Donnerstag, 4. September 2014

THE CORPORATION



Der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilm "The Corporation" hat Konzerne zum Thema - und deren Kritik. 

Er gewann den Titel als beliebtester kanadischer Film beim Internationalen Filmfestival in Vancouver, 2004 den Publikumspreis des angesehenen Sundance Film Festivals und 2005 den Genie Award als bester Dokumentarfilm. Und das obwohl das Thema des Filmes keineswegs ein leicht bekömmliches ist. Doch den Regisseuren - Mark Achbar, Joel Bakan und Jennifer Abbott - ist es gelungen, dieses anschaulich aufzubereiten. Es geht um Nike und Lego. Und um noch viel mehr. Es geht um Konzerne.

Das als sehr wirtschaftsfreundlich bekannte Magazin The Economist schrieb über den Film: „Beide Lager der Globalisierungsdebatte sollten aufmerken. The Corporation ist ein überraschend rationaler und intelligenter Angriff auf die wichtigste Institution des Kapitalismus.“

Der Film analysiert zu Beginn das Handeln großer Unternehmen unter dem Gesichtspunkt, dass sie Personen, nämlich juristische Personen sind. Dies hat den historischen Hintergrund, dass der oberste Gerichtshof der USA Unternehmen als juristischen Personen dieselben Rechte wie Menschen als natürlichen Personen zugesprochen hatte. Diese juristische Konstruktion hat sich mittlerweile fast weltweit durchgesetzt. Dies nahmen die Filmemacher zum Anlass, die Handlungen und Verhaltensweisen von real existierenden Großunternehmen (Kapitalgesellschaften) auf eine Art und Weise zu analysieren, als wären diese Menschen. Als Maßstab dienen dabei die DSM-IV-Richtlinien, die Ärzten und Psychologen zur Beurteilung des psychischen Zustands einer Person dienen. Für die Analyse wurden dabei nur tatsächlich geschehene und durch Medienberichte dokumentierte Aktivitäten bekannter Unternehmen herangezogen, vorwiegend aus den USA. Die Filmemacher kommen zu dem Schluss, dass alle Kriterien für schwerste (menschliche) psychische Störungen auf die untersuchten Kapitalgesellschaften zutreffen. Der für den Film interviewte Robert Hare, Psychologieprofessor an der University of British Columbia und FBI-Berater, schließt daraus, dass ein profitgeleiteter Konzern nach klinischen Gesichtspunkten einem Psychopathen gleichzusetzen sei.

Der Film liefert unter anderem einen historischen Abriss der Geschichte der Rechtsformen von Unternehmen. Dabei vertritt er die Position, dass die Entwicklung zu dem im Film dokumentierten unverantwortlichen Verhalten mit der Ablösung des persönlich für sein Unternehmen haftenden Unternehmers durch die anonyme Kapitalgesellschaft, bei der niemand mehr wirklich für deren Handeln als Ganzes haftbar ist, eingeleitet wurde.

Andere Themen sind zum Beispiel: Smedley Butler und der 1933 versuchte Coup gegen Franklin D. Roosevelt; die Privatisierung der städtischen Wasserversorgung Boliviens durch die Bechtel Corporation im Jahr 2000 und die daraus resultierenden Proteste in Cochabamba.

Der Film enthält außerdem Interviews mit prominenten Kapitalismuskritikern wie Noam Chomsky, Naomi Klein, Michael Moore, Vandana Shiva und Howard Zinn einerseits, andererseits aber auch Meinungen von bekannten Managern wie Ray Anderson, sowie Standpunkte von Peter Drucker, Milton Friedman und anderen Befürwortern der freien Marktwirtschaft wie dem Fraser Institute. Weiterhin wird Dr. Samuel Epstein zum Unternehmen Monsanto interviewt, welches das umstrittene Wachstumshormon Posilac vertrieb, um die Milchproduktion zu erhöhen.

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