Dienstag, 29. Juli 2014

BULB FICTION - VERBOT DER GLÜHLAMPE



Am 19. März 2009 veröffentlichte die Europäische Union in ihrem Amtsblatt eine „Richtlinie zur Regulierung von Lichtprodukten in privaten Haushalten“. Der Richtlinie zufolge werden zwischen September 2009 und September 2016 alle ineffizienten Leuchtmittel – Glüh- und Halogenlampen – schrittweise aus dem Verkehr gezogen.

In ungewohnter Allianz feierten Politik, Industrie und ausnahmslos alle Umweltorganisationen die Richtlinie als großen Erfolg.
Und wirklich, es scheint in dieser Sache nur Gewinner zu geben: Die Industrie, die sich über das positive Umwelt‐Image freuen darf, die Politik, die sich dem Klimawandel entschlossen entgegenstellt und die Konsumenten, die sich den aktiven Umweltschutz mit einer jährlich um ein paar Euro reduzierten Stromrechnung versüßen lassen. Und auch die Umweltorganisationen haben endlich wieder einen zählbaren Erfolg. Dabei scheint die EU-Richtlinie einem riesigen Feldversuch gleichzukommen – unabhängige Studien, die die gesundheitlichen Belange der Richtlinie untersuchen, wurden bei der Entscheidung nicht berücksichtigt.
Die Verordnung war längst beschlossene Sache, bevor eine breite Diskussion über mögliche Gefahren überhaupt in Gang gekommen war. Der Ausgang des Experiments bleibt ungewiss. Und war das alleinige Ziel der Verordnung wirklich die Rettung des Weltklimas? Könnte es nicht sein, dass hier von Seiten der Lichtindustrie Profitmaximierung unter dem Deckmantel des Umweltschutzes angestrebt wird? Welche Rolle spielte die Macht der Industrie bei dieser politisch weitreichenden Entscheidung? Und ist die als Ersatz propagierte, euphemistisch „Energiesparlampe“ genannte Kompaktleuchtstofflampe tatsächlich so umweltfreundlich, kostengünstig und qualitätvoll, wie Industrie, Politik und Umweltschutzorganisationen unisono behaupten? Wurden alternative Leuchtmittel von Seiten der großen Hersteller gezielt unterdrückt? Gibt es gar eine Verschwörung? Dass es ein illegales Glühlampen-Kartell (das erste weltweit tätige Kartell überhaupt) gegeben hat, ist anhand von Dokumenten aus dem Berliner Landesarchiv belegbar. Dass dieses Kartell bis heute weiter existiert, dafür gibt es handfeste Indizien.

Der Dokumentarfilm Bulb Fiction nimmt das Verbot der Glühlampe zum Anlass, um Macht und Machenschaften der Industrie, sowie den Widerstand gegen die „Richtlinie zur Regulierung von Lichtprodukten in privaten Haushalten“ zu portraitieren. Dabei geht es im Grunde natürlich um mehr als Lampen – es geht um die Macht und die Gier der Industrie und ihrer Lobbys, die Verstrickung der Politik in diese Machtstrukturen, um Profit und Scheinheiligkeit, um bewusste Fehlinformation und um die oft erschreckende Naivität der Konsumenten. Es geht um das mündige Verhalten eines jeden Bürgers. Es geht aber auch um die prinzipielle Frage, ob die Qualität des visuellen Umfelds anderen Belangen ohne weiteres unterzuordnen ist. Die Güte des uns umgebenden Lichts stellt einen nicht zu unterschätzenden Wert dar, ein Wert, den man nicht am Altar eines reinen Umweltgewissens unüberlegt opfern sollte.

Freitag, 25. Juli 2014

HAUPTSACHE HALTBAR



Von Shanghai über Toulouse bis nach Hamburg - der Verbraucher kann in vielen Supermärkten auf der Welt die gleichen Produkte kaufen, alles luftdicht verpackt und lange haltbar. Doch kaum ein Kunde ahnt, dass sich in den Verpackungen gefährliche Schadstoffe verstecken, die in die Nahrungsmittel wandern. Ob Weichmacher, giftige Druckfarben oder sogenannte Trocknungsbeschleuniger - die größte Verunreinigung von Lebensmitteln entsteht durch Verpackungen. So lässt sich in harten Plastikschalen und Dosen der hormonähnliche Stoff BPA nachweisen, der Herzkrankheiten auslösen und das Immunsystem schädigen kann. Allen wissenschaftlichen Studien zum Trotz wurde BPA bis heute in der EU nicht verboten.

Am gefährlichsten sind die sogenannten Wandergifte, wie Phtalate. Sie machen die Verpackung weich und geschmeidig, wirken nebenbei aber wie Hormone. Als Folge werden immer mehr Männer unfruchtbar. Zu finden sind die Gifte in Nuss-Nougat-Cremes, Milch, Öl, Pesto-Soßen, Fertigprodukten und sogar im folienverpackten Fleisch und Obst.

Weichmacher und Plastikverpackungen kommen aus China. Hier gelten die europäischen Gesetze nicht. Und die EU-Kontrollorgane schützen den Verbraucher nicht ausreichend gegen das tägliche Gift aus der Verpackung. Während es in der Schweiz bereits ein Gesetz gibt, das die Industrie verpflichtet, die gesundheitliche Unbedenklichkeit von Farben nachzuweisen.

Dienstag, 22. Juli 2014

BLOOD IN THE MOBILE



Wir lieben unsere Handys und können uns das Leben ohne Mobiltelefon nicht mehr vorstellen. Die Auswahl der Modelle ist mittlerweile endlos. Aber die schöne Welt der Handys hat eine dunkle, blutige Seite. 

Ein Großteil der Minerale, die für die Mobiltelefonherstellung notwendig sind, kommen aus dem Osten Kongos. Die westlichen Industrienationen kaufen die sogenannten Konfliktminerale und finanzieren somit einen Bürgerkrieg, der, nach Auffassung von Menschenrechtsorganisationen, zu einem der blutigsten Konflikte seit dem Zweiten Weltkrieg zählt: In den letzten 15 Jahren hat er mehr als fünf Millionen Menschen das Leben gekostet, 300.000 Frauen wurden vergewaltigt. Es herrscht unfassbare Grausamkeit. Der Krieg wird andauern, solange bewaffnete Gruppen die Kriegsführung durch den Verkauf der Mineralien weiter finanzieren können.

Filmemacher Frank Poulsen ist seit Jahren Besitzer eines Nokia-Handys. Er will herausfinden, ob er den Konflikt im Kongo mit unterstützt. So macht er sich auf die Reise in den Kongo und nimmt viele Strapazen auf sich, um sich ein Bild von der illegalen Minenindustrie zu verschaffen. Dank seines Mutes und seiner Hartnäckigkeit erhält er schließlich Zugang zu der größten Mine in der Kivu-Region, die von verschiedenen bewaffneten Gruppen kontrolliert wird. Ein Bild des Schreckens offenbart sich ihm: Kinder verbringen Tage in dunklen, engen Tunneln und graben mit bloßen Händen die Mineralien aus, die sich dann in unseren Telefonen wiederfinden.

Wieder zurück in Europa versucht Frank Poulsen mehrfach mit dem weltweit größten Mobilfunkhersteller Nokia in Kontakt zu treten. Frank Poulsen möchte von seiner Handyfirma hören, dass sie keine Konfliktmineralien verwendet und dass er als Konsument nicht den Bürgerkrieg im Kongo mitfinanziert. Eine Garantie dafür bekommt er von Nokia nicht. 

"Blood in the Mobile" ist eine Dokumentation über unsere Verantwortlichkeit im Konflikt im Kongo und über die soziale Verantwortung von Unternehmen.

Montag, 21. Juli 2014

DIE SCHLACHT UM DEN TELLER



In den USA leben die meisten Fettleibigen, aber längst ist Adipositas zu einem globalen Problem geworden. 300 Millionen fettleibige Menschen gibt es auf der Welt. Schuld daran sei die Nahrungsmittelindustrie, so Nicholas Freudenberg, Professor für Öffentliche Gesundheit in New York.

"Die amerikanische Nahrungsmittelindustrie gibt 30 Milliarden Dollar jährlich für Werbung aus. Sie richtet ihre Werbung gezielt auf die Ärmsten der Gesellschaft, denn die leben am stärksten unter Stress, Armutsstress." Und weil die Menschen biologisch so disponiert seien, erläutert der Forscher weiter, essen sie unter Stress mehr Fett, mehr Zucker, mehr Salz. Eben diese Produkte, die in großen Mengen konsumiert zu Gesundheitsstörungen führen, bewerbe die Nahrungsmittelindustrie am stärksten.

Und die Global Player dieser Industrie exportieren ihre Produkte weltweit. Die Freihandelsabkommen, die die USA mit Mexiko und jüngst mit Südkorea abgeschlossen haben, helfen ihnen dabei, neue Märkte zu erobern. So sind Fettleibigkeit und Diabetes auch im Schwellenland Mexiko zum Problem geworden.

Das noch größere Problem in Mexiko ist, dass zwei Millionen Kleinbauern in der Folge des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens durch hoch subventionierten Mais und Genmais aus den USA ihre Existenz verloren haben. Knapp eine Milliarde Menschen hungert oder leidet weltweit an Unterernährung. Die meisten sind Kleinbauern. "Einer der Hauptgründe ist, dass die Kleinbauern politisch marginalisiert wurden und ökonomisch nicht interessant genug schienen, in sie zu investieren," sagt Olivier de Schutter, UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung.

Aber was essen wir morgen? Natürliche, lokale, nachhaltig angebaute Produkte aus kleinbäuerlichen Betrieben oder industriell hergestelltes Fast- und Trash-Food? Klonfleisch aus den USA oder genetisch veränderter Reis, angereichert mit Eisen und Zink, aus Südkorea? Gemüse aus vertikalen Gewächshäusern, gebaut in den Zentren der Megalopolen, von dort frisch auf den Tisch unter Verzicht auf weite, umweltschädliche Transportwege?

Wer wird hungern, wer wird satt? Die Dokumentation sucht Antworten.

Freitag, 18. Juli 2014

DARWINS ALPTRAUM



In den 1960er Jahren wurden in einem Experiment 35 Nilbarsche im Viktoriasee ausgesetzt, eine Raubfischart, die bis dahin nicht in diesem See vorkam. Ziel war es, mit diesem vermehrungsfreudigen Speisefisch die regionale Fischwirtschaft zu fördern.

Doch die Folgen dieses Eingriffes in die Natur waren ungeahnt katastrophal für die Fauna des Sees – innerhalb von 30 Jahren wurden durch den gefräßigen Räuber über 400 verschiedene Fischarten ausgerottet. Weil es keine algenfressenden Fische mehr gibt, ist der See mittlerweile stark eutrophiert und die Sauerstoffkonzentration in tieferen Seeschichten sinkt ständig.

Aus wirtschaftlichen Interessen wurde und wird von den Anliegerstaaten nichts gegen dieses Massensterben unternommen, da der Verkauf des Nilbarsches unter dem Namen Viktoriabarsch äußerst profitabel ist. Dies kommt der heimischen Bevölkerung aber keineswegs zugute.

Der Film dokumentiert, dass vom Exportgewinn nur wenige profitieren, während zehntausende Menschen arbeitslos werden, ihre traditionelle Nahrungs- und Erwerbsgrundlage verlieren und schließlich unter unmenschlichen Bedingungen leben (und arbeiten) müssen. Auch wenn der Film keine direkten Hinweise auf diesen Zusammenhang liefert, so erweckt er den Anschein, dass der Profit mindestens teilweise für den Ankauf von Waffen ausgegeben wird. Wiederholt wird angedeutet, dass die Transportflugzeuge mit den wertvollen Fischfilets nach Europa fliegen und mit Waffen beladen nach Tansania zurückkommen. Zunächst bestreiten die Piloten, zu wissen, was sie aus Europa liefern, doch endlich gesteht ein russischer Pilot unter Tränen, dass Waffen transportiert wurden. Sie alle wissen es letztlich von vornherein.

Sauper interessiert sich in dem Film nicht nur für die politischen Zusammenhänge, sondern ist ergreifend nahe an den beteiligten Menschen. Seine Hauptpersonen sind russische Piloten, arbeitslose Fischer und die Menschen, die, aus dem Hinterland kommend, ihr Glück versuchen. Viele Frauen zwingt die sich oft schnell einstellende wirtschaftliche Notlage zur Prostitution, was wiederum eine große Anzahl von HIV-Neuinfektionen, mit erschütternden Sterberaten unter den Fischern, zur Folge hat. Die örtlichen Behörden scheinen bei all dem machtlos zu sein, Korruption steht an der Tagesordnung, und die Vertreter der UN, der EU und der Weltbank sind entweder ahnungslos oder desinteressiert.

Donnerstag, 17. Juli 2014

DIE GEHEIMEN DEALS DER ROHSTOFFHÄNDLER



Die Preise von Agrar- und Energierohstoffen sind stark gestiegen. Doch die erhöhte Nachfrage in wachsenden Ländern wie China, Indien oder Brasilien ist nicht der einzige Grund für den rasanten Preisanstieg. Laut Politikern, Nichtregierungsorganisationen und Medien tragen die Anlagestrategen an den Terminbörsen die Hauptschuld. Wer sind diese Spekulanten, die auch für weltweite Hungersnöte verantwortlich sein sollen? Und wie funktionieren die für ihre Komplexität und Undurchsichtigkeit berühmten Rohstoffmärkte? Wer zieht wirklich die Fäden?

Seit der Finanzkrise spekulieren Banken und Versicherungen mit Agrar-Rohstoffen. Auf Kosten der Ärmsten?

Seit der Finanzkrise haben Großbanken und Versicherungen die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen entdeckt. Klima, Krisen und Kriege bestimmen die Preise, und die Branche verzeichnet satte Gewinne. Business auf Kosten der Ärmsten? Investigation über eines der dunkelsten Kapitel der Weltwirtschaft.

Mittwoch, 16. Juli 2014

DER FAIRE HANDEL AUF DEM PRÜFSTAND



Konsumieren ja, aber fair! Wenn der Verbraucher ein Produkt mit Fair-Trade- Siegel in seinen Einkaufswagen legt, dann trifft er damit eine Entscheidung, durch die in Afrika oder Lateinamerika Kleinbauern angemessen vergütet werden. Aber ist, wo fair draufsteht, wirklich immer fair drin? Die investigative Dokumentation deckt auf.


Das Geschäft mit Fair-Trade-Produkten boomt: 2012 betrug der Umsatz rund fünf Millionen Euro, Tendenz steigend. Die neue Konsumeinstellung ist gut für das Gewissen und für die Finanzen. Konsumieren ja, aber bitte fair!, so lautet das Motto des fairen Handels. Wenn der Verbraucher ein Produkt mit Fair-Trade-Siegel in seinen Einkaufswagen legt, dann trifft er damit eine Entscheidung, deren Konsequenzen am anderen Ende der Welt spürbar sind: In Afrika oder Lateinamerika werden Kleinbauern angemessen für die Produktion von Rohstoffen vergütet. 

Entgegen der Logik der globalisierten Wirtschaftsordnung werden sie so nicht von Importeuren und Großhändlern ausgebeutet. Eine schöne Theorie. Aber wie sieht es in der Praxis aus? Immer mehr Gütesiegel für fairen Handel drängen auf den Markt - mit hohem Zuspruch von Verbraucherseite. Aber ist auch fair drin, wo fair draufsteht? 

Filmemacher Donatien Lemaître besuchte Plantagen in Mexiko, der Dominikanischen Republik und in Kenia. Seine Recherchen ergaben, dass das Konzept aufgrund seines Erfolgs auch von den PR-Experten internationaler Konzerne aufgegriffen wird, die damit zulasten der Kleinproduzenten ihren Namen "grünwaschen" - und das ist sicher nicht im Sinne der Erfinder des Fair-Trade-Gütesiegels.

Dienstag, 15. Juli 2014

NAHRUNGSMITTELSPEKULATION



Der Film erklärt, wie mit Nahrungsmitteln spekuliert wird, welche Gefahren es birgt und was deshalb geschehen muss.
Mehr Informationen: http://www.weed-online.org

Freitag, 11. Juli 2014

SCHICK ABER SCHÄDLICH



Die neuesten Jeans, verführerische Dessous, trendige Schuhe - viele Modeketten locken mit schicker Kleidung zu günstigen Preisen. Doch der schöne Schein trügt. Oft finden sich bedenkliche Chemikalien in den Textilien. Auch Rita Lemoine leistete sich ein Paar schöne neue Schuhe und ahnte nicht, dass das teure Modell mit dem Antischimmelmittel DMF belastet war. Rita Lemoine litt unter Lähmungen und ihre Haut war wie verbrannt. Zwar ist DMF seit 2009 in der EU verboten, aber es fehlen Kontrollen. Besonders in Schuhen aus China wird das Gift immer wieder gefunden.

Ein Großteil der in Europa verkauften Kleidung kommt aus Asien. Dort werden Chemikalien eingesetzt, die hier tabu sind. Besonders in Bangladesch fordert die Textilproduktion ihre Opfer. Immer wieder sterben Arbeiter in den Gerbereien durch die verwendeten Gifte. Chrom, Azofarben, Chlorgas, alles ist dort frei erhältlich. Dass es immer noch eingesetzt wird, erlebt der Chemiker Thorsten Ollesch bei der Messung der Containerluft im Hamburger Hafen. Zwei Drittel der Importcontainer sind mit chlororganischen Substanzen belastet.

Auch hierzulande leiden Arbeiter in der Textilbranche. Frauke Driessen bügelte zehn Jahre lang Jeans für ein großes Modehaus. Sie wurde krank. In ihrem Blut fand man die vermutlich krebserregende Substanz Dichlormethan, die auch in der Raumluft der Fabrik nachgewiesen wurde. Frauke Driessen ist kein Einzelfall. Jeans werden meist mit Chlor gebleicht, mit Formaldehyd in Form gehalten und immer wieder werden billige Farbstoffe eingesetzt. Diese wurden auch im Blut von Julia Neumann gefunden. Die junge Frau hat als Dekorateurin für eine internationale Modekette gearbeitet und bekam Nierenprobleme.

Welche Wirkungen die schädlichen Stoffe auf den Verbraucher haben, kann man heute erst ahnen. Die Haut ist das größte Organ. Wenn sich die Giftstoffe aus der Kleidung über Jahre im Körper anreichern, können sie Allergien, Nervenkrankheiten und möglicherweise sogar Krebs verursachen.

Donnerstag, 10. Juli 2014

LÄRM MACHT KAPUTT



Lärm ist eines der am meisten unterschätzten Umweltprobleme. Die EU schätzt die verkehrslärmbedingten Sozialkosten auf jährlich 40 Milliarden Euro. Im Film kommen Menschen zu Wort, die seit Jahren Lärm ausgeliefert sind und dadurch erheblichen Schaden nehmen. Außerdem geht der Film der Frage nach, warum die Wirtschaft nicht mehr unternimmt, um den Verkehrslärm zu reduzieren.
Morgens um 5.00 Uhr startet auf dem Flughafen in Frankfurt am Main der erste Flieger. Dann ist für Barbara Schulz-Freywald die Nachtruhe vorbei. Lärmterror im Minutentakt. Peter Gerhardt macht den unzumutbaren Verkehrslärm in Europa zum Thema seiner Dokumentation. Der Lärm kann dramatische Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass in Westeuropa jedes Jahr mindestens eine Million gesunder Lebensjahre verloren gehen. Mit anderen Worten: Lärm macht krank. So krank, dass man daran sterben kann.

Dass dies keine abstrakte Annahme ist, sondern traurige Realität, weiß der Chef-Kardiologe der Mainzer Uniklinik Professor Thomas Münzel. Er hat in einer Studie herausgefunden, wie sich der nächtliche Lärm auf den Körper der Menschen auswirkt: Er wird in einen Alarmzustand versetzt, der Blutdruck steigt, Herzinfarkt oder Schlaganfall drohen. Dr. Münzel fordert, dass die Politik endlich für mehr Lärmschutz sorgt.

Auch Ruth Caspari, die ein Hotel im Mittelrheintal besitzt, wohnt an einer Bahnstrecke, weshalb ihre Gäste ausbleiben. Sie erzählt von den Torturen, die sie wegen des Lärms durchstehen muss.

Gérard Dutal wohnt ihn der Altstadt von Lyon. Er berichtet, wie ihm durch die 14 Auto-Fahrspuren der A7 der Schlaf geraubt wird.

Warum also unternimmt die Politik nicht endlich etwas, um die Menschen vor dieser Gefahr zu schützen? Weil die Lobby der Verkehrsunternehmen zu stark ist, sagen Kritiker wie der Verwaltungsrechtsanwalt Matthias Möller-Meinecke. Er vertritt Lärmopfer vor Gericht und muss seinen Mandanten oft sagen, dass die Gesetze ihre Gesundheit nicht ausreichend schützen.

Mittwoch, 9. Juli 2014

UNSER TÄGLICH LÄRM



Man ist ständig von Lärm umgeben, ohne es zu merken. Warum auch? Man ist ihn ja gewöhnt. Irrtum, sagt die Wissenschaft. Der Körper kann sich nicht an Lärm gewöhnen. Der unterhaltsame Film von Dorothee Kaden macht unseren täglichen Lärm zwischen Vergnügen und Gefährdung hörbar. Sie begleitet zwei Familien und zeigt, wie sie sich täglich Lärm aussetzen und ihn selbst produzieren.

Der ständige Lärm belastet den Körper, sagt die Wissenschaft, obwohl man von ihm im Alltag kaum Notiz nimmt. Er nervt. Er stresst. Er stört empfindlich. Die Dokumentation begleitet zwei Familien durch ihren Alltag. Familie Rupf lebt mit drei Söhnen mitten in Frankfurt und betreibt eine Apfelweinwirtschaft. Familie Le Lionnais lebt in der Nähe des Meeres, in Plouha, einem kleinen Örtchen in der Bretagne. Heißt das, die einen im Stress und Krach der Großstadt, die anderen in Ruhe und Gelassenheit der Natur? Nicht unbedingt. Denn einen Großteil des Lärms produziert jeder von uns selbst. Bei der Arbeit, im Garten, beim Hausputz, beim Musik machen oder hören, beim Heimwerken oder Feiern – bei all dem kann es richtig laut werden.
Doch auch in Restaurants, Aufzügen, Toiletten, Einkaufszentren sind wir permanenter Dauerberieselung ausgesetzt. Der Film zeigt, wie das Kreieren von „Musikwelten“ heute ein eigener Geschäftszweig geworden ist. In angesagten Shops für Jugendliche wummert es ständig.

HNO-Ärzte sehen besorgt, wie sich immer mehr Jugendliche durch ständigen und vor allem zu lauten Musikgenuss ihr Gehör zerstören. Mediziner schätzen, dass fast ein Viertel der europäischen Jugendlichen bereits unter nicht heilbaren Hörschäden leidet, und dass 30 Prozent von ihnen spätestens mit 50 ein Hörgerät benötigen werden. Bei der Suche nach den Ursachen finden Hörakustiker und Mediziner ein weiteres Lärm-Problem: Kinderspielzeug. Vor allem Billigprodukte aus Asien produzieren mitunter Lautstärken, die sogar eine Kettensäge übertreffen.

Montag, 7. Juli 2014

DRITTE WELT IM AUSVERKAUF



In den letzten Jahren erschüttern Nahrungsmittel- und Finanzkrisen die Welt. Einige ihrer Nebenwirkungen blieben jedoch trotz ihrer Dramatik bislang weitgehend unbekannt. So gibt es inzwischen einen weltweiten Wettlauf um landwirtschaftliche Nutzflächen. Innerhalb weniger Monate haben 20 Millionen Hektar den Besitzer gewechselt. Und in absehbarer Zukunft werden es noch mehr werden. Diese Zahlen bereiten auch der UNO Sorgen. Jacques Diouf, ehemaliger Vorsitzender der UNO-Organisation FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations), warnt vor dem "Risiko eines neuen Agrarkolonialismus".

Die Käufer sind Investoren aus reichen Ländern und Schwellenländern wie Japan, China und den Golfstaaten. Sie wollen die Nahrungsmittelversorgung im eigenen Land gewährleisten. Folglich unterstützen die Regierungen ihrer Länder die folgenreichen Transaktionen. Doch auch Banken und Hedgefonds betätigen sich als Käufer, weil sie den Ankauf von landwirtschaftlichen Nutzflächen als rentabelste Kapitalanlage des 21. Jahrhunderts betrachten. So findet seit einiger Zeit ein bisher ungeahnter Ansturm auf die besten Agrarflächen der unterentwickelten Länder statt. Genau in diesen Ländern - im Sudan, in Senegal, auf den Philippinen oder in Pakistan - gab es 2008 große Hungersnöte. Und trotzdem verkaufen Staaten wie Kambodscha oder Äthiopien, die auf internationale Hilfe angewiesen sind, um ihre Bevölkerung zu ernähren, wertvolle Agrarflächen an ausländische Investoren.

Der Dokumentarfilm verdeutlicht, dass der Ankauf von Land ein globales Phänomen ist. In Paris, Rom und New York, in Äthiopien, Argentinien, Uruguay und Saudi-Arabien geführte Interviews mit Investoren und Regierungsvertretern geben Einblick in ein zynisches "Monopoly"-ähnliches Spiel mit dramatischen Folgen. Zu Wort kommen dabei auch Kleinbauern aus den vom Verkauf betroffenen Ländern, die oft ohne Entschädigung enteignet werden.

Mittwoch, 2. Juli 2014

KRIEG DER PATENTE






.
Wer ein Patent erhält, darf 20 Jahre lang exklusiv seine Idee verwerten. Doch viele der "Erfindungen", scheinen äußerst zweifelhaft. Mittlerweile stecken hinter all den Dingen, mit denen wir uns tagtäglich umgeben, Patente. Hannah Prinzler deckt anhand unterschiedlicher Fallgeschichten auf, wie das Patentsystem systematisch ad absurdum geführt wird.

Microsoft gegen Google, Apple gegen Nokia, Samsung und HTC, Motorola gegen Apple, Oracle gegen Google: Patentklagen sind in der IT-Industrie in den vergangenen Jahren in Mode gekommen. Wir befinden uns mitten in einem globalen Krieg, in dem Patente als strategische Waffen eingesetzt werden. Technologiekonzerne wie Apple und Google geben jedes Jahr mehr Geld für Patente aus, als sie in die Entwicklung neuer Produkte investieren. Sie wollen sich damit die Marktherrschaft sichern.

Als die Filmemacherin Hannah Prinzler erfährt, dass in Amerika mittlerweile auch Patente auf menschliche Gene erteilt werden, fragt sie sich, ob da nicht etwas schief läuft mit dem Patentsystem, und begibt sich auf eine Suche nach Antworten. Auf ihrer Recherchereise besucht sie den englischen Erfinder James Dyson, Patentanwälte und Business-Gurus im Silicon Valley und trifft Lisbeth Ceriani, um von ihr die unglaubliche Geschichte von dem Gen ihres Körpers zu erfahren, das ihr nicht gehört.

Prinzler reist nach Genf zur „Weltorganisation für geistiges Eigentum“ (WIPO) und nach Indien, um die globalen Konflikte um den Zugang zu patentierten Medikamenten zu verstehen. In Indien erfährt sie, wie sich die Inder gegen eine Patentierung von Reis oder Yogahaltungen zu schützen versuchen, und trifft Anil Gupta, den „Gandhi der Innovation“. Braucht die Welt wirklich Patente, damit Dinge erfunden werden? Eine Antwort hofft sie am Ende ihrer Reise in der Wüste von Arizona zu finden, wo ein Team begeisterter Autobauer die weltweit ersten „Open-Source-Autos“ entwickelt.

WACHSTUMSMARKT WELTHUNGER



Bereits jetzt gibt es über eine Milliarde hungerleidende Menschen auf der Erde, und täglich wächst die Weltbevölkerung um weitere 200.000 Menschen, die auch satt werden wollen. Ziel der Nahrungsmittelhilfe ist es heute, die Weltbevölkerung mit nährstoffreicher Fertignahrung zu ernähren. Kann das gelingen?

Jahrzehntelang richtete sich die Nahrungsmittelhilfe nach der Agrarpolitik der Länder auf der Nordhalbkugel. Deren Agrarüberschüsse flossen als Spenden in die armen Länder, ohne dass nach den wahren Bedürfnissen der Betroffenen gefragt wurde. Innerhalb weniger Jahre haben ernährungswissenschaftliche Untersuchungen zu einem Paradigmenwechsel in der Nahrungsmittel- und Entwicklungshilfe geführt. Die Erkenntnisse über Unter- und Mangelernährung zeigen, dass der Nährwert der Lebensmittel wichtiger ist als die konsumierte Menge. 

Die Entwicklung von nährstoffreichen Lebensmitteln erfordert jedoch einen hohen Forschungsaufwand. Diesen kann nur der private Sektor finanzieren, der mit den NGOs und internationalen Organisationen in den betroffenen Ländern stark vertreten ist. Therapeutische Fertignahrung wie zum Beispiel „Plumpy’nut“ wird von Äthiopien über Niger bis nach Indien zur Behandlung von unterernährten Kindern eingesetzt. Die kalorienreiche Erdnusspaste ist zu einem Vorreiterprodukt für die großen Lebensmittelkonzerne geworden. Sie wollen mit Hilfe ihrer bereits gut aufgestellten Vertriebsnetze in Afrika, Asien oder Südamerika mit einer neuen Generation von Nahrungsmitteln einen Markt von einer Milliarde hungernder Menschen erschließen. 

Diese Unternehmen, die ihre große Macht der Agrarpolitik der Industrieländer verdanken, wollen die Ernährungspolitik nach ihren Regeln gestalten, um möglichst hohen Profit daraus schlagen zu können. Hinzu kommen neue Marktteilnehmer aus dem Silicon Valley. Alles Kommerz oder bieten sie ernst zu nehmende Lösungen für die Ernährungsprobleme unseres Planeten?

Dienstag, 1. Juli 2014

DIE ZUKUNFT PFLANZEN




Trotz allen Fortschritts ist es bis heute nicht gelungen, den Hunger auf der Welt zu besiegen. Noch immer leidet ein Sechstel der Erdbevölkerung unter Mangelernährung. Dabei wäre Nahrung für alle da, meint die Filmemacherin Marie-Monique Robin. Ihr Dokumentarfilm zeigt, dass eine ökologische Landwirtschaft ausreichend Nahrung für alle Menschen bereitstellen könnte.

Ein Sechstel der Weltbevölkerung leidet gegenwärtig Hunger. Aber das ist kein unabwendbares Schicksal. Anhand von Beispielen aus Mexiko, Japan, Malawi, Kenia, Senegal, den USA und mehreren europäischen Ländern veranschaulicht Filmemacherin Marie-Monique Robin, dass radikales Umdenken gefordert ist und dass die Lebensmittelkette anders verwaltet und organisiert werden muss - und kann, um dem Hunger in der Welt Abhilfe zu schaffen.

Mittlerweile beweisen weltweit aktive Initiativen, dass ökologische Landwirtschaft, die umweltgerecht und ressourcenschonend verfährt, nicht nur möglich, sondern auch ertragreicher ist als die industrielle Produktion von Nahrungsmitteln. Voraussetzung dafür ist allerdings auch, dass den Bauern - und nicht nur den Großproduzenten unter ihnen - wieder eine Schlüsselrolle in der für die Zukunft der Menschheit unabdingbaren Entwicklung zugebilligt wird.