Montag, 23. Dezember 2013

DER PAKT MIT DEM PANDA - WAS UNS DER WWF VERSCHWEIGT


Vor 52 Jahren wurde der WWF gegründet -- am 11. September 1961. Heute ist der WWF die einflussreichste Lobbyorganisation für die Umwelt -- weltweit. Dank bester Kontakte zur Politik und zur Industrie. Eine ständige Gratwanderung zwischen Engagement und Käuflichkeit.

Ein ganzes Jahr arbeitete der Dokumentarfilmer Wilfried Huismann und dreifachen Grimme-Preisträger an einem Film, der das grüne Bild des WWF entzaubern wird. Hinter der Öko-Fassade entdeckte der Autor während seiner Dreharbeiten weltweit Geschichten voller Sprengkraft. Schon vor der Erstausstrahlung dieser Doku drohte die größte Umweltschutzorganisation der Welt mit rechtlichen Schritten.

Im Film wird dargestellt, dass der WWF mit Unternehmen wie Robert Kuoks Wilmar International kooperiere, die Wälder auf der indonesischen Insel Borneo roden, um auf den Flächen Palmölplantagen anzulegen. Dadurch würden Orang-Utans bedroht, die der WWF vorgebe zu schützen. Der WWF erhalte Spenden auch von den Palmölunternehmen, denen er ein Gütesiegel für nachhaltige Produktion verleihe (Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO), der sogenannte Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl). Huismann sieht darin einen modernen Ablasshandel, ein sogenanntes Greenwashing. Bereits im Oktober 2008 haben rund 250 Umweltverbände und Sozialgruppen, darunter 20 aus den deutschsprachigen Ländern, eine Erklärung veröffentlicht, in der die vom RSPO entwickelten Anbauformen als umweltzerstörend mit der Begründung anklagen dass der Palmölanbau in großen Monokulturen grundsätzlich nicht nachhaltig sein könne und der RSPO der Industrie nur zum Greenwashing diene.

Weltweit pflegt der WWF Partnerschaften mit großen Firmen aus dem Energie- und Agrarsektor. Dabei sei auch gentechnisch verändertes Soja des Chemiekonzerns Monsanto vom WWF akzeptiert und damit im öffentlichen Ansehen aufgewertet worden. In diesem Zusammenhang wirft der Film die Frage auf, ob die Kooperationen des WWF mit der Industrie die letzten noch intakten Ökosysteme der Welt wirklich retten können oder eher ihre Vernichtung beschleunigen.

Huismann interviewt den Agrarunternehmer Hector Laurence, der laut Film im Jahr 2003 als Chef des WWF Argentinien Verhandlungen über eine Biodiesel-Strategie für das Land führte. Laurence sei damals jedoch gleichzeitig auch Agrarverbandspräsident und Direktor einer Gentechnikfirma gewesen. In dem Interview verteidigt Laurence die Gentechnik: „Ich glaube, Gentechnik und Artenvielfalt lassen sich perfekt miteinander vereinbaren.“

Jason Clay, Senior Vice President Market Transformation (Vizepräsident bzw. Vizedirektor für Marktumstellung) beim WWF USA, wird bei einer Veranstaltung des Agrarindustrieverbandes Global Harvest Initiative gezeigt, in dem Monsanto, Cargill, ADM und auch der WWF Mitglied sind. Der Film gibt ein Video wieder, in dem Clay in einer Rede sagt: „Wir müssen den ökologischen Fußabdruck der Landwirtschaft einfrieren. Dazu schlagen wir sieben oder acht Maßnahmen vor, über die man diskutieren sollte. Erstens: Gentechnik, ...“ Neben Getreide müsse die Gentechnik auf etliche weitere Nutzpflanzenarten ausgedehnt werden. Clay wiederholte seine Thesen mehrfach und im Juli 2011 auch in einem Artikel in der Wissenschaftszeitschrift Nature. Clay ist für die Wald-, Fischerei-, Landwirtschafts- und Aquakultur-Initiativen der Naturschutzorganisation verantwortlich. Er spricht sich auch für genetische Methoden zur Produktionssteigerung in der Viehzucht aus.

Freitag, 15. November 2013

TPB AFK - THE PIRATE BAY AWAY FROM KEYBOARD



"The Pirate Bay" entstand 2004 und entwickelte sich schnell zur weltgrößten Internet-Tauschbörse. Seit 2006 stehen die Verantwortlichen immer wieder vor Gericht. Vor allem die US-Musik-, Film- und Videoindustrie baute politischen Druck gegen Schweden auf, drohte mit Handelssanktionen und verlangte, die Verantwortlichen wegen Urheberrechtsverletzungen zu verurteilen.
Am Tag vor dem Prozess: Fredrik packt einen Computer in sein altes rostiges Auto. Die Schadensersatzklage beläuft sich auf 13 Millionen Dollar. Jetzt bringt er den Computer erst einmal in den geheimen Serverraum, in dem sich der erstaunlich kleine BitTorrent-Tracker versteckt. Anakata, brokep und TiAmo nennen sich die Männer hinter "The Pirate Bay" online. Als das Hacker-Talent Gottfrid, der Internet-Aktivist Peter und der Netzwerk-Nerd Fredrik schuldig gesprochen werden, sind sie mit der Realität offline konfrontiert - "AFK" - Away From Keyboard. Aber in den unergründlichen Tiefen des verborgenen Datenzentrums sind kleine Metadatenpakete fleißig bei der Arbeit und stellen Verbindungen zwischen Millionen Usern weltweit her.

Der Schutz des Copyrights im Internet erregt die Gemüter weltweit. Noch ist keine generelle Lösung gefunden für die Frage des Umgangs mit dem Urheberrecht beim unaufhaltsamen Tauschhandel mit künstlerischen und sonstigen Werken im Netz. Die "Pirate Bay"-Website ist daran ganz wesentlich beteiligt. Die Piraten haben sich in mehreren Ländern zur mehr oder weniger erfolgreichen politischen Partei entwickelt, ausgehend von Schweden, wo sich 2006 die erste "Piratpartiet" gründete.

Wie schwer die Kommunikation und erst recht die Rechtsfindung sind, lässt sich in dem Dokumentarfilm nachvollziehen. Der Schlagabtausch zwischen den Generationen, Weltanschauungen und den konträren Interessen entbehrt nicht der Komik. Die Justiz hat große Schwierigkeiten, den Verantwortlichen von "The Pirate Bay" eine strafbare Handlung nachzuweisen. Immerhin haben sie selbst mit den urheberrechtlich geschützten Werken nichts zu schaffen. Sie stellen lediglich die ausgefeilte Technik zur Verfügung, mit der zeitweise bis zu geschätzte 30 Millionen User kostenlos Filme, Musik oder Computerspiele austauschen. Allerdings spielte bei den inzwischen gefällten Urteilen eine Rolle, dass die Website teilweise auch kommerziell betrieben und für die Verantwortlichen Gewinn abgeworfen hat.

Die drei jungen Männer wissen um ihren technischen Vorsprung und genießen es, die Richter und Staatsanwälte an ihre Verständnisgrenzen zu bringen. Der Regisseur ist nah an den Freibeutern und ihren kreativen Spielzügen, wenn sie sich wieder mal aus der Schlinge ziehen, sich über die Dummheit der anderen freuen und sich auch gegenseitig nichts schenken. Aber er macht auch deutlich, dass sie ihren leidenschaftlichen Kampf für ein freies Internet mit einem hohen persönlichen Preis bezahlen.

Montag, 11. November 2013

GOOGLE UND DIE MACHT DES WISSENS



Im Jahr 2002 fing Google an, Weltliteratur einzuscannen. Man schloss Verträge ab mit den größten Universitätsbibliotheken wie Michigan, Harvard und Stanford in den USA, der Bodleian Bibliothek in England und der Katalanischen Bibliothek in Spanien. Das Ziel war nicht nur eine riesige globale Bibliothek aufzubauen, sondern all dieses Wissen sollte noch einem verschwiegenen Zusatzzweck zugutekommen: Man wollte eine neue Form von "Artificial Intelligence", von künstlicher Intelligenz entwickeln.

Google bekam aber Probleme bei der Realisierung des Projekts: Mehr als die Hälfte - rund sechs Millionen - dieser Bücher waren urheberrechtlich geschützt. Autoren auf der ganzen Welt begannen, einen Feldzug gegen Google zu starten. Im Herbst 2005 reichten sowohl die amerikanische Autorengilde "The Authors Guild of America" als auch die amerikanische Verlegervereinigung "The Association of American Publishers" Klage ein.

Drei Jahre später kam dabei die Google-Buch-Regelung, das "Google Book Settlement" heraus. Diese Vereinbarung umfasste 350 Seiten und wurde im Oktober 2008 veröffentlicht. Dieses Abkommen hätte Google unglaubliche neue Macht verschaffen können. Die Google-Buch-Webseite war drauf und dran, nicht nur die weltgrößte Buchhandlung zu werden, sondern auch eine gebührenpflichtige Bücherei. Google hätte das Monopol auf die Mehrheit der im 20. Jahrhundert veröffentlichten Bücher gehabt.

Im März 2011 entschied dann Richter Denny Chin nach Anhörungen gegen die Rechtsgültigkeit der Google-Buch-Regelung. Am Ende hatte eine bunte kleine Armee von Autoren und Buchhändlern eines der weltweit mächtigsten Unternehmen besiegt. In dieser Dokumentation werden in die zentrale Geschichte um die Google-Buch-Affäre andere problematische Aspekte des Themas "Internet" eingewoben, wie Datenraub und Datenschutz, Download und Urheberrecht, Freiheit und Überwachung.

Montag, 28. Oktober 2013

ERDÖL BROT UND KORRUPTION



Im Jahr 1996 gestattete die UNO dem vom Krieg zerstörten Irak, eine begrenzte Menge Öl zu verkaufen, um die seit 1990 unter dem Embargo leidende Bevölkerung mit Nahrungsmitteln und Medikamenten zu versorgen.

Im Jahr 2004 beschrieb dann eine irakische Tageszeitung, dass im Rahmen dieser Geschäfte für zahlreiche Personen und Unternehmen Schmiergelder geflossen seien.

Der Dokumentarfilm von Rémy Burkel und Denis Poncet geht diesen Vorwürfen nach.

Im Rahmen des 1996 von der UNO aufgelegten Hilfsprogramms "Öl für Lebensmittel" durfte der Irak eine begrenzte Menge Erdöl unter UN-Kontrolle ausführen und vom Erlös Nahrungsmittel und Medikamente für die seit 1990 unter dem Embargo leidende Bevölkerung kaufen. Dabei flossen in knapp sieben Jahren etwa 100 Milliarden Dollar. 

Doch im Januar 2004 deckte eine irakische Tageszeitung einen Skandal auf. Sie veröffentlichte eine Liste von Personen und Unternehmen, die Schmiergelder aus den Mitteln des Hilfsprogramms erhalten haben sollen. Die daraufhin diskret von der UNO eingesetzte und nach ihrem Vorsitzenden Paul Volcker benannte Untersuchungskommission legte im Jahr 2005 einen aufschlussreichen Bericht vor, der circa 2.500 beschuldigte Einzelpersonen und Unternehmen aus 30 Ländern nannte. Dennoch gab es kaum Ermittlungsverfahren oder gar Prozesse. Die Filmemacher Rémy Burkel und Denis Poncet haben versucht, die einzelnen Etappen des Skandals nachzuvollziehen. In Dubai, Amman, Paris, Berlin, New York und Genf trafen sie zahlreiche direkt und indirekt Beteiligte dieses beispiellosen Ölbetrugs. Dazu zählen Botschafter, ehemalige Geheimdienstler, Journalisten, UNO-Beamte, Vermittler, Anwälte, Geschäftemacher, Politiker und irakische Ärzte. 

Der Film verdeutlicht, wie das Hilfsprogramm einer so mächtigen internationalen Institution wie der UNO laut Presseaussagen zur größten Korruptionsaffäre der Neuzeit werden und dennoch überall schnell wieder in Vergessenheit geraten konnte. 

Freitag, 25. Oktober 2013

DER FALL CHODORKOWSKI



Der reichste Mann Russlands macht sich den russischen Präsidenten zum Feind und wird zu 8 Jahren Lagergefängnis in Sibirien verurteilt. Bei einem Treffen im Kreml 2003 spricht der Unternehmer Mikhail Khodorkovsky Vladimir Putin im Fernsehen offen auf Korruptionsfälle in der russischen Politik an. Die Diskussion war im Vorfeld abgesprochen, doch der charismatische Oligarch tritt etwas zu entschlossen, etwas zu selbstsicher auf und brüskiert Putin. Trotz aller Warnungen und mit der Gewissheit, dass seine öffentlichen Vorwürfe Konsequenzen haben werden, kehrt der Multimilliardär nach Russland zurück -- und wird verhaftet. Warum blieb Mikhail Khodorkovsky nicht im Ausland? Wieso kehrte er nach Russland zurück, nachdem er den Zorn des mächtigsten Politikers seines Landes auf sich gezogen hatte und seine linke Hand im Unternehmen Yukos bereits inhaftiert war?

Anhand von 180 Stunden Interviews, die er zu 111 Minuten verdichtet, rekonstruiert Cyril Tuschi den Werdegang Chodorkowskis. Der 1963 geborene Chemiker mit jüdischen Wurzeln kann aufgrund seiner Herkunft keine wissenschaftliche Laufbahn anstreben. 1989 gründet er die erste russische Privatbank. Gorbatschow und Jelzin protegieren ihn. 1995 folgt der Kauf der Ölfirma Yukos. 2002 gilt Chodorkowski bereits als reichster Russe unter 40 Jahren. Anfangs wird er auch von Putin unterstützt, doch als bei Chodorkowski ein Sinneswandel einsetzt und er beginnt, die Korruption in Russland anzuprangern, wird er systematisch eingeschüchert. Das endet damit, dass eine russische Spezialeinheit bei einer Zwischenlandung in Nowosibirsk den Privatjet des erfolgreichen Geschäftsmanns stürmt und Chodorkowski verhaftet.

Dienstag, 22. Oktober 2013

AKTE SIEMENS - DIE GESCHÄFTEMACHEREI EINES WELTKONZERNS



Im März 2005 steht ein ehemaliger Siemens-Manager vor der Konzernzentrale und protestiert gegen Korruption und Bestechung. Er erzählt dem Vorstand von zweifelhaften Geschäftsmethoden des Weltkonzerns. Kurz darauf bekommt er von Siemens einen Vertrag zur Unterschrift, in dem er sich zum Stillschweigen verpflichtet.

Ein Jahr später wird öffentlich, dass das Unternehmen in einen der größten Bestechungs- und Korruptionsskandale verwickelt ist, die es in Deutschland je gegeben hat. Die Ermittler entdecken schwarze Kassen und Bestechungssummen in Milliardenhöhe. Von all dem hätten sie nichts gewusst, beteuern die damaligen Vorstandschefs.

Akte Siemens: die Dokumentation erzählt von bislang unbekannten konspirativen Geschäften mit Geheimdienstlern in Moskau, deckt heimliche Kartelle auf, etwa bei der Lieferung von Kraftwerksanlagen, und berichtet von anderen dubiosen Geschäftspraktiken, die den Weltkonzern in Verruf gebracht haben.

Freitag, 18. Oktober 2013

LACHSFIEBER



Der norwegische Unternehmer John Fredriksen ist Eigentümer von "Marine Harvest", eines Milliardenkonzerns, der sein Geld vor allem mit der kommerziellen Lachszucht in sogenannten "Lachsfarmen" verdient. 

Weil die Auflagen bezüglich Tierschutz und Umweltschutz in Norwegen zu streng sind, hat "Marine Harvest" den Schwerpunkt seiner Tätigkeit nach Chile verlagert, wo er, beinahe ungehindert durch irgendwelche gesetzlichen Auflagen, die Lachszucht betreiben kann, ohne irgendeine Rücksicht auf Mensch, Tier oder Umwelt nehmen zu müssen. Skrupel scheinen John Frederiksen oder seine Mitarbeiter dabei nicht zu kennen, nicht einmal, wenn es um unzählige Menschenleben geht.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

WIE WIRD DIE STADT SATT? - DER KAMPF UM DIE NAHRUNGSMÄRKTE DER ZUKUNFT



Der Kampf um die Nahrungsmärkte der Zukunft

Der Agrarwissenschaftler Peter Smeets hat eine Vision: Der Großteil unserer Lebensmittelerzeugung, Gemüseproduktion und Viehhaltung soll in großen industriellen Zonen rund um die Stadt stattfinden. Sein Stichwort heißt Effizienz - ob bei Schweinezucht, Schlachtung, Milchviehbetrieben oder überdimensionalen Gewächshäusern. Denn seine Überzeugung lautet: "Den meisten Menschen ist es egal, woher ihr Essen kommt, solange es gut und billig ist. Sie interessieren sich erst dann für die Produktion, wenn etwas schief läuft." 

Das sehen die Urban Gardeners in Berlin ganz anders. In einer Diskussionsrunde inmitten der Kistenbeete und Sonnenblumen auf dem ehemaligen Tempelhofer Flughafengelände und in den Prinzessinnengärten im Szenekiez Kreuzberg erfährt man, worum es den Kleingärtnern geht: um den Kontakt mit der Natur, soziales Miteinander, gemeinsames Nachdenken und um eine alternative Versorgung. 

Roman Gaus aus Basel geht einen Schritt weiter - er möchte "Urban Farming" nach dem IKEA-Modell weltweit verbreiten. Mit seiner Pilotanlage auf einem Industriehallendach in Basel produziert der Stadtbauer Fisch und Gemüse und beliefert bereits fünf Restaurants "mit dem frischsten Fisch in der Stadt." 

Solche Versuche kann Peter Smeets nur belächeln, "für einen Nischenmarkt könnte das funktionieren, aber wenn man über die Welternährung spricht, lässt sich das nur in einem globalen Netzwerk lösen". So fährt Peter Smeets nach Indien, ein Land, in dem die von ihm erdachten "Agroparks" Wirklichkeit werden könnten. Denn hier ist Platz für den Bau riesiger industrieller Ernährungsparks, und der Bedarf, die Landwirtschaft weiter zu industrialisieren, ist groß. 

Smeets Gegenspieler ist Felix zu Löwenstein. Der Autor des Buches "Food Crash - Wir werden uns ökologisch ernähren oder gar nicht mehr" klagt an, dass wir kein Produktionsproblem haben, sondern ein Verteilungsproblem. Vielen Menschen auf dem Land fehle Zugang zu Wasser, zu Finanzierung und Bildung. Als Ökolandwirt beobachtet er mit großer Besorgnis die zunehmende Ausblutung ganzer Landstriche in Europa und in den Entwicklungsländern. Was soll aus diesen sich leerenden Landschaften werden? Ohne einen Mentalitätswandel vor allem in den Industrienationen sieht Löwenstein die Welt in eine globale Ernährungskrise ungekannten Ausmaßes stolpern. Bleibt nichts anderes übrig, als das Konsumverhalten der Menschen zu akzeptieren und ihren ständig steigenden Bedarf so effizient wie möglich zu befriedigen? Oder führt uns dieser Weg zwangsläufig in eine Sackgasse?

Mittwoch, 2. Oktober 2013

WENIGER IST MEHR: DIE GRENZEN DES WACHSTUMS UND DAS BESSERE LEBEN



DIE GRENZEN DES WACHSTUMS UND DAS BESSERE LEBEN In einem Selbstversuch will die Journalistin Karin de Miguel Wessendorf herausfinden, wie zukunftsfähig ihr eigener Lebensstil ist. In Deutschland, Frankreich, Spanien und England geht sie der Jahrhundertfrage nach: Wie können wir trotz begrenzter Ressourcen einen Lebensstandard aufrechterhalten?

Kann es Wohlstand ohne Wirtschaftswachstum geben? Der Dokumentarfilm sucht nach Lebens- und Wirtschaftsmodellen, die den Weg in die Postwachstumsgesellschaft weisen. Die Filmemacherin Karin de Miguel Wessendorf unternimmt einen Selbstversuch und fragt: "Was muss ich ändern, damit mein Lebensstil zukunftsfähig ist? Und worauf kann ich verzichten ohne Verlust an Lebensqualität?" Auf ihrer Reise durch Europa besucht sie Menschen, Initiativen und Unternehmen, die erkannt haben, dass Wirtschaftswachstum nicht das Maß aller Dinge sein kann. 

Bisher lautet das Credo von Wirtschaft und Politik "kein Wohlstand ohne Wachstum". Ein stetiges Wirtschaftswachstum gilt als Garantie für Arbeitsplätze und für die Lebensqualität der Bevölkerung. Wer an dem Wachstumsdogma zweifelt, wird als realitätsfremd belächelt. Doch Wirtschaftskrise und Klimawandel haben diesen Glauben erschüttert. Bevölkerungsexplosion, Energiekrise und Umweltbelastung sind Probleme, die sich nicht länger verdrängen lassen. Immer mehr Menschen gelangen zu der Überzeugung: Grenzenloses Wachstum ist in einer Welt begrenzter Ressourcen nicht möglich. Trotz Steigerung des Bruttoinlandsproduktes ist die persönliche Lebenszufriedenheit in den Industrieländern seit den 70er Jahren nicht mehr gewachsen. Kann es also sein, dass die Konsumgesellschaft das Versprechen vom Glück nicht hält? Was braucht man wirklich, um ein gutes Leben zu führen? 

Der demografische Wandel, die begrenzten Ressourcen des Planeten und die aktuellen Wirtschaftskrisen sorgen derzeit ohnehin für eine Wachstumsbremse. Höchste Zeit, umzudenken und den Ausstieg aus dem zerstörerischen Wachstum selbst zu steuern. Eine Bewegung ist entstanden, die nach Alternativen sucht. Unternehmer, Politiker, Wissenschaftler und Aktivisten arbeiten in Theorie und Praxis am Aufbau einer "Postwachstumsgesellschaft" - einer Gesellschaft, in der ein besseres Leben für Mensch und Umwelt auf lange Sicht möglich sein soll. 

Auf ihrer Reise stellt Karin de Miguel Wessendorf fest, dass die Suche nach einem nachhaltigen Lebensstil nicht unbedingt Verzicht bedeuten muss, in vielen Fällen ist es sogar ein Gewinn an Lebensqualität.

Mittwoch, 25. September 2013

MACHTSPIELE: STAATEN VS BANKEN



Welches politische Gewicht kann die französische Regierung der Wirtschafts- und Finanzmacht in Frankreich und der Welt entgegensetzen? Die Politik muss mitten in der Schulden- und Eurokrise auf die Angriffe der Finanzmärkte reagieren. Der Dokumentarfilm untersucht das Kräftespiel innerhalb der französischen und europäischen Demokratie und zeigt deren Defizite.



Der Ausbruch der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 wirkte wie ein Paukenschlag. Plötzlich erkannten viele Politiker, wie machtlos sie dem Finanzsystem gegenüberstanden. In Europa begann auf allen politischen Ebenen ein Tauziehen um den Versuch, das zuvor in grenzenloser Freiheit agierende Bankensystem zu regulieren. 

Der Dokumentarfilm begibt sich zu den Schauplätzen dieser Machtkämpfe und blickt hinter die Kulissen des demokratischen Systems in Frankreich und Europa. Er zeigt das Ringen des französischen Staatspräsidenten François Hollande, des EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz und der Mitglieder des europäischen Rates, die inmitten der Schulden- und Eurokrise auf die Angriffe der Finanzmärkte reagieren müssen. Manchmal zeigt dieses Ringen durchaus Ergebnisse, wie zum Beispiel die Umsetzung einer Bankenunion, deren Entwurf der Film an der Seite von Michel Barnier und José Manuel Barroso in den Fluren der Europäischen Kommission mitverfolgt. 

Doch die Finanzwelt versucht, diesen komplexen Machtkampf für sich zu entscheiden. Ob in der französischen Nationalversammlung oder im EU-Parlament - überall sind die Abgeordneten nicht nur mit der Bankenlobby konfrontiert, sondern auch mit ihren eigenen Regierungen, die die Banken schützen wollen.


Donnerstag, 5. September 2013

HUNGER UND WUT - WARUM DIE WELTERNÄHRUNGSKRISE KEIN ZUFALL IST



Die Dokumentation zeigt auf, dass die weltweite Krise das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung ist, die nur am Wohlergehen der Industrieländer orientiert war.

Jahrelang versprachen die reichen Länder vollmundig, die Entwicklungshilfe wenigsten auf 0,7 Prozent des jeweiligen Bruttosozialproduktes anzuheben, geschehen aber ist nichts. Im Gegenteil: Viele Länder haben ihre Leistungen sogar noch gekürzt. Gleichzeitig wurden über die Welthandelsabkommen die Regeln so verändert, dass viele Produkte aus Entwicklungsländern so gut wie keine Chance auf dem Weltmarkt haben. Und so muss derzeit der Agrosprit als Sündenbock herhalten, ein problematisches Produkt, mit dem aber Entwicklungsländer gutes Geld verdienen können.

In teilweise erschütternden Aufnahmen berichtet Petra Schulz aus den verschiedensten Regionen der Welt über die Ärmsten der Armen. Ihre Analyse belegt sie mit Beispielen aus Burkina-Faso, Ecuador, China oder Manila, wo die "Müllmenschen" den Abfall von Fast-food-Ketten durchwühlen, um das gefundene Gammelfleisch entweder selbst zu essen oder für 12 Cent sogar noch weiterzuverkaufen. In Interviews kommen unter anderen Prof. Klaus Töpfer (ehemaliger Direktor des Umweltprogramms der UN), Marita Wiggerthale (Agrarexpertin der Hilfsorganisation Oxfam) und Erich Stather (Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit) zu Wort. Alle Experten kommen zu demselben Ergebnis: Die gegenwärtige Ernährungskrise ist alles andere als überraschend, sie hat sich seit Jahren abgezeichnet.

Dienstag, 30. Juli 2013

BETTER THIS WORLD



Mehrfach ausgezeichnete, amerikanische Dokumentation aus dem Jahre 2011.

Anlässlich des Konvents der republikanischen Partei im Jahre 2008 kommt es zu Protesten. Die beiden Freunde David und Brad, ironischerweise aus Bushs Heimatort Midland angereist, werden aufgrund des Verdachts terroristischer Aktivitäten festgenommen. 

Ist die Verhaftung der zwei linken "Terroristen" eine Erfolgsgeschichte des FBI oder ein Beispiel übertriebener Nach-9/11-Hysterie auf Kosten bürgerlicher Freiheiten? Wie weit dürfen FBI und Gerichte gehen, um "verdächtige" zu überführen und Festnahmen zu rechtfertigen?

Mittwoch, 10. Juli 2013

GASLAND



Überall in den USA wird intensiv nach Schiefergas gesucht. Das Ziel besteht darin, durch die Gasgewinnung unabhängig von Erdölimporten zu werden und somit die Energieautonomie des Kontinents zu gewährleisten. Halliburton, das marktführende Unternehmen für Gasförderung in den USA, hat das Fracking entwickelt. Dabei wird nach Tiefbohrungen Wasser, zumeist mit Quarzsand vermischt, in das Gestein gepresst, um dort Risse zu erzeugen und offen zu halten. Dadurch wird die Durchlässigkeit der Gesteinsschicht erhöht, und Fluide wie Erdgas, Erdöl oder Wasser können leichter zur Bohrung fließen und an die Oberfläche gefördert werden.

Dank dieser Fördertechnik wollen die USA zum "Saudi-Arabien des Schiefergases" werden. Aber welche Gefahren birgt diese Methode? Als der Filmemacher Josh Fox ein Schreiben erhielt, in dem er aufgefordert wurde, seinen Boden für Bohrungen zu vermieten, beschloss er, durchs Land zu fahren und den wohl gehüteten Geheimnissen, Lügen und Giften auf die Spur zu kommen. In den Staaten Colorado, Wyoming, Utah und Texas suchte der Regisseur vom neuen Gasboom betroffene Landsleute auf und sprach mit Wissenschaftlern, Politikern und Vertretern der Gasindustrie.

Das Ergebnis seiner Untersuchung lautet: Das Fracking ist eine Umweltkatastrophe von nie gekanntem Ausmaß. Verschmutzung der Luft, der Wasserwege, des Grundwassers, chronische Gesundheitsprobleme, Tiersterben und brennbares Trinkwasser sind Folgen dieser umstrittenen Technik der Rohstoffgewinnung.

Der Dokumentarfilm von Josh Fox ist eine aufregende Untersuchung, die die Welt vor einer Katastrophe warnt, die durch das Fracking drohen könnte.

Montag, 8. Juli 2013

THE GUANTANAMO TRAP



"Die Guantanamo Falle" erzählt die Geschichte von vier Menschen, deren Leben durch das Gefangenenlager in Guantanamo Bay für immer verändert wurde.

Im August 2006 wurde Murat Kurnaz aus dem US-Amerikanischen Gefangenenlager in Guantanamo Bay entlassen. Fünf Jahre hatte er ohne Anklage in Haft verbracht. Im selben Jahr wurde Matthew Diaz, juristischer Berater der Navy, zu sechs Monaten Gefängnisstrafe verurteilt, weil er die Namen der Insassen an eine Menschenrechtsorganisation weiter gegeben hatte. 2002 wurde die Militärjuristin Diane Beaver zum Dienst nach Guantanamo versetzt. Hier verfasste sie ein Rechtsgutachten, das als “Foltermemo” berühmt und berüchtigt wurde. Im März 2009 eröffnet der spanische Anwalt Gonzalo Boye das Verfahren gegen sechs Mitglieder der ehemaligen Bush Regierung. Die Anklage lautet auf Verschleierung der Folter von Gefangenen.

Guantanamo lässt nichts unberührt, weder das Gesetz, noch die Moral – und sicher nicht die Menschen. Der Film erzählt die Geschichte der Menschen und zeigt ihre Suche nach einem Leben nach Guantanamo.

Im rechtsfreien Raum jenseits der Genfer Konventionen und jenseits internationaler Rechtssprechung verlieren Begriffe wie gut und böse, richtig oder falsch ihre Bedeutung. Interviews und Archivmaterial werden ergänzt durch Szenen aus dem Leben der Protagonisten heute, Jahre nach ihrem Aufenthalt in Guantanamo. Sie kommen von ihrer Vergangenheit nicht los, Gegenwart und Zukunft scheinen unerreichbar. Die Kernfragen des Films richten sich jedoch an die Zuschauer: Inwieweit sind wir gewillt, für unsere persönliche Sicherheit die Menschenrechte aufs Spiel zu setzen? Ist Folter zu rechtfertigen? Der Film ist nicht an Schuldzuweisungen interessiert. Er zeigt wie schwierig es ist, im richtigen Augenblick auf der richtigen Seite zu stehen, wie schmal der Grad zwischen Täter und Opfer sein kann.

Sonntag, 30. Juni 2013

SCHMUTZIGE SCHOKOLADE



Die meisten Menschen lieben Schokolade, und die Hälfte aller Schokolade weltweit essen Europäer. 1,5 Millionen Tonnen im Jahr - das sind 15 Milliarden Tafeln. Jeder Deutsche isst im Durchschnitt etwa elf Kilo im Jahr.

Der größte Teil des Kakaos, der in unserer Schokolade steckt, stammt von Plantagen der Elfenbeinküste. Dort arbeiten nach Schätzungen von Unicef über 200.000 Kindersklaven auf Kakaoplantagen - unter erbärmlichen Bedingungen. Hilfsorganisationen verdächtigen die Schokoladen-Industrie davon nicht nur zu profitieren, sondern auch Straftaten zu verschleiern.

Montag, 3. Juni 2013

TASTE THE WASTE



Deutsche Haushalte werfen jährlich Lebensmittel für 20 Milliarden Euro weg -- so viel wie der Jahresumsatz von Aldi in Deutschland. Das Essen das wir in Europa wegwerfen, würde zwei Mal reichen, um alle Hungernden der Welt zu ernähren.

Valentin Thurn hat den Umgang mit Lebensmitteln international recherchiert und kommt zu haarsträubenden Ergebnissen. 

Jeder zweite Kopfsalat wird aussortiert, jedes fünfte Brot muss ungekauft entsorgt werden. Kartoffeln, die der offiziellen Norm nicht entsprechen, bleiben auf dem Feld liegen und kleine Schönheitsfehler entscheiden über ein Schicksal als Ladenhüter. In den Abfall-Containern der Supermärkte findet man überwältigende Mengen einwandfreier Nahrungsmittel, original verpackt, mit gültigem Mindesthaltbarkeitsdatum. Auf der Suche nach den Ursachen und Verantwortlichen deckt er ein weltweites System auf, an dem sich alle beteiligen.

Mittwoch, 29. Mai 2013

DEFAMATION - SPURENSUCHE EINER VERLEUMDUNG



Was bedeutet Antisemitismus heute, zwei Generationen nach dem Holocaust? Und: Gibt es einen Unterschied zwischen der heutigen Form des Antisemitismus und der alten Form des "gewöhnlichen" Rassismus, der sich gegen alle Minderheiten richtet.

In seinem Dokumentarfilm "Defamation - Spurensuche einer Verleumdung" sucht der israelische Regisseur Yoav Shamir nach "modernen" Erscheinungsformen von Antisemitismus. Provokant lotet sein Film die Grenze aus zwischen Antizionismus, der die Vorstellung eines jüdischen Staates ablehnt, und Antisemitismus, der Juden ablehnt. Wird ersteres dazu benützt, um letzteres zu entschuldigen?

Was bedeutet Antisemitismus heute, zwei Generationen nach dem Holocaust? Bei seiner kontinuierlichen Erforschung des modernen Lebens der Israeli bereist Regisseur Yoav Shamir ('Checkpoint', '5 Days', 'Flipping Out') die Welt, sucht nach den modernsten Erscheinungsformen des "ältesten Hasses" und findet einige alarmierende Antworten auf diese Frage.

Im Zuge dieser unehrerbietigen Suche folgt er amerikanischen und jüdischen Oberhäuptern in europäische Hauptstädte bei ihrer Mission, die Regierungen vor der wachsenden Gefahr des Antisemitismus zu warnen, und er heftet sich an die Fersen einer israelischen Schulklasse bei ihrer Gedenkfahrt nach Auschwitz.

Auf dieser Reise trifft Shamir den kontroversiellen Historiker Norman Finkelstein, der seine unpopulären Ansichten verbreitet, dass der Antisemitismus von der jüdischen Gemeinschaft und im Besonderen von Israel, benützt wird um politisch zu gewinnen. Er schließt sich auch Gelehrten an, wie z.B. Stephen M. Walt und John J. Mearsheimer und ist auch bei ihrem Vortrag in Israel anwesend, den sie nach der Erscheinung ihres Buches "Die Israel-Lobby und die amerikanische Außenpolitik" über den unausgeglichenen Einfluss, den die Israel-Lobby in Washington genießt. Yoav besucht auch Yad Vashem, die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, ein Muss für alle Weltpolitiker, wenn sie Israel einen Besuch abstatten. Im Zuge seinesAufenthaltes in Jerusalem schaut er auch bei seiner Großmutter auf einen kurzen Besuch vorbei, wobei sie ihm ihr Verständnis dieses Themas vermittelt und erklärt, dass nur sie "die richtige Jüdin" sei.

Der Film stellt unsere Ansichten und Terminologie in Frage, wenn ein Vorfall voneinigen als antisemitisch beschrieben wird und von anderen als legitime Kritik an der israelischen Politik. Der Film bewegt sich an der Grenze von Antizionismus, der die Vorstellung eines jüdischen Staates ablehnt und Antisemitismus, der Juden ablehnt.

Wird ersteres dazu benützt, um zweiteres zu entschuldigen? Und: gibt es einen Unterschied zwischen der heutigen Form des Antisemitismus und der "alten Form des gewöhnlichen" Rassismus, der sich gegen alle Minderheiten richtet? Meinungen gehen oft auseinander und Gemüter gehen manchmal hoch, doch in'Defamation' erkennen wir, dass eines sicher ist - nur indem wir ihre Reaktion auf Antisemitismus verstehen, können wir auch wertschätzen, wie Juden heutzutage - und besonders die modernen Israelis - auf die Welt um sie herum reagieren, in New York, in Moskau, in Gaza und in Tel Aviv.

Montag, 27. Mai 2013

AL NAKBA - DIE KATASTROPHE



"Al Nakba" ist eine Filmdokumentation des arabischen TV-Senders AlJazeera International. Der Film ist deutsch untertitelt.

Anhand von Archivmaterial, Beiträgen von Wissenschaftlern und Zeitzeugen wird die Geschichte Palästinas ab 1840, die Entstehung der zionistischen Bewegung und das zionistische (israelische) Völkerverbrechen aus Nationalismus, Imperialismus, Massenmord, Gewalt, Vertreibung, ethnischen Säuberungen und Landraub eindrucksvoll nachgezeichnet.

Der "Al Nakba" Dokumentarfilm wurde zum ersten Mal am 60. Jahrestag der palästinensischen Katastrophe (Nakba-Gedenktag) 2008 ausgestrahlt. "Al Nakba" gewann den Preis für den besten Dokumentarfilm auf dem "Fifth International Film Festival" Doha, Qatar und den Publikumspreis beim "Neunten Euro-Arab Film Festival" Santiago, Spanien.

Freitag, 24. Mai 2013

FLIPPING OUT - SHALOM INDIA



Nach Ableistung ihrer dreijährigen Wehrpflicht erhalten junge Israelis - Männer wie Frauen - einen Abschlusssold von 15.000 Schekel. Viele verwenden diese Abfindung für eine Reise nach Indien. Dort investieren sie das Geld in Drogen aller Art. Sie rauchen Wasserpfeife, liegen in Hängematten und feiern ausgelassen bis in die Morgenstunden. Dennoch können sie nicht entspannen. Viele der ehemaligen Rekruten sind von den Militäreinsätzen in den besetzten Gebieten traumatisiert. Und der exzessive Drogenkonsum hat weitere schwerwiegende Folgen für die ohnehin schon labile Psyche.

Jährlich benötigen rund 2.000 der israelischen Aussteiger nach ihrem Indientrip wegen des "Flipping out" genannten Phänomens professionelle Hilfe. Einige von ihnen leiden unter Paranoia und verschanzen sich, aus Angst ermordet zu werden, in Hütten. Andere stellen sich fiktive neue Lebensaufgaben und versuchen zum Beispiel die indische Region Goa in einen Orangenhain zu verwandeln - notfalls mit Waffengewalt. Zahlreiche religiöse und weltliche Organisationen nehmen sich der mitunter noch sehr jungen Leute vor Ort an und veranlassen Rehabilitierung und Rückreise.

Über zwei Jahre lang begleitete Filmemacher Yoav Shamir ("Checkpoint", "5 Days") die israelischen Aussteiger. Sein dritter politischer Dokumentarfilm "Flipping out" zeichnet das Bild einer tragisch-komischen Gesellschaft, die aus den Fugen geraten ist. Die skurrilen Porträts bezeugen tiefgreifende Psychosen, in denen sich traumatische Kriegserlebnisse untrennbar mit der Euphorie über die wieder gewonnene Freiheit vermischen. Der Gedanke an eine Rückkehr ins zivile Leben scheint für viele in ungreifbarer Ferne zu liegen.

Mittwoch, 22. Mai 2013

TEARS OF GAZA | DIE TRÄNEN GAZAS



Der Film zeigt unter anderem die Fähigkeit von Frauen und Kindern, ihren Alltag nach einem dramatischen Kriegserlebnis zu verarbeiten. Viele von ihnen leben in Zelten oder in Ruinen ohne Wände oder Dächer.

Sie alle brauchen Geld, Nahrungsmittel, Wasser und Strom. Andere haben Familienmitglieder verloren, oder sind alleine mit schwer verletzten Kindern. Kann der Krieg Konflikte lösen oder Frieden schaffen? Der Film begleitet drei Kinder durch den Krieg und die Zeit nach dem Waffenstillstand.

Israels Militärangriff zwischen Dezember 2008 und Januar 2009 gegen die Palästinenser im Gazastreifen verarbeitet die Norwegerin Vibeke Løkkeberg in ihrer Dokumentation „Die Tränen Gazas” (Tears of Gaza/Gazas tårer, 2010). Während des Krieges war es den internationalen Medien verboten worden, den bis heute abgeschotteten Gazastreifen zu betreten.

Gemeinsam mit ihrem Mann Terje Kristiansen organisierte Løkkeberg zahlreiche Filmaufnahmen, die den Zuschauer den Krieg aus nächster Nähe miterleben lassen. Der Zuschauer erlebt die volle Grausamkeit hinter den abstrakten Statistiken über den Krieg. 1400 Tote, darunter über 400 Frauen und Kinder, tausende Verwundete, zehntausende zerstörte Häuser.

Im Mittelpunkt des Filmes stehen drei junge Palästinenser. Yahya, Rasmia und Amira. Nach dem Waffenstillstand haben die drei ihre Geschichten erzählt. Sie haben ihre Familien verloren, sind durch den Bombenterror obdachlos geworden. Wasser, Essen, Strom, an allem mangelt es. Ihre Schulen wurden zerstört, selbst jene, die den Vereinten Nationen gehörte; ihre Schulsachen wurden verbrannt.

Montag, 20. Mai 2013

SHAHIDA - ALLAHS BRÄUTE



Warum will sich eine vierfache Mutter für den palästinensischen Befreiungskampf in die Luft sprengen? Eine israelische Regisseurin besuchte über zwei Jahre lang inhaftierte Attentäterinnen, um eine Antwort zu finden.

Israel nennt sie Terroristinnen, Palästina Märtyrerinnen: Frauen, die terroristische Akte gegen Israel geplant oder ausgeübt haben. Doch was sind die Beweggründe dieser Frauen, ihr Leben, ihre Freiheit, ihre Familie für Palästina zu opfern? Die Regisseurin Natalie Assouline hat Insassinnen eines israelischen Hochsicherheitstraktes zwei Jahre lang begleitet. Ihre Botschaft an den Zuschauer: Entscheide selbst!

Freitag, 17. Mai 2013

DER TODESSCHUSS - SCHARFSCHÜTZEN IN DER ISRAELISCHEN ARMEE



One Shot -- Der Todesschuss ist ein Dokumentarfilm der israelischen Regisseurin Nurit Kedar. Er befasst sich mit Scharfschützen der israelischen Armee im Einsatz in den besetzten Gebieten. Er wurde 2004 mit dem Phoenix-Preis für Non-Fiction-Filme ausgezeichnet. Die Regisseurin musste ein Jahr mit der israelischen Armee verhandeln, um die Dreherlaubnis zu erhalten.

Der Dokumentarfilm besteht zum Einen aus Interviews mit etlichen israelischen Scharfschützen, die in den besetzten palästinensischen Gebieten bzw. im Libanon eingesetzt wurden, zum Anderen aus im Einsatz gedrehten Originalaufnahmen.

Der Film gewann auf der Cologne Conference im Juni 2004 den PHOENIX-Preis als bester Film der Top Ten Non-Fiction. In der Laudatio hierzu sagten Bodo Hauser und Dr. Klaus Radke: Der Film zeigt in beeindruckender Weise die Brutalität der Kämpfe zwischen Israelis und Palästinensern. Nurit Kedars Kamera fungiert wie eine Schleuse. Es scheint, als ob die Schützen lange auf jemanden gewartet hätten, dem sie ihre Erfahrungen und Alpträume erzählen könnten. Durch die Kameralinse werden die Zuschauer Zeugen des schmerzhaften Prozesses der Selbsterkenntnis: dass sich hinter dem einstmals heroischen Kämpfer ein zutiefst verunsicherter Mensch verbirgt, der von den Todesbildern seiner Opfer gequält wird. Die Jury bezeichnete den Film als einen verstörenden, provozierenden Film.

Mittwoch, 15. Mai 2013

DAS RECHT DER MACHT



Trotz der allgemeinen medialen Präsenz des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern bleibt das durch die israelische Verwaltung für die besetzten Gebiete geschaffene Rechtssystem weitgehend unbeachtet. Dabei ist das Recht in den Palästinensergebieten unabhängig von dem Recht, das auf dem eigentlichen Staatsgebiet Israels gilt. Seit den Gebietseroberungen im Sechstagekrieg im Jahr 1967 steht das Westjordanland unter Verwaltung des israelischen Militärs. Über Jahrzehnte hat sich dadurch ein kompliziertes System aus militärischen Gesetzen und Anordnungen entwickelt, das in seiner Beständigkeit einzigartig ist.

Bei der Ausgestaltung der in einem juristischen Grenzbereich angesiedelten Rechtsetzung spielt das israelische Oberste Gericht eine entscheidende Rolle. Während das Gericht in Israel selbst als entschiedener Verfechter der Menschenrechte gilt, richtet es seine Entscheidungen bezüglich der besetzten Gebiete auch nach pragmatischen und militärstrategischen Erwägungen aus. Die Bevölkerung Israels hat in die juristische Verwaltung der Palästinensergebiete kaum einen Einblick. Doch für die Palästinenser ist die undurchsichtige Rechtslage im Alltag stets präsent. Durch diese Diskrepanz ergeben sich zahlreiche Konflikte.

Montag, 13. Mai 2013

TÖTE ZUERST! - DER ISRAELISCHE GEHEIMDIENST SCHIN BET




Im nationalen Diskurs Israels spielen die Sicherheitskräfte gewöhnlich eine überdimensionierte Rolle. Zwei dieser Organe - Armee und Mossad - umgibt eine geradezu legendäre Aura. Nach dem Sechs-Tage-Krieg wurde jedoch das für die innere Sicherheit zuständige Organ Schin Bet zur zentralen Größe in den Diskussionen der israelischen Entscheidungsträger. Seit die israelischen Truppen 1967 einen triumphalen Sieg über die Nachbarländer davontrugen, überwacht der Nachrichtendienst eine zahlreiche, feindlich gesinnte Bevölkerung in den von Israel besetzten Gebieten. Es ist die Aufgabe von Schin Bet, diese Bevölkerung in friedlichen Zeiten wie in Unruheperioden unter Kontrolle zu halten.

"Töte zuerst!" erzählt die Geschichte dieses vielleicht aktivsten, zweifelsohne aber geheimsten Organs der israelischen Sicherheitskräfte aus der Perspektive seiner leitenden Kader, die das Vertrauen der politischen Eliten des Landes mehr als alle anderen genießen. In einer Reihe von Interviews berichten sechs hochrangige Schin-Bet-Offiziere ohne Umschweife über bedeutende Ereignisse in ihrer Amtszeit. Dabei sprechen sie auch über den moralischen Zwiespalt, in dem sie sich aufgrund von Folter und Terror, Verhaftungen und Ermordungen befanden. Möglicherweise haben sie den Bürgern, die sie zu schützen geschworen hatten, durch ihr Handeln mehr Sicherheit gebracht. Aber ist Israel dadurch auch dem Frieden näher gekommen?

Im Stil des Dokumentarfilms "The Fog of War" von Errol Morris werden ihre Ausführungen mit schockierenden Archivbildern und 3D-Animationen unterlegt, die auf Fotos der geschilderten Ereignisse basieren. Sie veranschaulichen die Hintergründe des moralischen Dilemmas und konfrontieren den Zuschauer mit der Frage, ob er oder seine Regierung in der gleichen Lage hätten anders handeln können.

Vor dem Hintergrund der zentralen Rolle, die Israel beim weltweiten Kampf gegen den Terror spielt, geben die Bekenntnisse dieser "Gatekeeper" zu denken und zwingen den Zuschauer sich zu fragen, mit welchen Mitteln dieser Kampf geführt werden soll, ob im Gazastreifen oder in Guantánamo, in Palästina oder Pakistan.

Wie ein moralisches Gleichnis zeigen die Schilderungen der Schin-Bet-Offiziere, was passiert, wenn ein Volk oder eine Nation versucht, Gewalt mit Gewalt zu begegnen.

Dienstag, 7. Mai 2013

SCHATTENKRIEG - ISRAELS GEHEIME OPERATION IM IRAN



Attentate, merkwürdige Explosionen, Sabotage. Die Dokumentation zeigt den geheimen Kampf, den Israels Auslandsgeheimdienst Mossad gegen Irans Atomprogramm führt.

Den Kampf gegen den Iran hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zur "Mission seines Lebens" gemacht. Christian Sievers zeichnet in seinem Film eine Linie von den aktuellen Attentaten und Sabotage-Aktionen in Iran über die brenzlige Situation am Persischen Golf und die Szenarien der Bedrohung durch Irans Atomprogramm zum geheimen Krieg der israelischen Geheimdienstler. Er zeigt die spezielle Motivation der Mossad-Agenten und ihr Operations-Schema, das sich über spektakuläre Aktionen zurückverfolgen lässt. Dabei ist es ihm gelungen, ausgewiesene Sicherheitsexperten - viele von ihnen mit Geheimdienstvergangenheit - und sogar eine Reihe ehemaliger Mossad-Chefs vor die Kamera zu bekommen. Die Interviewpartner machen klar: Dieser Krieg läuft bereits seit Jahren - von der breiten Öffentlichkeit unbemerkt. Und er ist Teil einer Mossad-Strategie, die zurückreicht bis in die 60er Jahre.

Zu Wort kommt auch ein hochrangiges Opfer des Mossad, das einem Giftattentat unter unfassbaren Umständen nur knapp entkam und bis heute ganz oben auf Israels schwarzer Liste steht.

Mittwoch, 1. Mai 2013

ISRAEL UND DIE BOMBE - EIN RADIOAKTIVES TABU



Die Shoah war der Wendepunkt für das jüdische Selbstverständnis. "Nie wieder" sollten Juden widerstandslos zu Opfern werden. Israel wollte Atommacht werden. Um die Bombe zu bekommen, waren viele Mittel recht. 1956 beteiligte sich das Land an der Verschwörung von Briten und Franzosen in der Suezkrise, um sich Rohstoffe und Technik zu sichern - für sein Atomprogramm in Dimona. Der Staat nutzte das schlechte Gewissen auf amerikanischer Seite. Die USA hatten im 2. Weltkrieg nahezu nichts für die Rettung von Juden getan. Nun sollten Eisenhower, Kennedy und Johnson wegsehen, wenn es um das geheime Nuklearprogramm Israels ging.

Auch Deutschland und Frankreich unterstützten die Aufrüstungsbestrebungen des jungen Staates. Im Sommer 2010 bestätigte der BND die Existenz von Akten, die belegen, dass Kanzler Adenauer seit den 50er Jahren nicht nur "Wiedergutmachung" zahlte, sondern Israel mit Hunderten Millionen D-Mark sowie mit Uran und Nuklearexperten versorgte.

Auch Frankreich half tatkräftig mit. Paris lieferte ebenfalls Uran und stellte die besten Nuklearwissenschaftler zur Verfügung.

In Israel wurden die neuen Anlagen sorgfältig versteckt, die Labors hinter doppelte Wände und in unterirdische Kammern verlegt und harmlose Attrappen für ausländische Kontrolleure gebaut. Offiziell war Israel nur an der zivilen Nutzung der Kernenergie interessiert. 1967 aber war die erste Atombombe fertig gestellt. "Nie wieder" stand darauf. Die Ohnmacht der Shoah war Vergangenheit.

Bis heute fährt der Staat Israel eine "Strategie der Unklarheit". Die Atom-Kontrolleure der IAEA werden außer Landes gehalten, indem die Existenz der Bombe bestritten wird. Eingeweihte wie der Nukleartechniker Mordechai Vanunu, die über das Programm reden, bekommen drakonische Strafen und werden mundtot gemacht. Auf der anderen Seite soll die Welt um die Macht des Staates Israel wissen, gezielt setzt die Regierung ihre Stärke diplomatisch ein.

Die Dokumentation rekonstruiert die weitgehend unbekannte Geschichte der israelischen Bombe und des israelischen Atomwaffen-Programms bis heute.

Dienstag, 30. April 2013

DIE PHOSPHOR-KRISE



Zahlreiche Wissenschaftler vergleichen die Verknappung von Phosphor mit der Endlichkeit der Ölreserven. Doch anders als beim Energielieferanten Öl gibt es für Phosphor keine Alternative. Phosphor ist ein echtes chemisches Element und lässt sich durch nichts ersetzen oder reproduzieren. Es ist ein entscheidender Bestandteil in Pflanzendüngern. Gewaltige Düngemittelmengen ermöglichten erst die Bevölkerungsexplosion der letzen Jahrzehnte und den Wohlstand in den Industrienationen. Weltweit erzielt die Landwirtschaft nur durch den intensiven Einsatz von Phosphat-Düngern die notwendigen Ernteerträge für die acht Milliarden Menschen, die inzwischen auf der Erde leben. Aber durch maßlose Verschwendung von Düngemitteln und vielen Alltagsprodukten landen große Mengen Phosphor unwiederbringlich in den Ozeanen.

Vor dem Hintergrund des aktuellen Phosphorverbrauchs zeigt die Dokumentation die weltweiten Konsequenzen der bevorstehenden Phosphor-Verknappung. So werden die Preise für Düngemittel explodieren und dadurch die Getreideproduktion massiv verteuern. Lebensmittel werden zum Luxusartikel.

Die Dokumentation zeigt aber auch, wie diese Entwicklung verhindert oder zumindest verlangsamt werden kann. Doch dafür müssen Politik und Industrie das Phosphor-Dilemma jetzt ernst nehmen. Wissenschaftler und Ingenieure erproben bereits international Verfahren, mit denen Phosphor recycelt und der Verbrauch reduziert werden kann.

Die Filmemacher Christiane Schwarz und Marcel Weingärtner berichten über eine ganz konkrete Bedrohung der menschlichen Existenzgrundlage, aber auch über die Möglichkeiten, diese Gefahr zu bannen. Und sie halten ein Plädoyer für einen nachhaltigen Umgang mit einem bisher unterschätzten Lebensbaustein.

Donnerstag, 25. April 2013

TSCHERNOBYL FOREVER



27 Jahre nach dem atomaren Super-GAU im sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl untersucht die Dokumentation die aktuelle Lage in den am stärksten radioaktiv kontaminierten europäischen Staaten (Weißrussland, Norwegen und Griechenland).

Nach dem Reaktorunglück im sowjetischen Tschernobyl am 26. April 1986 dauerte es mehr als zehn Tage, bis das Feuer unter Kontrolle gebracht werden konnte. Die radioaktiven Gase bildeten in über 2.000 Meter Höhe drei Wolken, die der Wind in Richtung Skandinavien, Mitteleuropa und Balkan trieb. 70 Prozent der radioaktiven Substanzen gingen nördlich von Tschernobyl über Weißrussland nieder, doch auch andere Länder in Westeuropa wurden langfristig verseucht: von Norwegen, bis Griechenland, von Österreich bis Frankreich. Mittels moderner Technik ließen sich die Explosion und die Ausbreitung der Radioaktivität nach Norden und Westen in den Tagen nach dem Unglück rekonstruieren.

Die Dokumentation folgt den Spuren der drei Atomwolken und gibt die unterschiedlichen Erfahrungen der Betroffenen mit den Folgen von Tschernobyl, die Meinung einfacher Bürger und die Standpunkte von Nicht-Regierungsorganisationen sowie Expertenmeinungen wieder.

Die Reise führt auch in ein Sperrgebiet in Weißrussland. Das liegt ganz in der Nähe des Reaktorstandorts, der sich in der angrenzenden Ukraine befindet. Dort ist die Lage weiterhin kritisch. Umwelt, Gesundheit und Nahrungskette sind dauerhaft gestört, und die Kontamination setzt sich fort. Das gilt auch für andere Regionen Europas, in Norwegen zum Beispiel weist die Volksgruppe der Sami eine ebenso hohe Belastung mit radioaktivem Cäsium auf wie die Menschen in unmittelbarer Nachbarschaft des Atomkraftwerks. Wahrscheinlich wurden die Sami durch den Verzehr ihrer Rentiere kontaminiert, die ihrerseits durch verseuchte Flechten belastet sind. Außerdem könnte ein Waldbrand in der Nähe von Tschernobyl auch heute noch eine neue radioaktive Wolke erzeugen.

Dienstag, 23. April 2013

MONSANTO - MIT GIFT UND GENEN



 Das 1901 in St. Louis im US-Staat Missouri gegründete Unternehmen "Monsanto Chemical Works" war im 20. Jahrhundert weltweit eines der größten Chemieunternehmen, bevor es zum mächtigen Agrochemiekonzern wurde. In der Vergangenheit machte "Monsanto" mehrfach von sich reden. Das Unternehmen produzierte das im Vietnamkrieg zu trauriger Berühmtheit gelangte Herbizid Agent Orange, das heute als chemischer Kampfstoff klassifiziert ist.

Zur Produktpalette gehört ferner der umstrittene Süßstoff Aspartam, das Wachstumshormon rBST zur Steigerung der Milchleistung von Rindern sowie die in der Industrie häufig verwendete Substanz PCB, die in Deutschland unter dem Namen Clophen bekannt ist und seit Beginn der 80er Jahre als hochgiftig eingestuft wird.

Mittwoch, 17. April 2013

HAITI - TÖDLICHE HILFE




Nach dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 wurde Haiti von einer Hilfsmaschinerie geradezu überrollt. Der Präsident, die Regierung und die Zivilgesellschaft wurden dadurch ausgeschaltet und jede lokale Initiative wurde blockiert. Der haitianische Filmemacher Raoul Peck dokumentierte den Wiederaufbau und hinterfragt in seinem Dokumentarfilm die Wirksamkeit und die Folgen dieser beispiellosen internationalen Hilfskampagne.

Schonungslos prangert der Dokumentarfilm das verheerende internationale Hilfsmanagement angesichts der komplexen Situation nach dem Erdbeben in Haiti an. Zu den wichtigsten Steuermännern und Protagonisten gehören die internationalen Hilfsagenturen, die meisten weltweit tätigen Nichtregierungsorganisationen, der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, internationale Experten von überall her, ganze Flugzeuge voller wohlmeinender Katastrophenhelfer und nicht zu vergessen: die Hollywoodstars.

Die "Hilfsmaschine" überrollte die staatlichen Strukturen Haitis, schaltete den Präsidenten, seine Regierung und die haitianische Zivilgesellschaft aus und blockierte brutal jedwede lokale Initiative. Drei Jahre nach Beginn dieses fragwürdigen Wiederaufbauprozesses ist die haitianische Bevölkerung nicht nur an den Rand gedrängt, sondern noch hilfloser als vor der Katastrophe. Die insgesamt elf Milliarden Dollar, die die Weltgemeinschaft dem gebeutelten Land zugesagt hat, sind noch immer nicht vollständig ausgezahlt, geschweige denn für effektiven Wiederaufbau verwendet worden.


"Tödliche Hilfe" geißelt das kollektive Gutmenschentum und das Scheuklappendenken der Institutionen. Angesichts des generellen Versagens der Entwicklungshilfe fordert der Film die sofortige Einstellung der derzeitigen "Hilfs"-Strategien.

Donnerstag, 4. April 2013

FUKUSHIMA - DIE WAHRHEIT HINTER DEM SUPER-GAU



In kaum einem Land der Erde ist der Glaube an die Sicherheit der Kernenergie so tief verwurzelt wie in Japan. Und in kaum einem anderen Land der Erde ist die Verflechtung zwischen Nuklearindustrie, Regierung und Aufsichtsbehörden so stark wie in Japan. Als das Erdbeben und der Tsunami am 11. März 2011 die Reaktoren im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi zerstörten und es zum Super-GAU kam, wurde das ganze Land in seinen Grundfesten erschüttert.

Nahezu reflexartig setzte die Maschinerie des Abwiegelns, der Beschwichtigung und der Verschleierung ein, versuchten Betreiber, Regierung und Aufsichtsbehörden das wahre Ausmaß der Katastrophe herunterzuspielen. Erst mit wochenlanger Verzögerung gestanden die Verantwortlichen ein, dass es einen atomaren Unfall gegeben hatte, der die Dimension der Katastrophe von Tschernobyl vielleicht sogar übertrifft. Doch ist das ganze Ausmaß der nuklearen Apokalypse überhaupt bekannt?

Die Dokumentation geht der Frage nach, was in den Reaktorblöcken 1 bis 4 des Atomkraftwerks in Fukushima tatsächlich passiert ist, und inwieweit die Verantwortlichen in Japan die Details und den Umfang der Katastrophe vor der eigenen Bevölkerung und der Weltöffentlichkeit verborgen haben und bis heute verbergen. Mit Hilfe internationaler Experten analysieren die Filmemacher die tatsächlichen Abläufe in Fukushima am Tag der Havarie und in den Wochen danach und zeichnen ein Bild des Krisenmanagements der japanischen und internationalen Atomlobby, die alles daran setzt, dass auch nach dem Super-GAU in Japan das globale Multimilliardengeschäft mit der Kernenergie weitergehen kann.

Bis heute behaupten die japanische Regierung und die Betreibergesellschaft Tepco gegenüber der Öffentlichkeit, die Lage in den zerstörten Reaktoren kontrollieren zu können. Gleichzeitig werden die Gefahren für die Gesundheit der Bevölkerung massiv heruntergespielt. Die Katastrophe von Fukushima war ein Super-GAU, der ein bislang unbekanntes Ausmaß erreicht hat.

Montag, 11. Februar 2013

WATER MAKES MONEY



Die Wasserversorgung ist weltweit noch zu mehr als 80% in öffentlicher Hand. Doch überall, wo finanziell klamme Kommunen nach Entlastung suchen, klopfen die weltgrößten Wasserkonzerne Veolia und Suez an die Tür.

Innerhalb der letzten 10 Jahre hat allein Veolia es geschafft,  nach eigenen Angaben in 450 deutschen Städten die Wasserversorgung zu übernehmen oder an ihr beteiligt zu werden. Mittlerweile ist der französische Konzern incl. seiner Beteiligungen im Trink- und Abwasserbereich etwa gleichauf mit Gelsenwasser der größte Versorger in Deutschland. Ähnliche Expansionserfolge sind in Polen, den Baltischen Republiken, Lettland, Estland, Litauen, der Tschechische Republik, der Slowakei, Rumänien, Italien, Spanien, den USA und nun auch in China zu verzeichnen, wo Veolia laufend die Unterschrift neuer Verträge verkündet. 

Wenn in Kalifornien Wasserknappheit droht, empfängt Schwarzenegger Veolias Vorstands-vorsitzender Henri Proglio. Derselbe ist auch  für Chinas Präsident die erste Adresse, wenn das aufstrebende Land ein 100 Mrd.$ Programm zur Erneuerung der Abwasserversorgung auflegt ... .

Bereits in mindestens 69 Ländern auf allen fünf Kontinenten sind Veolia und Suez präsent - ist das der unaufhaltsame Aufstieg zweier Wassergiganten zur weltweiten Hegemonialmacht einer privatisierten Wasserversorgung?

Mehr Informationen: http://watermakesmoney.com

Freitag, 8. Februar 2013

CHEMIE IM WASSER



Fische und Amphibien verweiblichen, Schäden an Gehirn, Leber und Kiemen nehmen zu. Auch bei Menschen breiten sich Allergien und Antibiotika-Resistenzen aus. Bislang fehlen eindeutige Belege für einen Zusammenhang mit den chemischen Rückständen im Wasser. Doch niemand kann sagen, welche Folgen es hat, wenn Menschen über lange Zeit Hunderte von Stoffen über das Trinkwasser zu sich nehmen - und sei es in niedrigen Konzentrationen.

Der Ökotoxikologe Peter von der Ohe vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig sammelt Wasserdaten aus ganz Europa. Sein Ergebnis: "Europas Gewässer werden auf viel zu wenige Stoffe untersucht und die Grenzwerte sind zu hoch. Nach unseren Daten können nur 15 Prozent der Gewässer als wirklich sauber gelten. Rund die Hälfte ist dagegen deutlich beeinträchtigt." Andere europäische Wissenschaftler bestätigen diese Einschätzung. So kann die Pariser Biologin Barbara Demeneix nachweisen, wie die Schadstoffe im Wasser die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen, und ihr britischer Kollege Charles Taylor zeigt auf, dass die kontaminierte Flüssigkeit dazu führt, dass Fischmännchen Eier produzieren statt Spermien.

Vertreter der europäischen Pharmaindustrie und Janez Potocnik, EU-Kommissar für das Umweltressort, sehen kein Problem. Das europäische Wasser sei unbedenklich, sagen sie. Und wie sieht die Situation weltweit aus? Joakim Larsson von der Universität Göteborg hat Wasserproben aus dem indischen Hyderabad untersucht. Die Pharmaindustrie verlagert einen Teil ihrer Produktion in Schwellenländer wie Indien. Dort gelangen Abwässer teilweise ungeklärt in die Kanalisation. Der Befund: "Antibiotika-Konzentrationen, die bis zu einer Million mal höher sind, als sie normalerweise in geklärtem Wasser gefunden werden. Die Konzentration war teilweise höher als im Blut von Patienten, die mit dem entsprechenden Antibiotikum behandelt werden." Sauberes Wasser ist also auch in diesem Fall eine Illusion.

Montag, 28. Januar 2013

GAS MONOPOLY



Woher nimmt Europa das Gas, das es so dringend braucht? Um eine Antwort zu finden, reist der Journalist Martin Leidenfrost an die neuralgischen Punkte des internationalen Gasgeschäfts. Und stellt fest: Gas ist nicht nur ein Geschäft, es ist Politik, Intrige und Emotion. Es geht um Macht, Männer und Monopole.

Europa ist abhängig von Gas: Gas wärmt, Gas treibt die Schwerindustrie an, Gas ist der sauberste fossile Energieträger. Europas Gasbedarf wird bis 2030 noch steigen - bei gleichzeitigem Rückgang der innereuropäischen Produktion. Wer wird Europa in Zukunft mit Gas versorgen? Es sind keine Kleinunternehmer, die Gasfelder erschließen, Flüssiggas-Terminals bauen und Pipelines verlegen. Diese Branche rechnet in Jahrzehnten und in Milliarden. Die meisten Protagonisten des Dokumentarfilms gehören nationalen und internationalen Eliten an. Sie sind Minister, Topmanager oder Lobbyisten. Nur manchmal stellt der Dokumentarfilm dem Spiel der Big Player die kleinen Leute entgegen, die an den Schnittstellen der internationalen Gasströme leben.

Dienstag, 22. Januar 2013

NIE MEHR MÜLL - LEBEN OHNE ABFALL - CRADLE TO CRADLE



Einfach alles wegwerfen - ohne schlechtes Gewissen und ohne Abfall zu produzieren. Das ist die Vision von Michael Braungart. Der Umweltchemiker nennt sein Konzept cradle to cradle.

Eines der vielen Problem unseres auf Verschwendung und Konsum aufbauenden Wirtschaftssystems liegt bekanntlich im Ressourcenverbrauch und dem Anfallk von Müll und Gift als Beiwerk der Produktion. Darüber, wie dies auch anders gehen muss, macht sich Michael Braungart im Rahmen seines Cradle to Cradle-Konzepts seit vielen Jahren Gedanken. Er plädiert für einen grundlegend anderen Ansatz beim Umgang mit Rohstoffen – es gibt keinen Abfall mehr,  sondern alles wird einer Wiederverwertung, einer Kreislaufwirtschaft zugeführt. Teppiche, die die Luft reinigen statt sie mit Giften zu belasten, Häuser, die ihre eigene Energie erzeugen und CO2 aus der Atmosphäre binden, dies alles sind Teile seiner Vision, die mittlerweile von immer mehr Firmen umgesetzt wird. Neben dem Umweltaspekt ist für diese Unternehmen vor allem der wirtschaftlcihe Aspekt von Belang, da diese neuen Materialien und Produktionsprozesse letztlich günstiger sind, weil man sich keine Gedanken mehr über Müll- und Schadstoffentsorgung machen muss.

Freitag, 11. Januar 2013

THE MAJESTIC PLASTIC BAG



This mockumentary is narrated by Academy Award-winner Jeremy Irons and tracks the “migration” of a plastic bag from a grocery store parking lot to the “Great Pacific Garbage Patch” in the Pacific Ocean.

PLASTIK: DER FLUCH DER MEERE



Vor einigen Jahren entdeckte man weit draußen im nordpazifischen Ozean eine kreiselnde Strömung mit etwa 100 Millionen Tonnen Plastikmüll. Das Phänomen fand sich auch im Nordatlantik. Inzwischen vermuten Strömungsforscher einen Müllstrudel auch südlich des Äquators.

Die Dokumentation begleitet ein Expeditionsteam um den Umweltaktivisten Marcus Eriksen. Er will den Südpazifik durchqueren, um den bisher nicht eindeutig nachgewiesenen Müllstrudel auf der Südhalbkugel zu finden. Irgendwo zwischen Osterinsel und chilenischem Festland soll er sich befinden. Aber wie muss man sich so eine riesige Ansammlung von Abfällen vorstellen? Und was würde es bedeuten, wenn Eriksen fündig würde?

Parallel zu Eriksens Suche versuchen Wissenschaftler herauszufinden, was Plastik im Meer eigentlich anrichtet. Dabei geht es nicht nur um strangulierte Seelöwen, erstickte Vögel und tödlich verletzte Schildkröten. Chemiker und Meeresbiologen haben festgestellt, dass die eigentliche Gefahr in der toxischen Wirkung des Plastiks auf die Meeresfauna und -flora liegt. Sie scheint wesentlich höher zu sein, als bisher angenommen.

Die Dokumentation ist eine Spurensuche nach den wahren Auswirkungen der Plastikflut. Wie ein Puzzle setzen sich einzelne Erkenntnisse nach und nach zu einem erschreckenden Gesamtbild zusammen. Erst kürzlich fanden Wissenschaftler heraus, dass sich - in weitaus größerem Rahmen als bisher angenommen - in der arktischen Tiefsee große Mengen Müll am Meeresboden befinden. So ist der Plastikmüll längst zu einem globalen Problem geworden, dessen Lösung der Anstrengungen aller bedarf.

Mittwoch, 9. Januar 2013

KRIEG UM DEN REIS



Keine wirtschaftliche Tätigkeit ernährt so viele Menschen und erweist sich als so ausschlaggebend für das soziale Gleichgewicht vieler Länder wie der Reisanbau. Für fast die Hälfte der Weltbevölkerung ist Reis das Grundnahrungsmittel. Er ist die Voraussetzung für die weltweite Nahrungssicherheit. Diese Getreideart, die 15 Prozent der anbaufähigen Erdoberfläche einnimmt, kann politische Sicherheit gewähren oder den Sturz von Regierungen mitbewirken.

Im Frühjahr 2008 geschah etwas nie Dagewesenes. Innerhalb weniger Monate stieg der Reispreis um das Sechsfache. Das wirkte sich besonders auf die ärmsten Staaten der Welt aus. In rund 40 Ländern kam es zu Protestkundgebungen bis hin zu Hungerrevolten. Radio- und Fernsehsender lösten mit der pausenlosen Wiederholung der Worte "Knappheit" und "Hungersnot" eine wahre Hysterie aus. Überall wurde befürchtet, dass die Reisversorgung nicht mehr gesichert sei. Von diesem Ereignis ausgehend, untersucht der Dokumentarfilm die Bedeutung des Reises für die Welternährung und gewährt Einblicke in die Hintergründe des weltweiten Reismarktes.

Das Filmteam hat den Weg des Reises verfolgt. In Bangkok sind die wichtigsten Reisproduzenten und -exporteure aktiv, in Genf werden die Preise ausgehandelt und in Afrika wird der Reis verzehrt. Auch Spekulanten und korrupte Staaten, die zur Reiskrise beitrugen, werden im Film ausfindig gemacht. Außerdem geht es um die Frage der Selbstversorgung und um das Pachten oder Ankaufen von landwirtschaftlichen Gebieten durch reiche Länder, das sogenannte "Land Grabbing".

Filmemacher Jean Crépu versucht zu klären, was wirklich im Frühjahr 2008 geschah, wer die Panik auslöste und wer davon profitierte, aber auch welche Lehren aus den Ereignissen gezogen und welche Entscheidungen gefällt wurden.