Mittwoch, 17. April 2013

HAITI - TÖDLICHE HILFE




Nach dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 wurde Haiti von einer Hilfsmaschinerie geradezu überrollt. Der Präsident, die Regierung und die Zivilgesellschaft wurden dadurch ausgeschaltet und jede lokale Initiative wurde blockiert. Der haitianische Filmemacher Raoul Peck dokumentierte den Wiederaufbau und hinterfragt in seinem Dokumentarfilm die Wirksamkeit und die Folgen dieser beispiellosen internationalen Hilfskampagne.

Schonungslos prangert der Dokumentarfilm das verheerende internationale Hilfsmanagement angesichts der komplexen Situation nach dem Erdbeben in Haiti an. Zu den wichtigsten Steuermännern und Protagonisten gehören die internationalen Hilfsagenturen, die meisten weltweit tätigen Nichtregierungsorganisationen, der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, internationale Experten von überall her, ganze Flugzeuge voller wohlmeinender Katastrophenhelfer und nicht zu vergessen: die Hollywoodstars.

Die "Hilfsmaschine" überrollte die staatlichen Strukturen Haitis, schaltete den Präsidenten, seine Regierung und die haitianische Zivilgesellschaft aus und blockierte brutal jedwede lokale Initiative. Drei Jahre nach Beginn dieses fragwürdigen Wiederaufbauprozesses ist die haitianische Bevölkerung nicht nur an den Rand gedrängt, sondern noch hilfloser als vor der Katastrophe. Die insgesamt elf Milliarden Dollar, die die Weltgemeinschaft dem gebeutelten Land zugesagt hat, sind noch immer nicht vollständig ausgezahlt, geschweige denn für effektiven Wiederaufbau verwendet worden.


"Tödliche Hilfe" geißelt das kollektive Gutmenschentum und das Scheuklappendenken der Institutionen. Angesichts des generellen Versagens der Entwicklungshilfe fordert der Film die sofortige Einstellung der derzeitigen "Hilfs"-Strategien.

1 Kommentar:

  1. Tragisch; obwohl vieles bekannt, bleiben einem die Worte im Hals stecken. Ein wichtiger Film, gut aufgebaut, danke. Viele Menschen auch hierzulande hatten 2010 gespendet und sind nun enttäuscht. Verständlich. Lässt man das leidgeprüfte Volk nun im Regen stehen?
    Hilfe zur Selbsthilfe ist gefragt. Unterstützung, die zielorientiert, personen- oder projektbezogen ist. Hilfe, die ankommt. Wie viele Kleinstorganisationen oder Einzelpersonen arbeiten.
    Aktuell z.B. unter http://www.100-days.net/de/projekt/haiti-schule-tut-not/news . Initiative Haitianerinnen wollen Bildung für ihre Kinder. Ein Menschenrecht.

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