Mittwoch, 18. März 2015

TABU ABTREIBUNG - WARUM LÄNGER SCHWEIGEN?



Abtreibung ist ein gesellschaftliches Tabu, kaum eine Frau bekennt offen, abgetrieben zu haben. Die meisten Frauen leiden unter diesem Schweigen. Die öffentliche Diskussion, vor allem im Internet, ist geprägt von den Argumenten und Agitationen der Lebensschützer-Bewegung. Das Thema wird im Schwarz-Weiss-Schema zwischen Pro-Vita-Anhängern und Abtreibungsbefürworter ausgetragen. Die Realität vieler Frauen wird dazwischen zerrieben.
 Dass dieses Thema ein Tabu ist, hat die Filmemacherin - die ein Recht auf Abtreibung befürwortet, um Heimlichkeit und Kurpfuscherei zu verhindern - selbst erfahren.

Der Film begleitet sie bei ihrer Suche nach Geschichten hinter der Mauer des Schweigens, zu ihren Gesprächen mit Frauen und Experten. Jede fünfte Frau hat in ihrem Leben einmal abgetrieben, so die Schätzungen. Einige sprechen sogar von jeder dritten Frau. Manche können in Ruhe damit leben, andere nicht. Manche leiden sogar unter sogenannten posttraumatischen Belastungsstörungen, wie die Trauma-Therapeutin Dr. Pokropp-Hippen im Film erklärt: "Es wird geschätzt, dass von zehn Frauen, die eine Abtreibung vornehmen lassen, nur zwei Frauen symptomfrei bleiben. Circa zwei bis vier Frauen entwickeln eine wirkliche Erkrankung wie Depressionen oder Angsterkrankungen." In den Gesprächen wird deutlich, dass zwei der Frauen gewünscht hätten, sich mehr Zeit zur Entscheidungsfindung genommen zu haben. Und dass sie von ihrer Umgebung anstatt Neutralität mehr Unterstützung in diesem Prozess bekommen hätten.

Frau Dr. Pokropp-Hippen spricht von dem Moment der nachträglichen Personalisierung des Kindes, der für viele Frauen Trauer und Schuld auslöst. Gefühle, für die kein Raum da ist, denn oft schämen sich die Frauen - und professionelle Beratungsangebote sind rar. Andere Frauen haben diese Probleme nicht. Sie haben sich sehr bewusst für ihre manchmal mehrfachen Abtreibungen entschieden, gestärkt durch ihre tiefe Überzeugung, dass eine Schwangerschaft eine Option auf Leben ist. Und vor allem darauf, dass Kinder in eine Umgebung geboren werden sollten, die sie willkommen aufnimmt und gut behandelt.

Die Dokumentation möchte eine neue Perspektive in die Diskussion einbringen, Raum schaffen, in dem betroffene Frauen nach einer Abtreibung ihre Gefühle teilen können. In einer offenen Gesellschaft sollten Frauen über Abtreibung reden können, ohne gleich schwarz oder weiss abgestempelt zu werden.

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