Mittwoch, 2. Juli 2014

WACHSTUMSMARKT WELTHUNGER



Bereits jetzt gibt es über eine Milliarde hungerleidende Menschen auf der Erde, und täglich wächst die Weltbevölkerung um weitere 200.000 Menschen, die auch satt werden wollen. Ziel der Nahrungsmittelhilfe ist es heute, die Weltbevölkerung mit nährstoffreicher Fertignahrung zu ernähren. Kann das gelingen?

Jahrzehntelang richtete sich die Nahrungsmittelhilfe nach der Agrarpolitik der Länder auf der Nordhalbkugel. Deren Agrarüberschüsse flossen als Spenden in die armen Länder, ohne dass nach den wahren Bedürfnissen der Betroffenen gefragt wurde. Innerhalb weniger Jahre haben ernährungswissenschaftliche Untersuchungen zu einem Paradigmenwechsel in der Nahrungsmittel- und Entwicklungshilfe geführt. Die Erkenntnisse über Unter- und Mangelernährung zeigen, dass der Nährwert der Lebensmittel wichtiger ist als die konsumierte Menge. 

Die Entwicklung von nährstoffreichen Lebensmitteln erfordert jedoch einen hohen Forschungsaufwand. Diesen kann nur der private Sektor finanzieren, der mit den NGOs und internationalen Organisationen in den betroffenen Ländern stark vertreten ist. Therapeutische Fertignahrung wie zum Beispiel „Plumpy’nut“ wird von Äthiopien über Niger bis nach Indien zur Behandlung von unterernährten Kindern eingesetzt. Die kalorienreiche Erdnusspaste ist zu einem Vorreiterprodukt für die großen Lebensmittelkonzerne geworden. Sie wollen mit Hilfe ihrer bereits gut aufgestellten Vertriebsnetze in Afrika, Asien oder Südamerika mit einer neuen Generation von Nahrungsmitteln einen Markt von einer Milliarde hungernder Menschen erschließen. 

Diese Unternehmen, die ihre große Macht der Agrarpolitik der Industrieländer verdanken, wollen die Ernährungspolitik nach ihren Regeln gestalten, um möglichst hohen Profit daraus schlagen zu können. Hinzu kommen neue Marktteilnehmer aus dem Silicon Valley. Alles Kommerz oder bieten sie ernst zu nehmende Lösungen für die Ernährungsprobleme unseres Planeten?

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