Mittwoch, 25. Januar 2012

UNDERCOVER GEGEN DIE HOLZMAFIA



Immer mehr Wälder gerade seltener Holzarten fallen illegalen Rodungen zum Opfer, und mit den Wäldern verlieren auch seltene Tiere ihren Lebensraum. Die Dokumentation begleitet den Umweltaktivisten Alexander von Bismarck.

Der Masoala Nationalpark auf der ostafrikanischen Insel Madagaskar ist die Heimat ganz außergewöhnlicher Arten, die sonst nirgends auf der Welt vorkommen. Doch deren Überleben ist durch massives, illegales Abholzen der Wälder bedroht. Besonders betroffen sind Palisander, Eben- und Rosenholz. Ein Großteil des Holzes gelangt nach China oder in die Europäische Union und wird dort zu Musikinstrumenten verarbeitet.

Skrupellose Holzfäller agieren überall auf der Welt. Die zu erwirtschaftenden Gewinne sind äußerst lukrativ. Und so verwundert es nicht, dass der illegale Holzhandel inzwischen als eine der größten Einnahmequellen der Mafia weltweit gilt. Doch es drohen nicht nur seltene Holzarten für immer zu verschwinden. Illegales Holz ist häufig auch "blutiges Holz". Die Rodung bedroht seltene Tiere, die den illegalen Holzfällern zum Opfer fallen, in dem diese ihnen den natürlichen Lebensraum nehmen.

Umweltschützern gelingt es nicht oft, die Verantwortlichen für den fortschreitenden Raubbau am Regenwald in flagranti zu ertappen. Doch verdeckte Ermittler einer kleinen Naturschutzgruppe sind jetzt den Holzräubern auf der Spur. Als Umweltspion hat Alexander von Bismarck dem internationalen Holzschmuggel den Kampf angesagt. Mit versteckten Kameras sichert er Beweise, trifft unter falscher Identität Holzfäller und Mafiabosse und kämpft so gegen die skrupellose Plünderung der Regenwälder. Seine Aktionen decken die gesamte Lieferkette auf, enttarnen Importeure wie Händler. Und er hat Erfolg. Durch seine Aufnahmen konnte er die Verantwortlichen in den USA überzeugen, dass es Gesetze gegen die Einfuhr bestimmter Holzarten geben muss. Nun setzt er sich dafür ein, dass die Mittäter in Amerika und Europa auch bestraft werden.

Mittwoch, 18. Januar 2012

AMERIKAS VERLETZTE SEELEN


Als sie in den Krieg zogen, waren sie Patrioten aus tiefster Überzeugung. Bei ihrer Rückkehr aus dem Irak ist vieles unklar geworden. Der Krieg hat sie verletzt, schwer oder leicht, an Körper und Seele. Alle leiden unter psychischen Störungen verschiedenster Art und versuchen vergeblich, das alte Leben wieder aufzunehmen. Olivier Morel erzählt in "Amerikas verletzte Seelen" ihre Geschichten.

Wendy wurde mit 19 Jahren in den Irak geschickt und sah dort die Hölle in einem Krankenhaus. Jason lebt mit seinen Medikamenten und zieht sich in seine Musik zurück. Lisa ist Polizistin in Chicago, in einem der härtesten Bezirke Amerikas. Sie wurde in Abu Ghraib traumatisiert. David diente 13 Jahre in der Army und 13 Jahre in der Navy. Er hat acht Kriegseinsätze hinter sich - nach seinem letzten Einsatz im Irak setzte er sich zur Ruhe. Vinny ist gespalten zwischen seiner Loyalität zu den Marines und seiner Abscheu zu dem, was er gesehen hat und was ihm zu tun befohlen wurde.

Der Dokumentarfilm "Amerikas verletzte Seelen" von Olivier Morel wird begleitet vom Geist des "unbekannten Soldaten", der für die 23 Veteranen steht, die täglich in Amerika Selbstmord begehen.

INCENDIES - DIE FRAU DIE SINGT



In dem bewegendem Familien-Epos "Die Frau, die singt" entdecken zwei Geschwister die leidvolle Geschichte ihrer Mutter.

Jeanne Marwan ahnt wenig von der Vergangenheit ihrer Mutter. Im saturierten Québec der Gegenwart unterrichtet die Hochbegabte Mathematik, reine Mathematik sogar, theoretische Mathematik an der Universität. Als die Mutter, die so oft schweigsam, verstört und abwesend wirkte, stirbt, hinterlässt sie den Zwillingen Jeanne und Simon ein rätselhaftes Testament.

Eröffnet wird es den beiden jungen Leuten von Notar Jean Lebel, für den die Mutter 18 Jahre lang das Sekretariat besorgte. Lebel, ein Freund der Familie, verliest das Dokument beklommen, fast entschuldigend. Darin trägt die Verstorbene, Narwal Marwan, den Kindern auf, zwei Menschen zu suchen: den Vater, den sie für tot hielten und dessen Identität sie nicht kennen, und einen Bruder, von dessen Existenz sie nichts wussten. Ihnen sollen die Zwillinge Briefe der Mutter übermitteln, sobald sie sie gefunden haben. Erst wenn sie diese Wünsche erfüllt haben, dürfen sie ihrer Mutter einen Grabstein setzen.

Dieser fast märchenhafte Auftrag ist der Auftakt zu einer Odyssee der beiden Hinterbliebenen – auf den Spuren einer grauenvollen Odyssee. Es ist auch der Auftakt zu einem monumentalen Filmepos, das trotz traumatischer Ereignisse in den Rückblenden zum Leben der Narwal Marwan ganz still bleibt, unaufgeregt, sogar diskret.

Der Drehbuchautor Wajdi Mouawad hat erklärt, es sei nicht wichtig, wo die Szenen spielen – man denkt im Film an Algerien, dann eher an den Libanon – und dass es ihm keineswegs um den Appell gehe, "seine Wurzeln zu finden". Zeigen und mitempfindbar machen will er, welche Auswirkungen aus Hass und Vergeltung geführte Kriege auf ganze Generationen und Großgruppen haben können. Ob Christen oder Muslime Opfer sind oder Täter, das steht hier nirgends im Vordergrund. Jede Relevanz von Zugehörigkeiten erlischt angesichts der Grausamkeit eines Geschehens, das das Gewebe der Gesellschaft auflöst.

Die Frau, die singt hätte mühelos als Thriller oder als Kriminalfilm mit Kriegskulisse gedreht werden können. Wie Villeneuve dies alles vermeidet und dass er einen die Länge des Films völlig vergessen lässt, während man den Szenen folgt, ist verblüffend. Am Ende haben zwei junge Leute in der Geschichte ihrer zähen Flüchtlingsmutter und deren Überleben ein Ausmaß an Leid entdeckt, von dem sie nichts geahnt hatten, oder, das legen Äußerungen des Sohnes nahe, das sie nicht einmal ahnen wollten. Aber sie haben Klarheit. Und ohne Klarheit, so hatte der alte, jüdische Mathematikprofessor zu Jeanne am Anfang gesagt, wirst du nie Ruhe finden.

Auszug Kritik Tagesspiegel.

VORSCHAU INCENDIES - DIE FRAU DIE SINGT



Montag, 16. Januar 2012

TOTE ERNTE - DER KRIEG UMS SAATGUT



Im kanadischen Weizengürtel wurde der Landwirt Percy Schmeiser vom Chemie- und Saatguthersteller Monsanto auf Patentverletzung und eine halbe Millionen Mark Schadenersatz verklagt, weil Wind oder Vögel ihm Monsantos genmanipulierten Raps zugetragen haben. Schmeiser erhob Gegenklage wegen Rufmord und Verseuchung seiner Felder, ging an die Öffentlichkeit und wird inzwischen von Bio- und Bürgerrechts-Organisationen als Ikone des Monsanto-Widerstands rund um den Globus geschickt. Seine weltweite Botschaft: Verteidigt Euer Saatgut!

In Europa sammelt der Landwirt Klaus Buschmeier aus dem westfälischen Extertal Kollegen um sich und organisiert einen Aufstand gegen den Deutschen Bauernverband. Ein Kooperationsabkommen des Bauernverbandes mit den Pflanzenzüchtern über Nachbaugebühren empfinden die Bauern als Verrat. Im Landgericht München, das eigens eine Sonderkammer einsetzt, lesen Bayerns Bauern ihrem Landesführer vor der Kamera fast handgreiflich die Leviten.

Um die Gentechnik durchzusetzen, haben die Chemiemultis fast alle großen Pflanzenzüchter geschluckt. Gentechnik stoppt nicht den Hunger in der Welt, sondern fördert den Chemieabsatz. Die Gentechnik macht Nutzpflanzen gegen Unkrautmittel resistent. Der Bauer darf die Pflanzen anbauen, mit Chemie behandeln und verkaufen, mehr nicht. Jede Wiederaussaat oder eigene Zuchtarbeit wird verboten oder mit Gebühren belegt. Für Buschmeier und Schmeiser ist das die Rückkehr der Leibeigenschaft.

Der Gipfel des gentechnischen Zynismus ist die sogenannte Terminator-Technologie. Sie macht die Bauern mit Hilfe der Gentechnik endgültig von den Konzernen abhängig. Die Pflanzen werden gentechnisch so manipuliert, dass sie nur einmal keimfähig sind. Eine Wiederaussaat der Ernte ist zwecklos. Die Ernte ist tot.