Ein Handwerk stirbt aus. In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Bäckereien in Deutschland dramatisch gesunken - Über die Hälfte der Brötchen stammen bereits heute aus den Öfen weniger Großbäckereien. Doch welchen Preis zahlen die Kunden für das günstigere Brot? SWR-Umweltredakteur Manfred Ladwig machte sich auf die Spurensuche.
Das Brot, einst tief emotionales Symbol des Lebens, ist heute nur noch eine Massenware. In vielen Back- und Supermärkten wird - so Kritiker - die Ware zu Tiefstpreisen "verramscht". Bäckermeister arbeiten dort keine mehr, da traditionelles Backhandwerk durch industrielle Massenproduktion ersetzt wird. In Deutschland liefern 27 Groß-Backunternehmen mittlerweile mehr Ware als die verbliebenen 17.000 Kleinbäckereien.
Die Zeiten, in denen Backwaren lokale Produkte waren, täglich frisch vom Bäcker um die Ecke: sie gehen zu Ende. Zwar müht sich die Branche, das Image von Tradition und lokalem Handwerk nach außen zu verkaufen. In Wirklichkeit aber legen ihre Produkte immer öfter Tausende von Kilometern zurück. Der Tiefkühltrick macht's möglich: tiefgefrorene Teiglinge, irgendwo in Europa produziert, werden in Backshops - und auch Bäckereien - vom Verkaufspersonal nur noch fertig gebacken.
Die meisten Kunden wissen nicht, dass Billigbrötchen oft mit hochwirksamen Inhaltsstoffen aus Pilzen und Bakterienkulturen verarbeitet werden. Das Problem: Diese Enzyme sind häufig genetisch verändert, unterliegen aber keiner Kennzeichnungspflicht. Die Zusätze sind Doping für die Backwaren. Doch keiner weiß genau, wie sie wirken. Auffallend ist jedoch, dass die Zahl der Verbraucher, die allergisch auf Backwaren reagieren, seit Jahren steigt.
Der Unternehmer Peter Mitsch, der eine Großbäckerei in Warschau betreibt und mit seinen Produkten deutsche Discountbäcker beliefert, wehrt sich jedoch gegen das Bild der bösen Großindustrie: "Der Tod der Handwerksbäcker ist - außer der Nachfolgeproblematik - der deutsche Verbraucher. Stichwort geiz ist geil."
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