Freitag, 18. Juli 2014

DARWINS ALPTRAUM



In den 1960er Jahren wurden in einem Experiment 35 Nilbarsche im Viktoriasee ausgesetzt, eine Raubfischart, die bis dahin nicht in diesem See vorkam. Ziel war es, mit diesem vermehrungsfreudigen Speisefisch die regionale Fischwirtschaft zu fördern.

Doch die Folgen dieses Eingriffes in die Natur waren ungeahnt katastrophal für die Fauna des Sees – innerhalb von 30 Jahren wurden durch den gefräßigen Räuber über 400 verschiedene Fischarten ausgerottet. Weil es keine algenfressenden Fische mehr gibt, ist der See mittlerweile stark eutrophiert und die Sauerstoffkonzentration in tieferen Seeschichten sinkt ständig.

Aus wirtschaftlichen Interessen wurde und wird von den Anliegerstaaten nichts gegen dieses Massensterben unternommen, da der Verkauf des Nilbarsches unter dem Namen Viktoriabarsch äußerst profitabel ist. Dies kommt der heimischen Bevölkerung aber keineswegs zugute.

Der Film dokumentiert, dass vom Exportgewinn nur wenige profitieren, während zehntausende Menschen arbeitslos werden, ihre traditionelle Nahrungs- und Erwerbsgrundlage verlieren und schließlich unter unmenschlichen Bedingungen leben (und arbeiten) müssen. Auch wenn der Film keine direkten Hinweise auf diesen Zusammenhang liefert, so erweckt er den Anschein, dass der Profit mindestens teilweise für den Ankauf von Waffen ausgegeben wird. Wiederholt wird angedeutet, dass die Transportflugzeuge mit den wertvollen Fischfilets nach Europa fliegen und mit Waffen beladen nach Tansania zurückkommen. Zunächst bestreiten die Piloten, zu wissen, was sie aus Europa liefern, doch endlich gesteht ein russischer Pilot unter Tränen, dass Waffen transportiert wurden. Sie alle wissen es letztlich von vornherein.

Sauper interessiert sich in dem Film nicht nur für die politischen Zusammenhänge, sondern ist ergreifend nahe an den beteiligten Menschen. Seine Hauptpersonen sind russische Piloten, arbeitslose Fischer und die Menschen, die, aus dem Hinterland kommend, ihr Glück versuchen. Viele Frauen zwingt die sich oft schnell einstellende wirtschaftliche Notlage zur Prostitution, was wiederum eine große Anzahl von HIV-Neuinfektionen, mit erschütternden Sterberaten unter den Fischern, zur Folge hat. Die örtlichen Behörden scheinen bei all dem machtlos zu sein, Korruption steht an der Tagesordnung, und die Vertreter der UN, der EU und der Weltbank sind entweder ahnungslos oder desinteressiert.

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