Montag, 19. Dezember 2011

DEADLY DUST - TODESSTAUB



Diese Dokumentation von Frieder Wagner erzählt von einem Kriegsverbrechen: dem Einsatz der Uranmunition im Irak, im Bosnienkrieg und im Kosovo. Diese Wunderwaffe der Alliierten durchdringt einen feindlichen Panzer wie ein Messer die Butter. Dabei verbrennt das radioaktive Uran, das zudem hochgiftig ist und eine Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren hat, zu winzigsten Nanopartikelchen. Eingeatmet können sie tödliche Krebstumore verursachen und den genetischen Code aller Lebewesen für viele Generationen deformieren. In den betroffenen Ländern sind dadurch inzwischen ganze Regionen unbewohnbar geworden.

Der deutsche Tropenarzt und Epidemiologe Dr. Siegwart-Horst Günther machte nach dem Golfkrieg 1991 als erster auf die verheerenden Folgen von solchen Urangeschossen aufmerksam und wurde dafür in Deutschland diskreditiert und verfolgt. Der Film begleitet ihn und seine amerikanischen Kollegen bei ihren Untersuchungen im Kosovo, in Bosnien und im Irak. Überall dort hatten amerikanische Truppen die gefährliche Uran-Munition eingesetzt.

Der Film zeigt bislang wenig bekannte Langzeitfolgen unter denen besonders die Kinder in den Kriegsgebieten zu leiden haben. Nach Ende des jüngsten Irak-Krieges entdeckten die Experten in der Umgebung von Basra kontaminierte Kriegsschauplätze, deren radioaktive Verseuchung die natürliche Erdstrahlung um das 20.000-fache übertrifft.

Donnerstag, 15. Dezember 2011

DER FALL HENRY KISSINGER



Zwölf Jahre lang leitete der mit allen diplomatischen Wassern gewaschene Kissinger die Geschicke der amerikanischen Außenpolitik. Doch der Journalist Christopher Hitchens fordert, ihn als Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen. Gleichzeitig versucht eine Gruppe von Juristen, den Fall Kissinger vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu bringen.

Der Film erläutert die Vorwürfe Hitchens gegen Kissinger anhand reichhaltigen Archivmaterials aus Vietnam, Kambodscha, Chile und Osttimor, das zum Teil spektakuläre neue Beweise für die Verantwortung eines Mannes für eine ganze Reihe illegaler Machenschaften und Menschenrechtsverletzungen erbringt. Und der Film zeigt den geistreichen Kämpfer Kissinger -- nach wie vor graue Eminenz der amerikanischen Außenpolitik -, wie er mit prominenten Gästen auf Galaempfängen scherzt und sich mit dem UNO-Generalsekretär Kofi Annan über Moral unterhält.

Montag, 12. Dezember 2011

KRIEG FÜR DIE UMWELT - DER VERZWEIFELTE KAMPF UM DEN AMAZONAS



Der Amazonas ist das größte Regenwaldgebiet der Erde. Mi­li­tä­ri­sche Spe­zi­al­ein­heiten, Po­lizei und Um­welt­schützer kämpfen nun gemeinsam gegen die Holz-Mafia. Es ist der erste öko­lo­gi­sche Krieg des 21. Jahr­hun­derts. Das Ziel der "Ope­ra­tion Feu­er­bogen" lautet: "Den Ama­zonas retten". Die Zer­stö­rung des Re­gen­waldes im Ama­zo­nas­ge­biet soll lt. bra­si­lia­ni­scher Re­gie­rung nun durch Mil­li­tär­ein­satz gegen il­le­gale Sä­ge­werke und Koh­le­öfen bis 2017 um rund 60 Pro­zent ver­rin­gert werden.

SCHWARZFAHRER



Schwarzfahrer von Pepe Danquart ist ein ebenso unterhaltsamer wie nachdenklich stimmender Kurzfilm zum Thema Ausländerfeindlichkeit, der mehrfach auf Festivals ausgezeichnet wurde und 1994 den "Oscar" für den besten Kurzfilm erhielt. Aufgrund seiner zielsicheren und vielschichtigen Darstellung eignet er sich zum Ausgangspunkt einer Diskussion über Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile.

Mittwoch, 23. November 2011

DER FALL DER GIGANTEN

 

Wie konnte der gesamte US-Finanzmarkt innerhalb kürzester Zeit so dramatisch einbrechen und damit die gesamte Welt in eine tiefe Rezession stürzen? 

Die Dokumentation analysiert die Ereignisse, Entscheidungen und Zusammenhänge. 

Lehman Brothers: Die Investmentbank wurde 1850 gegründet und meldete im September 2008 Insolvenz an. Mit dem Bankrott von Lehmann Brothers entstand durch die Vernetzung der internationalen Märkte ein Dominoeffekt auf den Finanzmärkten von nie dagewesener Größe und Geschwindigkeit. 

Paul Krugman ist Wirtschaftsnobelpreisträger und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University. Der Sachbuchautor und Kolumnist der New York Times kommentiert in dieser Dokumentation: "Ich bin sicher, dass Finanzminister Paulson irgendwo sitzt und sagt: "Mein Gott, wir haben es mit der zweiten großen Depression zu tun". Das ist der schlimmste Alptraum, den ein Wirtschaftspolitiker haben kann". 

Herbst 2007: Der Immobilienmarkt beginnt zu schwanken. 300.000 Häuser werden zwangsversteigert. 

Bear Stearns: Die Investmentbank wurde 1923 gegründet und rückte im Frühling 2008 ins Rampenlicht, als ihre Bargeldmittel und das Vertrauen der Kunden schwindet. Binnen weniger Stunden schrumpfte ihr Aktienwert auf einen Bruchteil ihres bisherigen Wertes. Bear Stearns wurden quasi zwangsweise auf Befehl des damaligen US-Finanzministers Henry Paulson an J.P. Morgan verkauft. Einige Monate später folgte der Zusammenbruch der Bank Lehmann Brothers. Paulson ließ sie in den Bankrott abstürzen, ohne zu ahnen, welche Lawine er damit auslöste. 



Ein Finanzunternehmen nach dem anderen kam in eine bedrohliche Krise. Finanzminister Paulson und Zentralbankchef Ben Bernanke mussten, um das US-Finanzsystem und die amerikanische Wirtschaft zu retten, die neun größten Banken des Landes verstaatlichen. Inzwischen hat die Zentralbank hunderte Milliarden Dollar an Kapitalspritzen verteilt. Und keiner weiß, ob das genug sein wird.

Montag, 7. November 2011

HÜHNER FÜR AFRIKA - VOM UNSINN DES GLOBALEN HANDELS



Die Erkenntnis, dass Cholesterin und Übergewicht ein Gesundheitsrisiko darstellen, machte fettarme Diäten populär. Statt des fetten, halben Hühnchens wollte man die magere Hühnerbrust auf den Tellern. Das lassen sich die Hersteller teuer bezahlen. Der Rest vom Vogel erscheint europäischen Verbrauchern heute meist minderwertig. Das aber stellte die Hühnerbarone vor Probleme: Wohin, bei rapide steigendem Brustverkauf, mit all den Schenkeln, Rücken, Füßen, Innereien, mit dem gigantischen Hühnerhaufen, der sich nur bedingt nach Russland, Nahost oder sonst wohin verfrachten lässt? So begann der große Exodus der zerstückelten Hühner, während in Togo und im Senegal, in Angola, Liberia und Ghana die lokale Industrie zusammenbrach.

Brust oder Keule? Die deutschen und französischen Konsumenten haben sich eindeutig entschieden. Seit der Wellnesswelle wird nirgendwo so viel Hähnchenbrust gegessen wie bei uns. Die Industrie bedient diesen Trend allzu gerne, denn das Filet wirft den höchsten Profit ab. Doch wohin mit dem verschmähten Rest? Er wird weltweit verschoben. Dabei landen diese Hühnerteile häufig in afrikanischen Ländern.

Die Folge: Lokale Märkte werden dort zerstört, Menschen erkranken an dem minderwertigen Fleisch, denn in Afrika gibt es weder Kühlschränke noch Lebensmittelkontrollen. Am Beispiel von Ghana und Togo wird deutlich, welche Auswirkungen die Exporte auf die Märkte und die Menschen in Afrika haben.

Die Dokumentation gibt aber auch einen Einblick in ein Geschäft, in dem täglich Hunderttausende Hühner vom Schnabel bis zur Kralle verarbeitet werden. Der Druck auf die Hühnerzüchter wächst nicht nur in Afrika: Riesige Mengen von tiefgefrorenem Hühnerfleisch aus Brasilien werden billig nach Europa verschifft und vernichten selbst in den traditionellen Hühnerzuchtgegenden Frankreichs immer mehr Arbeitsplätze.

Mittwoch, 2. November 2011

SIN NOMBRE



Gemächlich schlängeln sich die Güterzüge durch Mexiko Richtung Norden. Darauf reisen die Hauptfiguren des eindrücklichen Spielfilmdebüts «Sin Nombre» von Cary Fukunaga. Rasant und packend schildert er in seinem Flüchtlings- und Bandendrama eine Reise der Hoffnung.

Die USA sind das Ziel einer Familie aus Honduras, die aus dem etwa 17-jährigen Mädchen Sayra, ihrem Vater und ihrem Onkel besteht. In Tapachula gelangen sie von Guatemala über die Grenze nach Mexiko, wo sie auf den Güterzügen bis zur Grenze zu den USA gelangen wollen. In Tapachula treibt auch Casper sein Unwesen. Er ist Mitglied der brutalen Bande Mara Salvatrucha, in die er gerade einen jungen Knaben einführt, der den Spitznamen El Smiley erhält.

 Obschon Casper verhindern möchte, dass seine geheime Freundin in die kriminelle Welt hineingezogen wird, taucht sie eines Abends bei einem Treffen auf. Der lokale Bandenführer Lil' Mago versucht sie zu vergewaltigen, erschlägt sie dabei aber versehentlich. Als Lil' Mago mit El Smiley und Casper später die Migranten auf dem Zug ausrauben, rächt sich Casper für den Mord an seiner Freundin und tötet Lil' Mago. Für seine Flucht bleibt er auf dem gleichen Zug wie die Familie aus Honduras. Zwischen ihm und Sayra entsteht mit der Zeit eine Zweckgemeinschaft. Derweil beschliesst die restliche Bande den Tod von Casper.



Dreckig ist die Welt der Migranten auf dem Weg von Süden nach Norden. Auch die Welt der gewalttätigen Banden ist nicht wirklich glanzvoller. Unerschrocken und unerbittlich werden die Hauptfiguren in dieses Elend geworfen. Regisseur und Drehbuchautor Cary Fukunaga erzählt die Geschichte in imposanten Bildern. Die wunderschönen Aufnahmen von der Zugreise heben sich auf berührende Weise vom Elend der Migranten ab. Mitreissend sind auch die Schauspieler, die auf der Reise in ihren intensiven Rollen versinken.

Montag, 31. Oktober 2011

EARTHLINGS - ERDLINGE



Earthlings (Erdlinge) ist eine vielfach ausgezeichnete Dokumentation, produziert von Shaun Monson, der auch das Drehbuch schrieb und Regie führte. Co-produziert wurde Earthlings durch Persia White. Der Sprecher des Films ist Hollywood-Schauspieler und Tierrechtsverfechter Joaquin Phoenix. Ein großer Teil des Soundtracks stammt von Moby.

Earthlings ist eine Dokumentation über den Konsum von Fleisch und die Nutzhaltung von Tieren. Die Tiere dienen unter anderem als Rohstofflieferanten für Kleidung, Unterhaltung und als Testobjekt im Rahmen von Tierversuchen. Mit einer Betrachtung bezüglich Tierzucht, Tierheimen sowie Massentierhaltung, des Leder- und Pelzhandels, der Sport- und Unterhaltungsindustrie, sowie der medizinischen und wissenschaftlichen Nutzung, will Earthlings unter Verwendung von versteckten Kameras und heimlich gemachten Bildaufnahmen das tägliche Elend der Tiere zeigen. In der Dokumentation wird es auf die Profitgier von Industriezweigen, die Tierprodukte vermarkten und daher wirtschaftlich von der Nutzung der Tiere abhängig sind, zurückgeführt.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

LA VIDA LOCA - MARA 18



Die Dokumentation erzählt die ergreifende Geschichte der Straßengang Mara 18 in El Salvador. Der Film wurde 2008 nach dreijähriger Arbeit fertig gestellt und bietet einen tiefen Einblick in die Herzen der „MARA 18", einer der brutalsten und gefährlichsten Gangs in Lateinamerika. Filmemacher Christian Poveda schuf einen beeindruckenden Dokumentarfilm jenseits von jeder Sensationsgier. Mit viel Gefühl erforschte er die Hintergründe von Hass, Gewalt und Verzweiflung von Menschen, die in ihrem Leben nie eine Chance hatten.

Montag, 24. Oktober 2011

HUNGER



Der Film "Hunger" erzählt, wie Menschen, Gruppen und Organisationen darum ringen, eines der schlimmsten sozialen, politischen und ökonomischen Probleme unserer Tage zu lösen: den Hunger in der Welt. In fünf Ländern stellen Marcus Vetter und Karin Steinberger die Frage, wie Menschen mit dem Hunger leben, und warum so viele Konzepte der Entwicklungspolitik versagt haben. Von Haiti, wo die mittellosen Bauern mit den Zauberworten Freihandelspolitik und Strukturanpassung gelockt wurden, bis nach Kenia, wo ganze Landstriche seit Jahren von Lebensmittelhilfe abhängig sind.

Man kennt das Bild mittlerweile. Ein Boot voller Menschen am Touristenstrand auf Gran Canaria. Sie schleppen sich durch den Sand, halb verhungert, bleiben einfach liegen und schauen auf die unter Sonnenschirmen liegenden Touristen. Sie sind Boten eines explosionsartigen Bevölkerungs-wachstums, das zu 95 Prozent in den Entwicklungsländern stattfindet. Sie zahlen ein Vermögen, um auf überfüllten Fischerbooten in eine Welt überzusetzen, die sie nicht kennen, aber von der sie wunderbare Dinge gehört haben. Unvorstellbaren Reichtum glauben sie dort zu finden, und Glück. Was aber treibt Menschen dazu, ihre Familien und ihre Heimat zurückzulassen und ihr Leben für eine ungewisse Zukunft zu riskieren?

Warum ist die Bekämpfung von Hunger so schwierig? Fakt ist: Es werden zehn Prozent mehr Lebensmittel produziert als man benötigt, um alle Menschen satt zu bekommen. Marcus Vetter und Karin Steinberger sind in fünf Ländern auf Spurensuche gewesen: Was sind die Gründe für Hunger?

Mauretanien ist für viele Afrikaner das Tor zur Welt – d. h. Europa. Tausende versuchen von der Hafenstadt Nouadhibou aus vor dem Hunger zu fliehen. Für viele ist es eine Flucht in den Tod. In Kenia verdursten im Schatten der Touristenhotels die Menschen, weil die reichen Wasservorkommen kanalisiert wurden, um zum Beispiel die riesigen Rosenplantagen zu bewässern. Die Blumen sind für europäische Großmärkte bestimmt. Deshalb glaubt eine junge Kenianerin, dass in Europa paradiesische Zustände herrschen.

In Indien versuchen Kleinbauern mit geringem Erfolg mit gen-manipuliertem Reis zu überleben. In Brasilien stellen Bauern längst die Bewohner der Favelas an der Peripherie der Großstädte. Brutal durchgesetzte Monokulturen der Großunternehmen haben ihnen die Lebensgrundlage entzogen. Auch noch ein halbes Jahr nach dem schweren Erdbeben auf Haiti, gehört Hunger zum Alltag der Menschen.

An fünf Beispielen dokumentieren Marcus Vetter und Karin Steinberger in ihrem Film Hunger in der Welt: Dabei haben sie auf die üblichen Bilder von hungernden afrikanischer Kinder verzichtet, sondern machen Hunger als Symptom einer globalen Krise deutlich. Für bloße Betroffenheit ist es inzwischen zu spät.
Mit ihrer Dokumentation „Hunger“ ist Karin Steinberger und Marcus Vetter inhaltlich und formal ein vorzüglicher Film gelungen, der unsentimental von Verlusten berichtet, aber auch Perspektiven aufzeigt.