobs gelungen, seinen Produkten diese außergewöhnliche Position zu verschaffen?

Die Produkte der Firma Apple, seien es Computer oder Telefone, vermitteln den Käufern beziehungsweise Nutzern eine bestimmte Lebensart und die Zugehörigkeit zu einer besonderen - oft auch als elitär bezeichneten - Gruppe der Gesellschaft, die äußerst anziehend wirkt. Durch den Kauf eines Macintoshs, eines iPhones oder iPods fühlt sich der Verbraucher automatisch auf einer Stufe mit Künstlern und anderen Antikonformisten.

Wie hat es die Firma Apple, die in einer bescheidenen Garage in Kalifornien ihren Anfang nahm und zu einem weltweit agierenden Konzern aufgestiegen ist, geschafft, die Kunden selbst zu den effizientesten Missionaren der Marke zu machen? Sogar das Logo - ein angebissener Apfel - steht für Rebellion und Freiheit. Apple scheint zu einer Art neuer Religion oder Weltanschauung geworden zu sein. Und ihr Guru heißt Steve Jobs, der im Oktober 2011 gestorbene geniale Erfinder der kalifornischen Marke.




Freitag, 12. September 2014

DIE PROPAGANDASCHLACHT UM DIE GENTECHNIK



Wenn man den Versprechen der Gentechnik-Industrie glaubt, gilt eines der größten Probleme der Menschheit schon als gelöst: die Welternährung. Viele Millionen Euro haben Agrartechnik-Riesen in Kampagnen für Politiker, Bauern und Verbraucher gesteckt. Sie behaupten, dass sich mit Gentechnik größere Erntequoten auf kleineren Feldern erzielen ließen, und das mit weniger Pestizid. Doch vielerorts kommen Zweifel auf: Erträge mit gentechnisch verändertem Saatgut gehen oft nach wenigen Jahren zurück - die Natur wehrt sich und bildet Resistenzen.

Donnerstag, 11. September 2014

KAUFEN FÜR DIE MÜLLHALDE - DIE GEPLANTE OBSOLESZENZ



Glühbirnen, Nylonstrümpfe, Drucker, Mobiltelefone - bei den meisten dieser Produkte ist das Abnutzungsdatum bereits geplant. Die Verbraucher sollen veranlasst werden, lieber einen neuen Artikel zu kaufen, als den defekten reparieren zu lassen. Die bewusste Verkürzung der Lebensdauer eines Industrieerzeugnisses, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, nennt man "geplante Obsoleszenz". Bereits 1928 schrieb eine Werbezeitschrift unumwunden: "Ein Artikel, der sich nicht abnutzt, ist eine Tragödie fürs Geschäft".

Gestützt auf mehr als drei Jahre dauernde Recherchen, erzählt die Dokumentation die Geschichte der geplanten Obsoleszenz. Sie beginnt in den 20er Jahren mit der Schaffung eines Kartells, das die Lebensdauer von Glühbirnen begrenzt, und gewinnt in den 50er Jahren mit der Entstehung der Konsumgesellschaft weiter an Boden.

Dienstag, 9. September 2014

SCHLUSS MIT SCHNELL



Die globalisierte Beschleunigung hat uns alle fest im Griff. Verantwortlich für diese Geschwindigkeit ist die unkontrollierte Entwicklung von Wissenschaft, Technik und Wirtschaft. Wir sind in einem Zustand permanenten Zeitdrucks. Doch überall auf der Welt verweigern sich immer mehr Menschen dem allgegenwärtigen Stress. Eine Ode an das selbstbestimmte Leben.

Immer schneller, immer effizienter, immer rentabler - was haben wir aus der Zeit gemacht? Die Zeit scheint sich dem allgemeinen Maß des Geldes nicht mehr entziehen zu können. Wir sind in die Ära der Beschleunigung eingetreten, in die Ära der Norm gewordenen Unverzüglichkeit. Aber zu welchem Preis? Im Finanzwesen und in der High-Tech-Branche führt der immer größere Zeitdruck zu ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Katastrophen. 

Doch es gibt eine Gegenbewegung: Weltweit haben Frauen und Männer beschlossen, sich auf einem Planeten mit begrenzten Ressourcen dem Diktat der Dringlichkeit zu widersetzen. In Europa, Lateinamerika, den USA und Indien gibt es Initiativen einzelner Personen und Vereine, die nach Wegen suchen, um zu einem Umgang mit der Zeit zurückzufinden, der Aufmerksamkeit, Geduld und Sinnhaftigkeit ermöglicht. 

Wer sind diese neuen Rebellen, die einen anderen Rhythmus vorleben, um eine fruchtbare Beziehung mit der Zeit wiederzuentdecken? Das Barefoot College in Indien zum Beispiel bildet Tausende von Frauen aus ländlichen Gebieten in der Herstellung von Solartechnik aus. Auch Versuche der Entglobalisierung können zur Entschleunigung beitragen: Die Städte Romans-sur-Isère und Bristol führen eine Alternativwährung ein, um das tägliche Leben wieder lokaler zu gestalten. Und im amerikanischen Ithaca haben Landwirtschafts- und Kreditgenossenschaften bereits bewiesen, dass sie die Wirtschaft lokal verankern können. 

Als Gegenmodell zum Wettlauf um Zeit und Rentabilität könnten diese Alternativen beispielhaft für die Welt von morgen sein. Im Grunde sind sie die praktische Umsetzung der kritischen Analysen von Philosophen, Soziologen, Wirtschaftswissenschaftlern und Forschern wie Pierre Dardot, Rob Hopkins, Geneviève Azam und Bunker Roy.

Freitag, 5. September 2014

SHOP 'TIL YOU DROP - SHOPPEN BIS ZUM UMFALLEN



Heute ist die Freude darüber, etwas Schönes und Neues zu erwerben, längst dem Zwang gewichen, immer das Neueste, Beste und Schönste besitzen zu müssen. Die Dokumentation beleuchtet am Beispiel der USA das Konsumverhalten der letzten 60 Jahre.

Warum wird eigentlich überall und zu jeder möglichen Tages- und Nachtzeit gekauft? Die Dokumentation analysiert auf unterhaltsame Weise die Evolution des modernen Menschen zum Konsumenten. Sie zeigt am Beispiel der USA, dem langjährigen Vorbild der westlichen Hemisphäre, die gesellschaftliche Situation vor 60 Jahren, als der Konsumterror seine Anfänge nahm. Vom neuesten Auto, das schöner und schneller zu sein hatte als das des Nachbarn, bis zum trendigen Mobiltelefon, von dem jedes Jahr ein neues angeschafft werden muss, jedes bunter und hipper als das alte Modell. Doch auch die Konsequenzen des permanenten Konsums werden ins Bild gerückt. Denn das schöne und bisweilen erhebende Gefühl, mit dem neuen Kauf ein frisches Stück vom Glück erworben zu haben, stellt sich immer schneller als trügerisch, weil unbefriedigend, heraus. Und die Ausbeutung der Ressourcen und das Wachsen der Abfallberge werden immer offensichtlicher. So stehen der Euphorie, das Neueste, Beste und Schönste zu besitzen, die Leere nach dem Kauf und die programmierte Katastrophe für die künftigen Generationen gegenüber.

Kaufen steigert sich zum Zwang, Neues besitzen zu müssen. Die Freude an neu Erworbenem währt immer kürzer und das Konsumkarussell dreht sich immer schneller. Folgen sind unter anderem schwindende Rohstoffe und wachsende Müllberge. Der Themenabend zeigt zum einen am Beispiel der USA die Geschichte des Konsumverhaltens und zum anderen den Versuch einer Familie, sich durch bewussten Verzicht dem Konsumterror zu entziehen.

Donnerstag, 4. September 2014

THE CORPORATION



Der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilm "The Corporation" hat Konzerne zum Thema - und deren Kritik. 

Er gewann den Titel als beliebtester kanadischer Film beim Internationalen Filmfestival in Vancouver, 2004 den Publikumspreis des angesehenen Sundance Film Festivals und 2005 den Genie Award als bester Dokumentarfilm. Und das obwohl das Thema des Filmes keineswegs ein leicht bekömmliches ist. Doch den Regisseuren - Mark Achbar, Joel Bakan und Jennifer Abbott - ist es gelungen, dieses anschaulich aufzubereiten. Es geht um Nike und Lego. Und um noch viel mehr. Es geht um Konzerne.

Das als sehr wirtschaftsfreundlich bekannte Magazin The Economist schrieb über den Film: „Beide Lager der Globalisierungsdebatte sollten aufmerken. The Corporation ist ein überraschend rationaler und intelligenter Angriff auf die wichtigste Institution des Kapitalismus.“

Der Film analysiert zu Beginn das Handeln großer Unternehmen unter dem Gesichtspunkt, dass sie Personen, nämlich juristische Personen sind. Dies hat den historischen Hintergrund, dass der oberste Gerichtshof der USA Unternehmen als juristischen Personen dieselben Rechte wie Menschen als natürlichen Personen zugesprochen hatte. Diese juristische Konstruktion hat sich mittlerweile fast weltweit durchgesetzt. Dies nahmen die Filmemacher zum Anlass, die Handlungen und Verhaltensweisen von real existierenden Großunternehmen (Kapitalgesellschaften) auf eine Art und Weise zu analysieren, als wären diese Menschen. Als Maßstab dienen dabei die DSM-IV-Richtlinien, die Ärzten und Psychologen zur Beurteilung des psychischen Zustands einer Person dienen. Für die Analyse wurden dabei nur tatsächlich geschehene und durch Medienberichte dokumentierte Aktivitäten bekannter Unternehmen herangezogen, vorwiegend aus den USA. Die Filmemacher kommen zu dem Schluss, dass alle Kriterien für schwerste (menschliche) psychische Störungen auf die untersuchten Kapitalgesellschaften zutreffen. Der für den Film interviewte Robert Hare, Psychologieprofessor an der University of British Columbia und FBI-Berater, schließt daraus, dass ein profitgeleiteter Konzern nach klinischen Gesichtspunkten einem Psychopathen gleichzusetzen sei.

Der Film liefert unter anderem einen historischen Abriss der Geschichte der Rechtsformen von Unternehmen. Dabei vertritt er die Position, dass die Entwicklung zu dem im Film dokumentierten unverantwortlichen Verhalten mit der Ablösung des persönlich für sein Unternehmen haftenden Unternehmers durch die anonyme Kapitalgesellschaft, bei der niemand mehr wirklich für deren Handeln als Ganzes haftbar ist, eingeleitet wurde.

Andere Themen sind zum Beispiel: Smedley Butler und der 1933 versuchte Coup gegen Franklin D. Roosevelt; die Privatisierung der städtischen Wasserversorgung Boliviens durch die Bechtel Corporation im Jahr 2000 und die daraus resultierenden Proteste in Cochabamba.

Der Film enthält außerdem Interviews mit prominenten Kapitalismuskritikern wie Noam Chomsky, Naomi Klein, Michael Moore, Vandana Shiva und Howard Zinn einerseits, andererseits aber auch Meinungen von bekannten Managern wie Ray Anderson, sowie Standpunkte von Peter Drucker, Milton Friedman und anderen Befürwortern der freien Marktwirtschaft wie dem Fraser Institute. Weiterhin wird Dr. Samuel Epstein zum Unternehmen Monsanto interviewt, welches das umstrittene Wachstumshormon Posilac vertrieb, um die Milchproduktion zu erhöhen.