Dienstag, 29. April 2014

DIE ATOMBOMBE IM VORGARTEN



Im Umgang mit Atomtechnologie gab es in den ersten Jahrzehnten keine Grenzen: Es wurde im All gebombt, Patienten wurden Atomschrittmacher ins Herz eingepflanzt. Dass wir heute weiser und aufgeklärter sind, ist eine Illusion. Der geschichtliche Rückblick soll als – gar nicht so ferner Spiegel – Sensibilität für den Umgang mit neuen Technologien schärfen.

Es ist der 11. März 1958: Schaffner Walter Gregg ist gerade in seiner Garage beschäftigt, als ein ohrenbetäubender Knall die Stille zerreißt. Mitten im Hof klafft ein zwölf Meter breiter Krater. Darin befindet sich eine halb zerfetzte Atombombe. Sie hatte sich aus einem Flugzeug der US-Army gelöst, weil der Pilot auf den Hebel gefallen war. Glück für die Greggs: Die Bombe war nicht scharf.

Wenig zimperlich gingen die Atommächte USA und Sowjetunion im Kalten Krieg mit der Nukleartechnologie um, trotz Hiroshima und Nagasaki. Höhepunkt der „friedlichen“ Nutzung der Kernenergie: die 1965 geplante atomare Sprengung eines zweiten Panamakanals. Auch die Sowjets verfolgten ihre „friedlichen“ Atom-Projekte, etwa den Bau von Naherholungsgebieten mit Hilfe von Atom-Sprengungen.

Während des Kalten Krieges befand sich das geteilte Deutschland im Fadenkreuz der Atom-Mächte. Aus Angst vor der Übermacht der Roten Armee vergruben die Amerikaner nukleare Sprengsätze an der Grenze zur DDR. „Wenn die Amerikaner eine solche Atommine gezündet hätten, wäre die Folge ein weltweiter Atomkrieg gewesen“, sagt General Jewgeni E. Maslin, der ehemalige Sicherheitschef des sowjetischen Nuklearwaffen-Arsenals.

Einst streng geheimes Filmmaterial aus Russland und den USA sowie Zeitzeugeninterviews dokumentieren, wie haarscharf die Menschen während des Kalten Krieges immer wieder an Atom-Katastrophen vorbeischrammten – und manchmal auch nicht. Der Kalte Krieg ist heute Geschichte. Doch inzwischen sind neue atomare Gefahrenherde entstanden, in Asien und im Nahen Osten. Das Atomzeitalter ist noch längst nicht Geschichte.

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