Mittwoch, 12. November 2014

SÜCHTIG NACH LIEBE




Der Dokumentarfilm erzählt ungewöhnliche, starke und oft tragische Geschichten, die den Zuschauer auf eine emotionale Tour de Force mitnehmen. Weil er zum einen Einblicke in das Seeleninnerste von Menschen gibt, die ihr Lebensglück noch immer suchen, und weil er uns zurückwirft auf die Betrachtung unserer eigenen Vorstellung davon, was Liebe wirklich ist und welchen Stellenwert sie in unserem Leben hat.

Christian ist Leadgitarrist in einer Heavy-Metal-Band und IT-Spezialist. Er hat einen IQ von über 146, lebt in Kalifornien mit seiner Mutter zusammen und hat eine Fernbeziehung. Sherry lebt in Ohio und ist nach Christians Worten seine Seelenverwandte. Die beiden telefonieren jeden Tag, manchmal über Stunden. Und angeblich gehen ihnen die Themen nicht aus. Christian redet sehr gern und sehr viel. Und so erfahren wir von ihm auch viel über seine Kindheit, seinen dominanten, tyrannischen Vater und sein unbändiges Verlangen, endlich als der akzeptiert und geliebt zu werden, der er ist.

Auch Tracy kämpft seit ihrer Kindheit gegen eine übermächtige Elternfigur: Die Mutter zog die anderen Geschwister immer dem schon damals übergewichtigen Mädchen vor. Tracy hat wie Christian mittlerweile selbst Kinder, für die sie sorgt. Sie hat einen verantwortungsvollen Job in der Bank und verdient gut. Doch wie Christian ist Tracy getrieben: getrieben vom unbändig starken Gefühl der Liebe, der sie verzweifelt hinterherjagt. Ziel ihrer Begierde: McKell. Er ist deutlich jünger als sie, arbeitslos und kriegt auch sonst nicht viel auf die Reihe. Doch Tracy weiß genau: Mit ihrer Liebe wird er es schaffen. Fast hat man den Eindruck, als wäre dieser verlorene junge Mann ihr Projekt. Wer genug geliebt wird, der schafft es schon. Doch die Liebesgeschichte von Tracy und McKell verläuft alles andere als ruhig und harmonisch.

Tracy und Christian sind die Hauptprotagonisten in der Dokumentation "Süchtig nach Liebe". Die dänische Regisseurin Pernille Rose Gronkjaer porträtiert sie mit viel Feingefühl und ohne falsche Empathie, ebenso wie die interessanten Nebenfiguren, die von anderen Facetten ihres Liebeswahns berichten. Auf einer fiktionalisierten Ebene erfährt der Zuschauer anhand der Geschichte von Eliza und Christopher den gesamten Ablauf einer typisch liebeswahnsinnigen Beziehung.

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