Mittwoch, 23. November 2011

DER FALL DER GIGANTEN

 

Wie konnte der gesamte US-Finanzmarkt innerhalb kürzester Zeit so dramatisch einbrechen und damit die gesamte Welt in eine tiefe Rezession stürzen? 

Die Dokumentation analysiert die Ereignisse, Entscheidungen und Zusammenhänge. 

Lehman Brothers: Die Investmentbank wurde 1850 gegründet und meldete im September 2008 Insolvenz an. Mit dem Bankrott von Lehmann Brothers entstand durch die Vernetzung der internationalen Märkte ein Dominoeffekt auf den Finanzmärkten von nie dagewesener Größe und Geschwindigkeit. 

Paul Krugman ist Wirtschaftsnobelpreisträger und Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University. Der Sachbuchautor und Kolumnist der New York Times kommentiert in dieser Dokumentation: "Ich bin sicher, dass Finanzminister Paulson irgendwo sitzt und sagt: "Mein Gott, wir haben es mit der zweiten großen Depression zu tun". Das ist der schlimmste Alptraum, den ein Wirtschaftspolitiker haben kann". 

Herbst 2007: Der Immobilienmarkt beginnt zu schwanken. 300.000 Häuser werden zwangsversteigert. 

Bear Stearns: Die Investmentbank wurde 1923 gegründet und rückte im Frühling 2008 ins Rampenlicht, als ihre Bargeldmittel und das Vertrauen der Kunden schwindet. Binnen weniger Stunden schrumpfte ihr Aktienwert auf einen Bruchteil ihres bisherigen Wertes. Bear Stearns wurden quasi zwangsweise auf Befehl des damaligen US-Finanzministers Henry Paulson an J.P. Morgan verkauft. Einige Monate später folgte der Zusammenbruch der Bank Lehmann Brothers. Paulson ließ sie in den Bankrott abstürzen, ohne zu ahnen, welche Lawine er damit auslöste. 



Ein Finanzunternehmen nach dem anderen kam in eine bedrohliche Krise. Finanzminister Paulson und Zentralbankchef Ben Bernanke mussten, um das US-Finanzsystem und die amerikanische Wirtschaft zu retten, die neun größten Banken des Landes verstaatlichen. Inzwischen hat die Zentralbank hunderte Milliarden Dollar an Kapitalspritzen verteilt. Und keiner weiß, ob das genug sein wird.

Montag, 7. November 2011

HÜHNER FÜR AFRIKA - VOM UNSINN DES GLOBALEN HANDELS



Die Erkenntnis, dass Cholesterin und Übergewicht ein Gesundheitsrisiko darstellen, machte fettarme Diäten populär. Statt des fetten, halben Hühnchens wollte man die magere Hühnerbrust auf den Tellern. Das lassen sich die Hersteller teuer bezahlen. Der Rest vom Vogel erscheint europäischen Verbrauchern heute meist minderwertig. Das aber stellte die Hühnerbarone vor Probleme: Wohin, bei rapide steigendem Brustverkauf, mit all den Schenkeln, Rücken, Füßen, Innereien, mit dem gigantischen Hühnerhaufen, der sich nur bedingt nach Russland, Nahost oder sonst wohin verfrachten lässt? So begann der große Exodus der zerstückelten Hühner, während in Togo und im Senegal, in Angola, Liberia und Ghana die lokale Industrie zusammenbrach.

Brust oder Keule? Die deutschen und französischen Konsumenten haben sich eindeutig entschieden. Seit der Wellnesswelle wird nirgendwo so viel Hähnchenbrust gegessen wie bei uns. Die Industrie bedient diesen Trend allzu gerne, denn das Filet wirft den höchsten Profit ab. Doch wohin mit dem verschmähten Rest? Er wird weltweit verschoben. Dabei landen diese Hühnerteile häufig in afrikanischen Ländern.

Die Folge: Lokale Märkte werden dort zerstört, Menschen erkranken an dem minderwertigen Fleisch, denn in Afrika gibt es weder Kühlschränke noch Lebensmittelkontrollen. Am Beispiel von Ghana und Togo wird deutlich, welche Auswirkungen die Exporte auf die Märkte und die Menschen in Afrika haben.

Die Dokumentation gibt aber auch einen Einblick in ein Geschäft, in dem täglich Hunderttausende Hühner vom Schnabel bis zur Kralle verarbeitet werden. Der Druck auf die Hühnerzüchter wächst nicht nur in Afrika: Riesige Mengen von tiefgefrorenem Hühnerfleisch aus Brasilien werden billig nach Europa verschifft und vernichten selbst in den traditionellen Hühnerzuchtgegenden Frankreichs immer mehr Arbeitsplätze.

Mittwoch, 2. November 2011

SIN NOMBRE



Gemächlich schlängeln sich die Güterzüge durch Mexiko Richtung Norden. Darauf reisen die Hauptfiguren des eindrücklichen Spielfilmdebüts «Sin Nombre» von Cary Fukunaga. Rasant und packend schildert er in seinem Flüchtlings- und Bandendrama eine Reise der Hoffnung.

Die USA sind das Ziel einer Familie aus Honduras, die aus dem etwa 17-jährigen Mädchen Sayra, ihrem Vater und ihrem Onkel besteht. In Tapachula gelangen sie von Guatemala über die Grenze nach Mexiko, wo sie auf den Güterzügen bis zur Grenze zu den USA gelangen wollen. In Tapachula treibt auch Casper sein Unwesen. Er ist Mitglied der brutalen Bande Mara Salvatrucha, in die er gerade einen jungen Knaben einführt, der den Spitznamen El Smiley erhält.

 Obschon Casper verhindern möchte, dass seine geheime Freundin in die kriminelle Welt hineingezogen wird, taucht sie eines Abends bei einem Treffen auf. Der lokale Bandenführer Lil' Mago versucht sie zu vergewaltigen, erschlägt sie dabei aber versehentlich. Als Lil' Mago mit El Smiley und Casper später die Migranten auf dem Zug ausrauben, rächt sich Casper für den Mord an seiner Freundin und tötet Lil' Mago. Für seine Flucht bleibt er auf dem gleichen Zug wie die Familie aus Honduras. Zwischen ihm und Sayra entsteht mit der Zeit eine Zweckgemeinschaft. Derweil beschliesst die restliche Bande den Tod von Casper.



Dreckig ist die Welt der Migranten auf dem Weg von Süden nach Norden. Auch die Welt der gewalttätigen Banden ist nicht wirklich glanzvoller. Unerschrocken und unerbittlich werden die Hauptfiguren in dieses Elend geworfen. Regisseur und Drehbuchautor Cary Fukunaga erzählt die Geschichte in imposanten Bildern. Die wunderschönen Aufnahmen von der Zugreise heben sich auf berührende Weise vom Elend der Migranten ab. Mitreissend sind auch die Schauspieler, die auf der Reise in ihren intensiven Rollen versinken.