Dienstag, 29. April 2014

DIE ATOMBOMBE IM VORGARTEN



Im Umgang mit Atomtechnologie gab es in den ersten Jahrzehnten keine Grenzen: Es wurde im All gebombt, Patienten wurden Atomschrittmacher ins Herz eingepflanzt. Dass wir heute weiser und aufgeklärter sind, ist eine Illusion. Der geschichtliche Rückblick soll als – gar nicht so ferner Spiegel – Sensibilität für den Umgang mit neuen Technologien schärfen.

Es ist der 11. März 1958: Schaffner Walter Gregg ist gerade in seiner Garage beschäftigt, als ein ohrenbetäubender Knall die Stille zerreißt. Mitten im Hof klafft ein zwölf Meter breiter Krater. Darin befindet sich eine halb zerfetzte Atombombe. Sie hatte sich aus einem Flugzeug der US-Army gelöst, weil der Pilot auf den Hebel gefallen war. Glück für die Greggs: Die Bombe war nicht scharf.

Wenig zimperlich gingen die Atommächte USA und Sowjetunion im Kalten Krieg mit der Nukleartechnologie um, trotz Hiroshima und Nagasaki. Höhepunkt der „friedlichen“ Nutzung der Kernenergie: die 1965 geplante atomare Sprengung eines zweiten Panamakanals. Auch die Sowjets verfolgten ihre „friedlichen“ Atom-Projekte, etwa den Bau von Naherholungsgebieten mit Hilfe von Atom-Sprengungen.

Während des Kalten Krieges befand sich das geteilte Deutschland im Fadenkreuz der Atom-Mächte. Aus Angst vor der Übermacht der Roten Armee vergruben die Amerikaner nukleare Sprengsätze an der Grenze zur DDR. „Wenn die Amerikaner eine solche Atommine gezündet hätten, wäre die Folge ein weltweiter Atomkrieg gewesen“, sagt General Jewgeni E. Maslin, der ehemalige Sicherheitschef des sowjetischen Nuklearwaffen-Arsenals.

Einst streng geheimes Filmmaterial aus Russland und den USA sowie Zeitzeugeninterviews dokumentieren, wie haarscharf die Menschen während des Kalten Krieges immer wieder an Atom-Katastrophen vorbeischrammten – und manchmal auch nicht. Der Kalte Krieg ist heute Geschichte. Doch inzwischen sind neue atomare Gefahrenherde entstanden, in Asien und im Nahen Osten. Das Atomzeitalter ist noch längst nicht Geschichte.

Montag, 28. April 2014

DIE ATOMRUINEN VON TSCHERNOBYL UND FUKUSHIMA



Ranga Yogeshwar ist auf Spurensuche in Tschernobyl und entdeckt viele Parallelen zwischen den Ereignissen damals und heute in Japan. Wie können japanische Ingenieure und Techniker von den Erfahrungen ihrer Kollegen in Tschernobyl profitieren? Leider scheinen sich auch die persönlichen Schicksale der betroffenen Menschen zu wiederholen. Liquidatoren – das waren die Männer, die in Tschernobyl versuchten, die radioaktive Strahlung zu liquidieren. 

Wie gefährlich dieses Kommando wirklich war, ahnte keiner von ihnen. Die Schutzkleidung war improvisiert. Strahlungsmessgeräte trug keiner. Die Liquidatoren bekämpften das Feuer vor allem aus der Luft: Sie warfen 17.000 Tausend Tonnen Sand, Blei, und Chemikalien ab, bis die Flammen im vierten Reaktorblock erstickt waren. Aber damit war ihre Arbeit noch lange nicht zu Ende. Sie riskierten weiter ihr Leben – genau wie 25 Jahre später die Helden von Fukushima. Pribjat liegt im Sperrgebiet, zwei Kilometer entfernt vom Reaktor in Tschernobyl. 

Seit dem Reaktorunglück ist der Ort eine Geisterstadt: Die Bewohner wurden in weit entfernte Plattenbauten evakuiert. Ranga Yogeshwar erzählt die Geschichte der Bewohner von Pribjat. Seit 1986 sichert ein so genannter Sarkophag den zerstörten Reaktorblock von Tschernobyl. Aber der bekommt immer mehr Risse. Der Einsturz konnte mit aufwendigen Stabilisierungsmaßnahmen verhindert werden. Langfristig jedoch soll der Sarkophag eine neue Hülle bekommen: 150 Meter lang und 93 Meter hoch.
Die Dokumentation erzählt die unendliche Geschichte des Sarkophags – und zeigt, was die Techniker in Fukushima daraus lernen können.

Freitag, 25. April 2014

DIE MÄCHTIGSTE BOMBE DER WELT



Die amerikanische Bombenexplosion vom 1. März 1954, besser bekannt als "Castle Bravo", ist eine der spektakulärsten Aktionen in der Geschichte der Wissenschaft. An jenem Tag zünden die USA ihre erste Wasserstoffbombe.

Erwartungsgemäß soll diese Wasserstoffbombe die Kraft von fünf Millionen Tonnen TNT produzieren. Im Vergleich dazu: Die Hiroshima-Bombe brachte eine Sprengkraft von 12.000 Tonnen auf. Als der große Feuerball ausbricht, weiß das Testteam sofort, dass etwas völlig schief gelaufen ist. Statt der fünf Megatonnen werden sogar 15 Megatonnen Explosionskraft freigesetzt. Die Explosion verdampft drei komplette Koralleninseln, während sie deren Asche 100.000 Fuß hoch in die Luft wirbelt. Die Asche driftet ab und regnet auf Hunderte von Menschen auf benachbarten Inseln herab und hinterlässt einen giftigen Abdruck auf einer Grundfläche von 7.000 Quadratmeilen.

Das sowjetische Bomben-Programm erreicht seinen Höhepunkt am 30. Oktober 1961 mit einer Bombe namens "Zar", die über der nordeuropäischen Insel Nowaja Semlja explodiert und für deren Entwicklung auch der spätere Dissident und Friedensnobelpreisträger Andrei Sacharow mitverantwortlich war. Bei 50 Megatonnen setzt sie in einer Nanosekunde das Zehnfache der Energie frei, die im gesamten Zweiten Weltkrieg von explosiven Stoffen freigesetzt wurde. Die Druckwelle der Explosion geht dreimal um die Welt. Wie waren die Sowjets in der Lage, die größte Bombe aller Zeiten zu zünden und warum in der Nähe von Ballungszentren in Nordeuropa?
Amerika wählte den Pazifik als Testgelände, weil es das am dünnsten besiedelte Gebiet der Erde ist. Und selbst dort gab es tödliche Konsequenzen, als "Castle Bravo" sicher geglaubte Grenzen überschritt. Nowaja Semlja liegt nur etwa tausend Meilen nördlich von Moskau.

Im Jahr 1963 vereinbarten die beiden Supermächte schließlich Waffenabrüstungsgespräche, um solche massiven Tests in Zukunft zu verbieten. Filmemacher Andy Webb lässt in seiner Dokumentation Zeitzeugen und Wissenschaftler zu Wort kommen.

Donnerstag, 24. April 2014

TSCHERNOBYL - DIE NATUR KEHRT ZURÜCK



Für Wissenschaftler ist die Gegend um Tschernobyl, diese auf so tragische Weise entstandene Sperrzone um den ehemaligen Reaktor, ein Forschungslabor unter freiem Himmel. Auf dem riesigen Gelände beobachten Zoologen und Radioökologen äußerst überraschende Strategien der Ökosysteme: Trotz der, wie es heißt, "schwach dosierten", aber dennoch ständig vorhandenen Radioaktivität, haben Flora und Fauna erneut Besitz von Tschernobyl ergriffen.

Für Wissenschaftler wie Sergei Gaschak vom Internationalen Labor für Radioökologie gibt diese Gegend viele Rätsel auf. Warum werden in der Sperrzone in kaum hundert Meter voneinander entfernten Wäldern und Feldern so unterschiedliche Strahlungswerte gemessen? Warum könnte man Kirschen aus Tschernobyl relativ bedenkenlos verzehren, nicht aber die Kirschkerne? Wieso wird eine Maus, die in einem stark verstrahlten Wald lebt, selbst radioaktiv, ohne dabei gesundheitlichen Schaden zu nehmen? Und wie ist die Resistenz der Przewalski-Pferde zu erklären? Diese vom Aussterben bedrohte Wildpferdrasse wurde 1998 versuchsweise in Tschernobyl angesiedelt.

Die Dreharbeiten zum Dokumentarfilm erstreckten sich über ein Jahr. Gefilmt wurde innerhalb der Sperrzone, an jenen aufwühlenden Orten, an denen menschliches Leben 1986 so plötzlich und brutal ausgelöscht wurde. Wissenschaftler, die seit Jahren immer wieder nach Tschernobyl kommen und das Gelände wie ihre Westentasche kennen, erläutern die oft sehr widersprüchlichen Forschungsergebnisse, die ihnen so manches Rätsel aufgeben.

Dienstag, 22. April 2014

YELLOW CAKE - DIE LÜGE VON DER SAUBEREN ENERGIE



Der Anfang der nuklearen Kette ähnelt einer Terra incognita. Über dem Uranerzbergbau liegt seit fünfundsechzig Jahren ein Geflecht aus Geheimhaltung und Desinformation. Selbst nach Tschernobyl und Fukushima spielen die verheerenden Folgen des Uranerzbergbaus so gut wie keine Rolle.

Deutschland hätte allen Grund zur Sensibilität: In Sachsen und Thüringen existierte bis zur politischen Wende der drittgrößte Uranerzbergbau der Welt. Er trug den Tarnnamen Deutsch-Sowjetische Aktiengesellschaft WISMUT. Bis 1990 lieferte die WISMUT 220.000 Tonnen Uran in die Sowjetunion. Etwa 99,9 Produzent des Erzes, das hier gebrochen und zu Uran verarbeitet wurde, waren unbrauchbare, aber giftige und radioaktive Rückstände. Deren sichere Verwahrung gehört überall in der Welt zu den ungelösten Problemen der Uranherstellung.

Seit zwanzig Jahren versuchen Tausende ehemalige Bergleute mit gigantischem Aufwand, ihre Vergangenheit zu bewältigen. Die Beseitigung des radioaktiven Mülls kostet den Steuerzahler am Ende fast sieben Milliarden Euro, doch ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Der preisgekrönte Film begleitet fünf Jahre lang das größte Sanierungsprojekt in der Geschichte des Uranerzbergbaus - ein Projekt, das von der bundesdeutschen und internationalen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Er nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise, die von den ehemaligen Uranprovinzen Thüringen und Sachsen zu den großen Uranminen der Welt in Namibia, Australien und Kanada führt.

Donnerstag, 17. April 2014

AKW-RÜCKBAU - ZU WELCHEM PREIS?


Vor 40 Jahren hatten die Erbauer der Atomkraftwerke in ihrer Planung nicht vorgesehen, dass die Meiler, wenn sie eines Tages zu alt und zu gefährlich sein würden, abgerissen werden müssten. Vor diesem schwierigen Problem stehen nun viele Staaten, zum Beispiel die USA, Deutschland und vor allem Frankreich, das seinen Energiebedarf zum Großteil durch Kernenergie deckt.

Neun französische Anlagen sind am Ende ihrer Laufzeit angekommen. Die technisch veralteten Kraftwerke werden nun zurückgebaut. Der Stromversorger EDF versucht, die verunsicherte Bevölkerung zu beruhigen, und verkündet, den Prozess des kerntechnischen Rückbaus unter Kontrolle zu haben. Doch die Realität sieht anders aus: Immer wieder kommt es zu technischen Zwischenfällen, die Menschen in den betroffenen Regionen empfinden ein ständiges Kontaminationsrisiko. Und bis heute gibt es keine wirklich sichere Lagerung für radioaktive Abfälle, die zum Teil über Hunderttausende Jahre eine Gefahr darstellen werden.

In der Bretagne versucht EDF seit mehr als 20 Jahren, unter hohen Kosten die Anlage Brennilis zurückzubauen, in den amerikanischen Bundesstaaten Maine und Vermont ist die Frage der Lagerung hoch radioaktiver Abfälle weiterhin ungelöst, und in Lubmin im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern schien eigentlich alles in der Planung mitbedacht. Doch Bernard Nicolas deckt in seiner investigativen Untersuchung auf, dass die komplexen Techniken des AKW-Rückbaus und der Lagerung der Abfälle derzeit keineswegs vollständig beherrscht werden.

Aber der Mensch wird diese Probleme lösen müssen, damit die abgeschalteten Meiler nicht eines Tages gefährlicher werden als die Anlagen, die noch am Netz sind.

Dienstag, 15. April 2014

TSCHERNOBYL!



"Tschernobyl!" ist eine packende Dokumentation von Thomas Johnson aus dem Jahre 2007.

Im Morgengrauen des 26. April 1986 explodierte der vierte Reaktor des Atomkraftwerks Tschernobyl. Eine regenbogenfarbene Stickflamme schoss 1.000 Meter hoch in den ukrainischen Himmel. In den folgenden acht Monaten nahmen 800.000 junge Soldaten, Minenarbeiter, Feuerwehrleute und Zivilisten aus der gesamten Sowjetunion einen fieberhaften Kampf um Tschernobyl und gegen die Zeit auf.

Anhand von Augenzeugenberichten, darunter persönliche Erinnerungen des ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion Michail Gorbatschow, den eindringlichen, einzigartigen Bildern von Igor Kostin, des einigen Fotografen am Ort des Geschehens, Archivaufnahmen, Originaldokumentationen und neuesten Forschungsergebnissen folgt Tschernobyl den damaligen Ereignissen und arbeitet die langfristigen Konsequenzen des Unglücks für Menschen und Umwelt auf.

Freitag, 11. April 2014

ALLES IM GRIFF? - ARBEITEN IM ATOMKRAFTWERK



Für oder gegen Kernkraft? Wer sich diese Frage stellt, muss auch untersuchen, unter welchen Bedingungen die Nuklearindustrie heute wirtschaftet. Während für die Branche früher die Grundsätze für öffentliche Dienstleistungen galten, werden nun im Zuge der Liberalisierung des Energiemarkts Rentabilitätskriterien angelegt; Finanz- und Gewinninteressen herrschen vor und führen oft dazu, dass Arbeiten von Subunternehmen ausgeführt und Sicherheitsbelange vernachlässigt werden.

Beschäftigte französischer und anderer europäischer Kernkraftwerke räumen ein, dass es das Nullrisiko nicht gibt. Deshalb kontrollieren sie die Anlagen täglich und decken mitunter Gefahren auf. Ihre Sicherheit ist auch die unsere.

Trotz des gefährlichen radioaktiven Mülls und der Katastrophe von Tschernobyl, steht die Kernkraft heute international wieder hoch im Kurs, denn ihr Hauptvorteil besteht darin, dass sie wesentlich zur Senkung des CO2-Ausstoßes beiträgt. Doch um welchem Preis?

EINSTEINS GROSSE IDEE



Anhand der Lebensgeschichte von legendären Wissenschaftlern, Michael Faraday, Humphry Davy, Antoine Lavoisier und Emilie du Châtelet, erzählt das außergewöhnliche Doku-Drama 250 Jahre Wissenschaftsgeschichte.

Im Mittelpunkt des auf dem Bestseller "Bis Einstein kam" basierenden Films stehen einflussreiche Persönlichkeiten, deren Forschungen die genialen Ergebnisse Albert Einsteins erst möglich gemacht haben.

Der Film verdeutlicht, mit welchen persönlichen und beruflichen Schwierigkeiten diese Frauen und Männer bei ihrer Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit zu kämpfen hatten.

Dienstag, 8. April 2014

VERSENKTES GIFT



 
Unter den Weltmeeren tickt eine Zeitbombe: Die Armeen der Weltmächte versenkten zwischen 1917 und 1970 systematisch über eine Million Tonnen Chemiewaffen aus den beiden Weltkriegen in den Ozeanen, in Seen und im Erdboden. Die Dokumentation untersucht das Risiko einer chemischen Verseuchung mit bisher kaum abschätzbaren gesundheitlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen.



Bisher war kaum bekannt, dass unter den Weltmeeren eine gefährliche Zeitbombe tickt: über eine Million Tonnen Chemiewaffen aus den beiden Weltkriegen.
Zwischen 1917 und 1970 versenkten die Armeen der Weltmächte systematisch hochgiftige Sprengladungen in den Ozeanen, in Seen und im Erdboden. Damit entstand ein fast unzerstörbares Arsenal. Jahrzehntelang wurde dieses "Militärgeheimnis" streng unter Verschluss gehalten.
Der Dokumentarfilm spürt die weltweiten Deponien auf und geht dem Risiko einer chemischen Verseuchung mit bisher kaum abschätzbaren gesundheitlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen nach. Im Laufe der Zeit treten diese tödlichen Gifte ins Wasser aus, bedrohen Fischer, Badende, Meerestiere und das gesamte Ökosystem. In Italien, Deutschland und Japan gibt es Bestrebungen, die gefährlichen Lagerstätten aufzuspüren und unschädlich zu machen. Doch die Schwierigkeiten reichen von fehlender Archivierung über Staatsgeheimnisse und Finanzaufwand bis hin zur Blockadehaltung der Fischer und zur allgemeinen Angst vor dem Ausbleiben von Touristen. Wie groß sind die Gefahren tatsächlich? Wie kann es gelingen, die tödliche Altlast loszuwerden?

Freitag, 4. April 2014

ATOMFRIEDHOF ARKTIS



Die Arktische See ist das weltweit wichtigste Fanggebiet für Kabeljau. Von hier kommt auch Fisch nach Europa. Doch auf dem Meeresboden lauern Gefahren. Versunkene Atom-U-Boote liegen hier, Tausende Metallkisten voller radioaktiver Abfälle, ganze Kernreaktoren, manche davon noch mit abgebrannten Brennelementen bestückt. Die russische Nordmeerflotte entsorgte ihre Nuklearabfälle im Eismeer in geringen Tiefen. Weit ab von jeder kritischen Öffentlichkeit verschwand das strahlende Erbe des Atomzeitalters in den Fjorden zwischen Norwegen und Russland. Wahrscheinlich wurde nicht einmal alles verzeichnet, was bei den geheimen, militärischen Verklappungsaktionen auf den Grund der Arktischen See befördert wurde.

Internationale Wissenschaftlerteams versuchen inzwischen, die Versenkungsstellen zu orten und Karten zu erstellen. Das Gefährlichste sind wohl drei alte sowjetische Atom-U-Boote, die hier auf Grund liegen. Die Außenhüllen der U-Boote rosten erschreckend schnell. Unterwasseraufnahmen zeigen Risse in den Bordwänden. An vielen Stellen kann das aggressive Salzwasser in die Boote eindringen. Messungen zeigen: Schon seit langem entweicht Radioaktivität. Sollte Wasser in die heiße Zone der Reaktoren eindringen, so warnen russische Experten, könnte es zu einer nicht mehr kontrollierbaren Kettenreaktion kommen.

Russische Beamte haben in einem Bericht, der nicht zur Veröffentlichung bestimmt war, empfohlen, zwei der drei Atom-U-Boote bis spätestens 2014 zu bergen. Aber geht das überhaupt so schnell? Der Aufwand wäre enorm, die Aktion riskant. Wenn der Rumpf bricht, könnten die Reaktoren beschädigt werden. Doch bis heute liegt kein Auftrag der russischen Regierung für eine Bergung vor. Es bestehe "keine akute Gefahr", so die amtliche Sprachregelung. Doch interne russische Regierungsdokumente zeigen: In Wahrheit steht eine Umweltkatastrophe bevor.

Donnerstag, 3. April 2014

VERSENKT UND VERGESSEN



Heute sind die mehr als 100.000 Tonnen radioaktiver Abfälle, die auf dem Meeresgrund vor Europa liegen, längst vergessen. Früher wurden die Versenkungsgebiete regelmäßig untersucht und Meeresboden, Wasser und Fische auf Radioaktivität kontrolliert. Tatsächlich fanden Forscher dabei Radionuklide, die darauf hindeuten, dass Fässer leckgeschlagen sind. In Fischen wurden Spuren von Plutonium gefunden. Doch dann stellten die Regierungen die Untersuchungen in der Umgebung der sogenannten "Dumping Grounds" einfach ein. Welche Gefahren gehen heute von diesen Fässern aus?

Die Filmemacher Thomas Reutter und Manfred Ladwig haben sich mit einem Schiff, Spezialausrüstung und Unterwasserkameras auf die Suche nach den versenkten Atommüllfässern gemacht. Ein aussichtsloses Unternehmen, glaubte Greenpeace, denn die exakte Position der versunkenen Fässer ist unbekannt. Doch Harald Zindler, einer der Aktivisten, die damals im Schlauchboot gegen die Verklappungen kämpften, geht schließlich mit an Bord. Von der britischen Kanalinsel Alderney aus bricht das Team auf, den versunkenen Atommüll im Ärmelkanal zu finden.

Archivaufnahmen und Dokumente zeigen, wie sorglos und unverantwortlich bei der "Entsorgung" zu See mit Atommüll umgegangen wurde. Heute wäre sie illegal und kriminell. Wer war damals für diese Versenkungen verantwortlich? Die Filmemacher sprechen mit Zeitzeugen, verantwortlichen Politikern und Greenpeace-Aktivisten von damals. Sie zeigen aber auch, welche Schäden die radioaktiven Altlasten bei Menschen und in der Umwelt mittlerweile angerichtet haben. Sie befragen Wissenschaftler in ihren Laboren, nehmen selbst Proben und lassen diese analysieren.

Seit 1995 ist es zwar weltweit verboten, Atommüll von Schiffen aus ins Meer zu werfen. Es ist aber immer noch erlaubt, radioaktives Abwasser von Land aus ins Meer einzuleiten. Und genau das geschieht jeden Tag. Wiederaufarbeitungsanlagen pumpen flüssigen Atommüll in die Irische See und in den Ärmelkanal. Und auch die Langzeitfolgen der atomaren Meeresverschmutzung sind weitgehend unbekannt. Dass es darüber kaum Informationen gibt, ist kein Zufall: Die wahre Faktenlage wird geleugnet, heruntergespielt oder verheimlicht. Die Verantwortlichen beschönigen seit Jahren das wahre Ausmaß der Gefahren, die von dem versenkten und vergessenen Atomendlager im Meer ausgehen.

Dienstag, 1. April 2014

ALBTRAUM ATOMMÜLL



Auf die zunehmende Angst vor den Folgen der Erderwärmung reagieren Industrielle und manche Politiker mit dem Wundermittel Atomenergie: eine saubere und kontrollierbare Energie ohne schädliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, die sogar zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt. Aber ist sie wirklich so sauber, wie man uns weismachen will?

Atomkraftgegner und -befürworter streiten darüber, ob diese Form der Energie, die von den meisten europäischen Ländern bereits aufgegeben wurde, nun doch wieder genutzt werden soll. Im Zentrum der Debatte steht eine Angst, die alle teilen: die vor dem Atommüll.

Er ist die Schwachstelle der Atomenergie, ihre Achillesferse, ihr schlimmster Albtraum. Die Bevölkerung hat Angst vor dem Atommüll, die Wissenschaft findet keine annehmbare Lösung dafür, die Industrie versucht zu beschwichtigen, und die Politik meidet das Thema. Die wenigen europäischen Länder, die eine öffentliche Debatte über radioaktive Abfälle führen, haben bereits einen schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Dies gilt für Deutschland, Österreich, Schweden und Belgien. Aber was weiß man eigentlich genau? Wie kann man sich überhaupt eine klare Vorstellung bilden bei diesem Thema, das so lange unter Verschluss gehalten wurde? Wie erklärt sich dieses demokratische Defizit in einer politisch und ökologisch so wichtigen Angelegenheit?

Der Film sucht in Frankreich, Deutschland, den USA und Russland nach der Wahrheit über den Atommüll. 

Gemeinsam mit Experten der französischen „Kommission für unabhängige Forschung und Information zur Radioaktivität“ (CRIIRAD) hat das Filmteam mehrere Atomkraftwerke besucht. Anhand von Messungen und Proben vor Ort sowie in Gesprächen mit Beschäftigten der Atomindustrie und Atomkraftgegnern werden Antworten auf die Fragen gesucht, die sich alle stellen:

-       Sind radioaktive Abfälle gefährlich?
-       Wie wird mit ihnen umgegangen?
-       Gibt es eine Lösung für sie?

Im Gespräch mit Vertretern aus Politik (die frühere französische Umweltministerin Corinne Lepage und Robert Alvarez, Energieberater der Clinton-Regierung) und Industrie (Areva, EDF) werden weitere Fragen angeschnitten:

-       Wird die Bevölkerung ausreichend über die Gefahren radioaktiver Abfälle informiert?
-       Gehen Atomenergie und Demokratie überhaupt zusammen?
-       Wer entscheidet wirklich?
-       Was steht politisch und wirtschaftlich auf dem Spiel?
-       Bedroht der Atommüll die Zukunft der Kernenergie?

Indem er das Tabu „Atommüll“ angeht, ergründet der Film die dunkle Seite der Atomenergie, an der auch ihr demokratisches Defizit deutlich wird. Er will Klarheit in ein Thema bringen, das für die Zukunft der Menschheit von entscheidender Bedeutung ist.