Bereits jetzt gibt es über eine Milliarde hungerleidende Menschen auf
der Erde, und täglich wächst die Weltbevölkerung um weitere 200.000
Menschen, die auch satt werden wollen. Ziel der Nahrungsmittelhilfe ist
es heute, die Weltbevölkerung mit nährstoffreicher Fertignahrung zu
ernähren. Kann das gelingen?
Jahrzehntelang richtete sich die Nahrungsmittelhilfe nach der
Agrarpolitik der Länder auf der Nordhalbkugel. Deren Agrarüberschüsse
flossen als Spenden in die armen Länder, ohne dass nach den wahren
Bedürfnissen der Betroffenen gefragt wurde. Innerhalb weniger Jahre
haben ernährungswissenschaftliche Untersuchungen zu einem
Paradigmenwechsel in der Nahrungsmittel- und Entwicklungshilfe geführt.
Die Erkenntnisse über Unter- und Mangelernährung zeigen, dass der
Nährwert der Lebensmittel wichtiger ist als die konsumierte Menge.
Die Entwicklung von nährstoffreichen Lebensmitteln erfordert jedoch
einen hohen Forschungsaufwand. Diesen kann nur der private Sektor
finanzieren, der mit den NGOs und internationalen Organisationen in den
betroffenen Ländern stark vertreten ist. Therapeutische Fertignahrung
wie zum Beispiel „Plumpy’nut“ wird von Äthiopien über Niger bis nach
Indien zur Behandlung von unterernährten Kindern eingesetzt. Die
kalorienreiche Erdnusspaste ist zu einem Vorreiterprodukt für die großen
Lebensmittelkonzerne geworden. Sie wollen mit Hilfe ihrer bereits gut
aufgestellten Vertriebsnetze in Afrika, Asien oder Südamerika mit einer
neuen Generation von Nahrungsmitteln einen Markt von einer Milliarde
hungernder Menschen erschließen.
Diese Unternehmen, die ihre große Macht der Agrarpolitik der
Industrieländer verdanken, wollen die Ernährungspolitik nach ihren
Regeln gestalten, um möglichst hohen Profit daraus schlagen zu können.
Hinzu kommen neue Marktteilnehmer aus dem Silicon Valley. Alles Kommerz
oder bieten sie ernst zu nehmende Lösungen für die Ernährungsprobleme
unseres Planeten?
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